Münzen kommen nach Hause

Unser Schatz darf nicht für uns Sendenhorster verloren gehen! So dachten wohl auch viele Sendenhorster, nachdem die Auktion beim Online-Auktionshaus allgemein bekannt wurde. Und siehe da: Es fand sich ein Sponsor, der bereit war, mit seiner und der Hilfe des Heimatvereins, einige Münzen „zurück“ nach Sendenhorst zu holen.

Aus unserem Schatz: Groschen Utrecht Friedrich 1384-1423 Pauluskopf Münster

Schließlich haben sie hier auch über 500 Jahre in der Erde gelegen, der Schatz kam bekanntlich vor 1425 in die Erde) bevor sie 1932 zufällig entdeckt wurden. Damals waren es wohl über 3.000 Münzen und sogar 80 Goldmünzen. Bis zur Präsentation war der Bestand schon auf 382 Münzen geschrumpft, der Rest landete auf dem Schwarzmarkt.

Aus dieser Menge stammen auch wohl die 192 Stück, die bei kürzlich ebay umterm Hammer landeten. Mit dem zur Verfügung gestellten Budget konnten nun 30 Stück erstanden werden. Ggf. finden sich in Sendenhorst noch weitere Münzen, die noch mit in die Sammlung aufgenommen werden könnten. 

Die Münzen stammen aus allen möglichen Gegenden des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, so auch aus den Niederlanden (Diese erlangten Ihre Unabhängigkeit erst 1648 und zwischen dem Münsterland und der Gegend um Deventer bestanden intensive Handelsbeziehungen), aber aus Hamm, Lübeck, Anklam, Lübeck und weiteren Städten. Da Münster keine eigene Münze besaß, sind viele Münzen mit dem Pauluskopf gegengestempelt und weisen deshalb eine gewölbte Form auf. Natürlich hat der Zahn der Zeit an einigen Münzen genagt, insgesamt ist die Qualität aber recht gut und: Die Münzen sind vom Landesmuseum dokumentiert.

Bild: Sendenhorster Schatzgräber bei der Präsentation 1932

Der kleine Schatz liegt nun wohl verwahrt im Tresor der Volksbank Sendenhorst. Stellt sich nun die Frage, was der Heimatverein als neuer Eigentümer damit anstellen mag. Denkbar sei z.B. eine Wander-Ausstellung im Kommunalen Forum oder im St. Josef-Stift. Aber das ist noch Zukunftsmusik und kreative Ideen sind jetzt gefragt, so der Vorsitzende des Heimatvereins Christian Hölscher. „Zu allererst möchte ich der Wiedeking-Stiftung Beckum, besonders dem Kurator Herrn Claus Böckenholt, ganz herzlich für die die Erhaltung eines so wichtigen Kulturgutes für unsere Stadt und das damit gezeigte Engagement für Sendenhorst danken“, so betont er. „Wir möchten den Schatz nach Möglichkeit allen Bürgern Sendenhorsts zugänglich machen“, so erklärt er weiter. 

Der Kreisarchivar beim  Kreis Warendorf Dr. Langewand wurde zur wissenschaftlichen Verstärkung bereits mit ins Boot geholt. Bei einer ersten öffentlichen Präsentation im nächsten Jahr sollen die Münzen natürlich gebührend mit Sendenhorster Klaren – „Zu Hause“ To Hues“ begrüßt werden.

WN, 29.11.2017 1. Bericht

Sendenhorst - Der „Sendenhorster Münzschatz“ hat eine sagenumwobene Historie. Im Jahre 1932 von drei Arbeitern ausgebuddelt, stammen die Münzen vermutlich aus dem ersten Quartal des 15. Jahrhunderts. Wem sie gehörten, ist ungeklärt. Jetzt wird ein Teil der Münzen im Internet zum Kauf angeboten.

Der Fund war für die drei Sendenhorster Arbeiter im Jahr 1932 mitten in der Weltwirtschaftskrise offenbar so etwas wie heute ein Lottogewinn. Auf dem Grundstück des Bauern Große Kogge in der Bauerschaft Bracht, so ist in der Stadtgeschichte von Heinrich Petzmeyer zu lesen, machten die drei Männer beim Verfüllen einer alten Steinkuhle einen einmaligen Fund. Sie stießen auf drei mittelalterliche Tongefäße, in denen sich nach heutigen Schätzungen etwa 4000 Silber- und Goldmünzen befanden – eingerollt in Leinenlappen, wie vor Hunderten von Jahren üblich. Die Herkunft der Münzen ist bis heute ungeklärt. Sie waren in den Krügen größtenteils zusammengebacken und oxidiert.

Die drei Männer beschlossen, den Fund für sich zu behalten. Sie informierten weder den Grundeigentümer, noch die Polizei und auch nicht das Provinzialmuseum in Münster, sondern kontaktierten Münzsammler und Händler in Soest und Frankfurt. Und sie verkauften die Münzen auf dem Schwarzmarkt wohl unter Wert, so Petzmeyer. Erst als der Fund sich nicht mehr verheimlichen ließ, präsentierten die drei Finder der Öffentlichkeit den Rest von 382 Münzen, die nach unbestätigten Quellenangaben wohl um 1425 in die Erde gekommen sind. Dieses Jahr sei auf die jüngste Münze geprägt.

Seit rund einer Woche ist dieser Teil der Sendenhorster Stadtgeschichte Gegenwart. „Knapp 200 Münzen aus dem Sendenhorster Münzschatz stehen bei eBay zum Verkauf“, beklagt der Vorsitzende des Heimatvereins, Christian Hölscher. Auch gestern waren beim Internet-Auktionshaus noch Münzen aus Sendenhorst im Angebot.

Hölscher hat in dieser Angelegenheit auch den Kreisarchivar Dr. Knut Langewand kontaktiert. „Ein Verlust für eines der Highlights der Sendenhorster Geschichte“, waren sich der Vorsitzende des Heimatvereins und der Kreisarchivar einig.

Karte: Heiliges Rümisches Reich im Jahr 1500

Wem die Münzen ursprünglich einmal gehörten und wie sie in die Sendenhorster Erde gekommen sind, ist bis heute unklar. Laut einer Sage könnten sie dem reichen Kaufmann Konrad Rietberg gehört haben, der durch die Sendenhorster Bauerschaft Bracht über die alte Handelsstraße von Münster nach Ahlen geritten sei und seinen prall gefüllten Geldbeutel dabei verloren habe. Der Bauer habe das Geld gefunden, schnell untergepflügt, und später nach einem Fluch des Kaufmanns vergraben.

Aber das sei nur eine Sage, die bei Kaminabenden erzählt werde, erklärt Christian Hölscher. Opens external link in new windowZur Sage hier auf der Seite: Doch Obacht beim Erwerb: Der Schatz ist verflucht...

Aus Petzmeyer:

Natürlich möchten wir gerne wissen, wem der Fund gehört hat, unter welchen Umständen er in die Erde kam. Die Geschichte des reisenden Kaufmanns, der einen Geldbeutel verlor, der dann von einem Bauern gefunden und versteckt wurde, braucht nicht weiter verfolgt zu werden, weil es sich um eine hübsche, aber für die Geschichte wertlose Fabel handelt, die erst nach 1932 erfunden wurde (»Was die alte Sage erzählt«). Häufigste Ursache für das Vergraben des Barvermögens waren Krieg und Kriegsgefahren. Die Jahre 1425, 1426, 1427 waren allerdings ausnahmsweise ruhige Jahre. Von Fehden und Kriegen ist nichts bekannt. Sollten die Münzen aus einem anderen Grunde in die Erde gekommen sein? Handelt es sich vielleicht um das Barvermögen des 1427 kinderlos gestorbenen Konrad Retberg, des letzten seiner Sippe? Leider lassen sich die Fragen nicht beantworten. Auf eine andere Frage, welches Vermögen der Münzschatz zur Zeit seiner Vergrabung um 1425 darstellte, soll zumindest eine Antwort versucht werden. Die 4.000 Silbermünzen setzten sich aus Witten (= 4 Pfennig), Pfennigen und Groschen (= 12 Pfennig) zusammen. 144 Pfennig entsprachen 1 Mark, 20 bis 21 Groschen (240 oder 252 Pfennig) ergaben 1 Gulden. Unter diesen Voraussetzungen entsprach der Wert der Silbermünzen ungefähr 240 Mark bzw. 145 Gulden. Dabei sind die Goldmünzen außer acht gelassen, weil sich über Anzahl und Wert keine Angaben machen lassen. Was konnte man für 240 Mark oder 145 Gulden kaufen? 1409 kostete ein Pferd 4 Mark, eine Kuh 2 Mark. Der Silberschatz hatte also einen Gegenwert von 60 Pferden oder 120 Kühen. Für 145 Gulden bekam man in Sendenhorst ein geräumiges Grundstück mit leidlich großem bürgerlichen Haus. Ein Groschen (12 Pfennig) war der Tageslohn eines Zimmermannsknechts oder der Preis für 4 Hühner oder 30 Eier oder 16 Heringe'.

 Was die Sage erzählt:

Vor langer Zeit ritt ein Kaufmann über die alte Handelsstraße von Münster nach Ahlen. Hin und wieder griff er nach seinem reich mit Geldstücken gefüllten Felleisen, das er am Sattelzeug befestigt hatte. In der Nähe von Sendenhorst traf er auf einen Bauern. Freundlich grüßte er den Landmann, der neben der einsamen Straße seinen holprigen Acker pflügte. Dieser schaute dem weiter reitenden Fremden hinterher. Da sah er, wie sich ein Gegenstand vom Pferd löste und auf die Erde fiel. Schnell lief er hin, um nachzuschauen und war außer sich vor Freude, als ihm aus einem Ledersack viele Geldstücke entgegenblinkten. Der Bauer versteckte das Geld und pflügte dann weiter, als sei nichts geschehen. Inzwischen hatte der Kaufmann den Verlust seines Vermögensbemerkt. Wiederholt ritt er die letzte Wegstrecke auf und ab. Vergebens untersuchte er jedes Schlagloch und jede Wagenspur. Inder festen Überzeugung, dass nur der Bauer das Geld haben könne, ritt er auf den Acker und fragte den Landmann nach dem Schatz. Doch dieser schaute kaum auf. Ihn störte weder das Flehen des Kaufmanns noch eine versprochene hohe Belohnung. Zuletzt rief der verzweifelte Reiter dem Finder die Worte zu: "Nur du kannst mein Geld haben. Gib es heraus, sonst ist der Schatz verflucht. Keinem soll er Glück bringen. Niemals soll auf deinem Hofe einmännlicher Erbe geboren werden!" Dann sprengte er davon. Ein unheimliches Grauen erfasste den Bauern. Krumm und schief lief der Pflug durch das Land. "Lieber will ich einen Erben haben, als das viele Geld", murmelte er grübelnd vor sich hin und vergrub den Schatz. Das schützte ihn jedoch nicht vor dem Fluch. Der Schatz brachte ihm, seiner Familie und seinen Nachkommen kein Glück.

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