Juden
1. Frühe Erwähnung jüdischer Familien in den Stadtrechnungen
(Quelle StA Münster Domkapitel Akten)
1751 Stadtrechnungen
Empfang extraordinäre Einnahmen
- Jude Jacob pro hoc anno contribuirt 6 Rthlr
- Jode Salomon 6 Rthlr
- Jude Alexander 5 Rthlr
1768 Brandkataster, Häuser, die von Juden bewohnt wurden
alt 59, neu 50
2 Etagen, Wert 300 Taler: Lazarus Jacob, vergleiderter Jude
alt 78, neu 87
Wert des Hauses 480 Taler; Joseph Moyses, vergleideter Jude; Haus Erben Wettendorff; zweiter Hand Berndt Henrich Wieler angekauft.
(alt 80, neu 89
Wert des Hauses 320 Taler; ca 1775 Levi Valck; dritte Hand Leffman Valck, 1785 von Gerichtsschreiber Langen angekauft.)
alt 95, neu 105
Haus von geringem Wert mit Stallung (115 Taler versichert): Alexander Abraham, vergleideter Jude: Hauseigentümer Hofcammerrat Siverdes (Münster)
alt 97, neu 107
Haus 190 Taler; Hertz Jacob, vergleideter Jude; zweite Hand Salamon Ansell; Hauseigentümer Erben Bonse
1778 Schatzungsregister (Hausnummer, Name, Schatzung)
59 Lazarus Jacob, 7 Schilling
78 Leefman David, 8 Schilling
95 Jacob Alexander, 6 Schilling
97 Salomon Ansell 6 Schilling
215 Lewi Valck 7 Schilling
1782 Stadtsbuch
Rückstände des Juden Jacob Alexander 8 Rthlr
ferner Wwe Hirsch 2 Rthlr
Jacob Latzerus 5 Rthlr
1787
Extraord. Schatzung:
6 Juden 22--
die Judenschaft von ihrer Begräbnis aufm Nordenwall 1-14
1789 Stadtbuch
Extraord. Schatzung: Die Judenschaft können mehr zahlen, zumal einige, besonders der Schwiegersohn des Latzerus Jacob, einen starken Handel betreiben
1796
Häuser (alte Nr) im Besitz bzw in Miete von Juden
1. a58 .n51 Ostviertel
Jude Ansel Salomon, gibt Grundzins an Vikarie J Bapt 1-3 Thrl
1768 Joan Herman Knipping
2 a95 n 105
Jud Jacob Alexander
1768 Haus Alexander Abraham, vergleideter Jude
Hauseigentümer Hofrat Siverdes
Grund Vikarie St Catharina
vor 1750 Schmetkamp
3. a100 n110
1768 olim Geislers Hausstätte, Eigentum der Stadt, wüst
1780 von Leefman David aufgekauft
4. a198 n118
1768 Joan Melchior Frencking, Windmüller
Wwe Bonse, nun Michael Federley
Jude Seelig Levi
5. a97 n107
Jude Leiser Michael
1768 Hertz Jacob, vergleideter Jude
Hausbesitzer Erben Henrich Bonse
Juden 19. Jh
(Quelle meist Stadtarchiv Sendenhorst)
1804 SAS II 1.2
Levi David stellt Strafantrag bei der preuß Regierung. Die bereits angezeigten Belästigungen hielten weiter an ... „Und in der Nacht vor seiner Hausthür mit Steinen von beträchtlicher Größe zu werfen und davor zu stoßen, als wäre es ihre Absicht, wie schon einmal geschehen, zu sprengen, um so über sein Vermögen herfallen zu können ... Weil der Unfug in der Nacht geschehen, habe er keine Beweismittel beibringen können.“ ... Seine Dienstboten seiene ihres Lebens nicht sicher und verließen ihn ... Er sehe sich demnach in sofern ganz verlassen in die elendste lange, die ihm stets Mißhandlung und Tod befürchten ließe
1805
Magistratus berichtet auf Anfrage wegen er Krüppel- und Krankenfuhren, daß sie im hiesigen Stadtbezirk nicht üblich. Es ist aber wohl der Fall, daß kranke Juden hierher transportiert werden. Solche werden an den Vorsteher der Judenschaft abgeliefert, und dieser muß alsdann für das weitere Fortkommen sorgen.
1. Kaufvertrag über ein Haus auf dem Schlabberpohl:
19.09.1806
Linnentuchmacher Adolph Linnemann verkauft dem Taglöhner Bernd Herm Gerds das am Südgraben Cat. 88 (alt) belegene Haus samt dem dahinter gelegenen Gehöfte für 240 Taler.
Dafür übernimmt der Käufer die Schulden des Verkäufers, nämlich
a) ein Capital von 100 Taler an die geistliche Jungfer Catjou nebst rückständige Zinsen in Höhe von 51 Rthlr 21ß
b) an den hiesigen Schutzjuden Ansel Salomon 15 Taler
d) an den hiesigen Schutzjuden Leffmann David 23 Taler
e) an den Herrn Pfarrer Darup 4 Taler
1809 IV 19 A 1153
Im Beisein und in Gegenwart des Judenvorstehers Ansel Salomon wird der Betrag zur Landesschatzung festegelegt.
- Ansel Salomon 14ß
- Levi David 15-2ß
- Selig Levi 12-10
- Melchior Leser 12-10
- Ansel Hertz gegenwärtig Wittwe und völlig arm; wohnet auch nur in einem Heuergadem
- Jacob Alexander verstorben. Wittwe bewohnt Haus Nr 174 und trägt davon die monatliche Schatzung von 4-6ß
1809 IX 15
Rendant Suermann beschwert sich über Rückstände der Juden: ... Die Zahlungen stehen von April bis jetzt zurück und die gedachten beiden Juden (Melchior Leser, Levi David) wollen sich zur Zahlung aug keine Art bequemen, obschon dieselbe wiederholt dazu aufgefordert, sogar schon mit Execution bedroht sind.
1809 Oct Municipalitäts-Director Langen:
Die Sendenhorster Juden stehen unter dem Rabbiner David Breslau, Warendorf, der 1807 verstorben; seine Stelle ist vacant.
Anweisung an die Juden für die Kaiserin in Zeiten der Schwangerschaft zu beten
ca 1810 Vermögensverhältnisse der Juden in Sendenhorst
Ansel Salomon 320 Rthlr
Jacob Alexander 100
Melchior Lazarus 540
Levi David 630
Selig Levi 560
Ansel Hertz 30
1810 A1420
Register der Juden:
Anweisung Bürgermeister Langen an Vorsteher Ansel Salomon bezügl. das in Ihre Synagoge verlesene Publicandum, die Aufnahme des Personenstandsregister betreffend
Antwort Ansel Salomon, Judenschaftsvorsteher
... berichte, daß dergleichen dahier gar nicht obhanden sind, ebensowenig finden sich Wimpel (?) ob sonstige Nachrichten bey der hiesigen Judenschaft, weil es nicht üblich war, daß dergleichen Vorfälle beyn der Judenschaft dahier in ordentliche Register einggetragen wurden
Randbemerkung Langen: In der hiesigen Synagoge sollen Wumpel (?) vorhanden sein,worauf die Beschneidung der Neugeborenen vermekrt ist. ... Wenn es also die jüdischen Gesetze erlauben, daß diese Wunpel aus der Kirche und hierher gebracht werden dürfen, so authorisiere ich Sie, Herr Köngisberger solche Wümpeln zusammengepackt nach hier einzubringen
1810 II 21
Schullehrer Königsberger präsentiert die wunpelen, auf denen vermerkt:
1. Leiser Machachem, geboren 5562 mithin seye derselbe 8 Jahre alt
2. Jüdel Selig, geboren 5561, mithin sieben Jahr alt
Mehr Wümpel könne er nicht erhalten, da der Ansel Salomon solche versteckt halte, in specie den Wümpel von seinem Sohn Jüdel
Randbemerkung Langen: Der Schutzjude Ansel Salomon hat den über die Beschneidung seines Sohns Jüdel in der Kirche vorhandenen Wümpel nunmehr innerhalb von zwei mal zwei Stunden zu übergeben
1811 April A 1153
Statistik der Judengemeinde
Knaben | 13 |
Mädchen | 14 |
verheiratete Männer | 5 |
verheiratet Frauen | 5 |
Wittwen | 2 |
| 39 |
1814
Vermögen der jüdischen Familien
Name | Vermögen | Schatzung pro 1814/15 |
Anschel Salomon | 500 | 45 |
Lefman David | 500 | 45 |
Selig Levi | 400 | 30 |
Levi Ansel | 100 | 25 |
Elias Isaac | 100 | 30 |
Melchior Lazarus | 400 | 17 |
| 2000 |
|
StA Sendenhorst A1154
1816 IX 6
Synagoge:
Die S. ist nach jüdischer Vorschrift eingerichtete wo das männliche vom weiblichen getrennt. Die Andacht darin wird aber nicht regelmäßig gehalten, und wird auf anliegendes Protokoll Bezug genommen. Das Gebäude ist hinter dem Hauses des Juden Leefman angelegt und befindet sich in dem besten baulichen Zustande
1817 I 7 Monache Leser
Nota über verschiedenes, was ich unterschriebener zu fordern habe an der Judenschaft in Sendenhorst (1815-1816)
1815 Oktober
einen Paradies Apfel gekauft und bezahlt 2 Taler
der Jerusalmo, welcher mir von Ansel Sallman zu geschickt worden für Einquartierung 1-9-4 Taler
welcher ihn von Münster nach Sendenhorst brachte 1Sg 2 Pf
ihm ein Pferd mitgegeben nach Ahlen 1-4-8
für 2 Briefe das Postgeld 3ß
1816 Sept
an Futtergeld wegen Abraham Sutro sein Pferd nebst Trinkgeld und Branntwein 18 Sg
Levi Ansel mir ein arm Mann retour geschickt 9 Sg
1 Pfd Wacvhs in der Sinnagoge geliefert 14ß
1 1/2 Pfd Wachs für Lichter in der Sinagoge
ein Schloß nebst dem zuzgeöirgen Schlüssel und ein Werffel 1-9 Taler
eine Liste welche Nacthans angeschlagen hat 4 Sg
In summo 8-11 Tlr
Noch über vorgestellt Strafgelder, welche ich eingenommen
David Lefman, Levi Ansel, Levi Selig, Hertz Ansel, Selig Levi
1818 Nachweis der jüdischen Bevölkerung und des jüdischen Gewerbes 1812 - 1816
1812 19 männlich, 24 weiblich 43 gesamt; 1816 20 männlich 23 weiblich, 43 gesamt
Handel mit Ellen und Kurzwaren, treiben kein bürgerliches Gewerbe, aber wohl den kleinen Schacher
Wert ihrer Grundstücke Ansel 700 Tlr, Levi (?) 300, Monachen 500, Lefmann 600, Selig 500, Elias 325; gesamt 2925 Taler
schlachten zuweilenund treiben sonst keine bürgerlichen Handwerks
»die Juden leben schlegt und sind nicht wenige als üppig in Kleidung und durch ihr karges Leben haben sie sich haus und Garten erworben«
1818 II 26
Bevölkerung der gesamten Gemeinde 1443, Juden 46. 6 Familien, 24 Kinder , Knechte, Mägde 3, 2 Familien unter berg. Gesetzgebung angesiedelt, alle 9 Erwachsenen handeln und hausieren, z Zt kein Schullehrer
1803 waren 6 Familien mit 34 Köpfen in Sendenhorst
es besteht eine Synasgoge in einem eigens dazu bestimmten Gebäude
Der Schullehrer erhält 50 Taler Gehalt und frei Wohnung und Kost: Kost und Logis und Wäsche erhält der Lehrer abwechselnd jede Woche bei den Familienhäuptern. Die Schullehrer bilden sich dazu vorwiegend selbst, wodurch dann natürlich ihre Kenntnisse und Bildung sehr unbedeutend sind. Die Kinder erhalten Unterricht im Hebräischen und ihre Religion. Vier Kinder gehen in die ordentliche Mädchenschule, wo sie Deutsch lesen, schreiben, Rechnen und Stricken lernen. Einige jüdische Knaben gehen zur außerordentlichen Zeit in Abendstunden beim christlichen Schullehrer um daselbst in Deutsch, Lesen, Schreiben und mehreren sich unterrichten zu lassen.
Heb ich zu bemerken für nötig gefunden, daß der Bericht wegen dem Hausierhandel der Juden vom 29. November 1815 schon ziemlich deutlich den Handel der Juden darstellt, daß darauf Bezug zunehmen mir erlaube, und habe noch bemerklich hinzuzufügen nicht überflüssig gefunden, daß die Juden größtenteils mit Armeen Einwohner, verschwenderische Weber, Dienstbothen und verdächtige Leute handeln, denselben von der einen Seite borgen, von der anderen Seite Waren (oft wahrscheinlich gestohlene) für bares Geld wieder abnehmen. Ihre Schulddokumente sprechen gewöhnlich auf zurück gekommenen Bürger zu 5 Pt. und lassen sich dann das 6. oft unter der Hand zahlen; im Frühjahr lassen sich dieselben von ihren Schuldner Gemüse und sonstige Viktualien liefern und berechnen sich dann mit denselben zum halben Wert ihrer Zinsen. Beweise lassen sich hierüber nicht füglich liefern, indem die Schuldner befürchten, daß ihnen die Kapitalschuld mit dem gewöhnlich rückständigen Zinsen gekündigt werde.
Wechselgeschäfte treiben die hiesigen Juden nicht, auch haben dieselben keinen Verkehr mit Pferd, aber wohl bisweilen mit Viehhandel, auch kein Handel mit Korn, Bienen oder Honig, mit Lotterielose handeln die selbe aber nur mit Einheimische.
A 765 (Gewerbe)
1818 Nov 20
Wohlverhaltunszeugnis des Bürgermeisters Langen für Monachem Leser (»wird hiemit das Zeugnis erteilt, daß er einen unverdächtigen Lebenswandel führet und als einen ordentlichen Einwohner hiesiger Stadt bekannt ist und daher das Qualifikations-Attest zum Hausierhandel mit Ellenwaren erteilt werden kann.
Signalement: 51 Jahre, 5 Fuß groß´, schwazre greise haare und Augenbrauen, graue Augen, große Nase, rundes Kinn, schwarzes Bart, mittelmäßige Statur
1818 XII 3
dito für Itzig Levi
Signalement: 19 Jahre, 4Fuß 5 Zoll, schware Haare, schwarze Augenbrauen, lange und briete Nases, blasse Gesichtsfarbe, Nerve (Narbe) über dem rechten Auge
1819 I 12
dito für Levi Ansel.
Signalement: 40 Jahre, 5 Fuß groß, schwarze Haare, bedeckte Stirn, graue Augen, dicke Nase, runde sKinn, schwarzer Bart, rundes GEischt geusnde Gesichtsfarbe. mit dem linken Auge blind.
StA Sendenhorst A 1155 (Juden-Sachen Spec. 1818-1888)
1818 VI 27
Jüdische Bevölkerung zu Enniger
1812 5 männl, 6 weiblich; 1816 unverändert; 2 Familien - Familienoberhäupter treiben Handel
"Haben blos eigene Häuser, leben übrigens dürftig."
Bericht Bürgermeister Brüning über die Juden in Enniger:
Juli 1818
Indem ich die nach der nebenbemerkten verehrlichen Verfügung desiderirte Nachweise über die jüdische Bevölkerung in Enniger gehorsamst hiebey vorlege, berichte ich:
ad A: Es waren im Jahre 1803 schon zwey jüdischen Familien in Enniger. Diese wohnten zu der Zeit jedoch in einem Hause und betrug die Zahl der Juden inclusive Kinder - 10.
Vor der Zeit existirte in Enniger nur eine Juden Familie. Das Familienhaupt davon; Moyses Hertz, hat unterm 11. Sept. 1764 von der Münsterschen Hofkammer für 20 Pistolen ein Geleit erhalten, worin auf einen Reichsabschied und auf eine erlassene Judenverordnung Bezug genommen wird, wovon in meiner Registratur keine Nachricht vorhanden.
Dem Sohne des vorgedachten mit Namen Simon Moyses ist von der Münsterschen Hofkammer im Jahre 1797 gratis eine Geleit ertheilet, wodurch das des Vaters annulliert worden.
ad B. Außer den hier angeführten Abgaben und Lasten praestirten die Juden in Enniger weiter nichts, und soviel aus dem Geleidsbrief zu ersehen, ist dem Sohne des Simon Moyses das Geleid gratis ertheilt worden.
ad C: Bey dem gänzlichen Mangel an Akten von der Judenschaft voriger Zeiten kann ich über das hier Gesagte weiter keine Auskunft geben. ...
ad D. Besonders unter der Fremdherrschaft erlassene Verfügungen sind mir sowie Ausnahmen vom Bürgerrecht nicht bekannt
ad E: In Enniger existirt überhaupt keine Synagoge.
ad G: Gegenwärtig wird in Enniger kein jüdischer Schullehrer gehalten. Die schulfähigen jüdischen Kinder frequentieren die Ortsschule, worin sie allen Unterricht, außer dem religiösen beiwohnen. Über die Empfänglichkeit, Ab- oder Zuneigung derselben für die moralische Bildung kann ich aus dem Grund zur Zeit keine Auskunft geben, weil der Schullehrer zu Enniger vor 3 Wochen gestorben.
ad H: Es ist nicht zu verkennen, daß die Juden im Allgemeinen zu Betrügereyen geneigt sind. Sie haben wenige Ehrgefühl und erröthen kaum, wenn sie über eine Betrügerey ertapt werden. Der Landbewohner wird am meisten von den hausierenden Juden aufs Ohr gehauen, indem sie gewöhnlich verlegenen oder doch schlechte Waare insgemein sehr hoch ausbringen, weil sie creditiren, und dabey besonders bey den weiblichen Dienstbothen alles mögliche verkaufen. Die Juden in Enniger sind indessen zu unvermögend, als daß sie sich mit Geldwechsel, Geldvorschießen und Wechselkaufen abgeben können. Und sich auch keine besondere Betrügerey und Rechtsstreit bisher von ihnen bekannt geworden.
ad I: Die sittliche Verbesserung der Juden dürfte hauptsächlich in ihre Erziehung zu suchen seyn, Es fehlte derselben besonders auf dem Lande ein gründlicher Unterricht. Die Hauslehrer sind gemeiniglich selbst ungebildete herumlaufende Juden, die sich für das Lehrfach nicht vorbereitet haben, sondern in der Qualität eines Lehrers ihren Unterhalt suchen. Zweckmäßig dürfte es daher seyn, wenn die Erziehung der Juden und die Bildung ihrer Lehre unter Staatsaufsicht gestellet oder daß die Juden auf dem Lande gehalten würden, ihre Kinder in die Ortsschule zu schicken, Vor allem Dingen aber müßte für die Anschaffung einer in deutscher Sprache aufgefaßten der jüdischen Religion angemessene Sittenschrift gesorgt werden, und solche ihnen von ihren geistlichen Behörden zum Gebrauch anempfohlen oder anbefohlen werden. Dem Landmann aber würden sie nicht halb so schädlich seyn, wenn ihnen der Hausierhandel mit allerhand Waren verbothen würde. Und da die von Christen betriebenen Hausierhandel wohl für die Landbewohner als auch für die städtischen und ländlichen Communen sehr Nachtheiliges hat, so dürfte auch dieser mit abgeschafft werden.
Ort ungefähr 60 Jahren hat sich die erste Judenfamilie in Enniger angesiedelt, Übrigens sind keine älteren Verordnungen und Litteratur hier vorhanden.
1821 Verhandlungsprotokoll, Enniger
Simon Moises hat den Namen Simon Spiegel, Hertz Moises den Namen Hertz Rollmann gewählet
1829 StA Sendenhorst alt III 2-5
Beschwerde einiger Eingesessener der Stadt Sendenhorst wegen beabsichtigter Niederlassung des Joseph Rothschild als Kaufmann.
Dem Vernehmen nach will auch der bisher bey seinem Bruder hier wohnende Jos. Rothschild sich als Kaufmann niederlassen. Die hier schon vorfindlichen handelsleute finden sich dadurch sehr benachtheiliget, so daß sie sich genöthigt finden, Ihnen darüber eine gehorsame Vorstellung zu machen.
Sendenhorst ist ein kleines Städtchen, besteht größtentheils aus Taglöhnern und Handwerkern. Diese und auch ein nicht bedeutender Bauernstand sind die einzigen, wovon der hiesige Handelsstand seinen Verdienst hat. Die wenigen übrigen bemittelten beziehen ihren Bedarf unmittelbar von Münster. Zur Befriedigung der Bedürfnisse dieses geringen Personenstandes befinden jetz schon 34 Handelsleute und dazu drey christlige Metzger in hiesiger Stadt, die doch keine anderthalbtausend Einwohner zählt.
Gewiß ist also die Zahl der Verkäufer gegen die der Käufer bey weitem übertrieben. Daher ist auch der Verdienst eines jeden Handelnden nur karg.
Wir finden uns im gegenwärtigen Falle unsomehr zu einer Beschwerden veranlaßt, da nicht nur dem Handelndn, sondern auch dem ganzen Publikum daran gelegen, daß durch eine übermäßige Anhäufung der Israeliten das Wohl der Christen nicht gefährdet werde. Schon bestehen hier jetzt acht Judenfamilien mit 57 Personen, alle vom Handel lebend. Ebenfalls zu großer Menge gegen die Zahl der Christen. Hier ist auch nich zu bemerken, daß außer diesen Juden noch mehrere junge Leute dieses Glaubens sich vordinden, die ebenfalls nur auf Gelegenheit zum Ankaufe eines Hauses lauern, um sich hier selbständig zu etbaliren. Wenn nun das Zahlen-Verhältnis der Juden gegen die Christen schon jetzt zu groß ust, so würde es bey neuen Emissionen bald die Schranken der Ordnung übersteigen.
Wir glauben übrigens, daß das Wohl jeder Gemeinde sehr darn abhängt,. daß die Anzahl der Consumenten mit der der Producenten in einem gehörigen Verhältnisse stehe, und daß auch ein derartiges Verhältnis zwischen Christene und Juden obwalten müsse. Wir glauben daher, daß Sie unsere gehorsamste Bitte gerecht finden werden, dem Juden das Bürgerrecht zu verweigern.
In gleicher Sache äußert sich der Gemeinderat. (Auszug)
von 368 Juden des Kreises Beckum mit einer Einwohnerzahl von 32000 lebt 1/7 in Sendenhorst. ... Was übrigens den in Anfange angegebenen Stadtbestand betrifft, so steht derselbe weit über jener Schilderung in Rücksicht der Dürftigkeit. Der verzehrende Brand von 1806 beraubte die Einwohner ihrer wenigen Habe. Durch die Verlegung der Heerstraße und Gerichtsbarkeit wurden die beiden Hauptquellen, wodruch noch einigs fremdes Geld den Einwohnern zufloß, verstopft. Der Boden ist schlecht, größtentheils fremdes Eigentum, die Leinweberei, sonst ein Haupterwerbszweig, stockt ...
v. g. u.
Frey
Stapel
Lütke Kogge
Jonsthövel
Everke
Bennemann
Marcus, Bürgermeister
1829 VII 23
Bescheid der Regierung Münster:
Es ist durchaus kein Grund vorhanden, dem Joseph Wolf gt. Rothscild die Niederlassung zu erschweren und gar zu untersagen, da er nicht bloß Einländer, sondern selbst aus hiesigem Reg. Bez. gebürtig. Den Kaufleuten zu Sendenhorst steht so wenig als dem Gemeinderath ein Widerspruchsrecht dagegen zu, die Ertheilung des Bürgerrechts asn den Joseph Wolff wird genehmigt.
1836 Münster
Verbot christlicher Taufmanen für Juden
1836 Reg MS
Es ist der Fall vorgekommen, daß bei Bescheidung eines jüdischen Eingesessenen dieser auf der Adresse als Jude bezeichnet worden ist. Da es durchaus ungebräuchlich ist, auf den Adressen die Religion oder auch die Nation zu bezeichnen, welche derjenige, an welchen die Zuschrift gerichtet ist, angehört so machen wir im höheren Auftrage ausdrücklich darauf aufmerksam, daß eine derartige Ungeschicklichkeit vermieden werde.
1844 Juni 25
Gereizte Stimmung gegen die Juden an verschiedenen Punkten der Monarchie. An einigen Orten in offene Ausbrüche übergegangen. "Die Erfahrung früherer Zeit lehrt, daß eine solche Stimmung eine ansteckende Wirkung hat und daß alles vermieden werden muß, was ihr Nahrung gebn könnte" (Stärkere Kontrolle der Presse)
Auszug des Schreibens der kgl Regierung Münster Abt des Innern:
„ ... Auf verschiedenen Punkten der Monarchie hat sich in neuester Zeit eine gereizte Stimmung gegen die Juden gezeigt und ist soagr an einigen Orten in offene Ausbrüche übergegangen. Die Erfarhung früherer Zeit lehrt, daß eine solche Stimmung eine ansteckende Kraft hat, und daß alles vermieden werden muß, was ihr Nahrung geben könnte. ... Aufmerksamkeit auf die Presse lenken (Lehren Einrichtungen oder Gebräuche oder die Gegenstände der Verehrung herabwürdigen oder verspotten). Die Polizeybehörde aber, besonders an Orten, an denen mit Rücksicht auf das Verhältnis der Bevölkerung oder auf andere Umstände eine Aufregung gegen die Juden sich leichter erzeugen könnte, namentlich in den größeren Städten, in denen Ausbrüche des Muthwillens zu erweisen sind, sollen zu ganz besonderer Achtsamkeit auf diesen Gegenstand angewiesen werden.“
Die Kreispolizeibehörde und der Censor des Kreiswochenblattes sollen entsprechende Anweisung erhalten.
1846
Liste der inländischen selbständigen Juden, welche mit einem festen Familiennamen bereits versehen sind:
Enniger
1. Rollmann Herz
2. Spiegel Abraham
3. Spiegel Herz
4. Spiegel Nathan
5. Grüneberg Emmanuel geb. Oelde
Sendenhorst
1. Stern Elisa
2. Rose Abraham, * Oestinghausen
3. Alsberg Levi
4. Alsberg David, wohnt Rinkerode
5. Rothschild Geile, Witwe des Josph R. * Telgte
6. Reinhaus Melchior, wohnt Lengerich
7. Lefmann David
8. Alsberg Herz
9. Lefmann Isaak
1o.Rothschild Pintus
11.Löwenstein Levi
12.Lövenstein Jüdel
1847 XII 29 Amtmann Brüning betr. Bildung der Synagogenbezirke:
... bin ich der unmaßgeblichen Meinung, wie es an zweckmäßigsten sein werde, daß für die Juden zu Sendenhorst sowie zu Enniger zwei besondere Synagogenbezirke gebildet werden; wobei die Zuweisung von Drensteinfurt, weil es in einem anderen Kreise liegt, nach Sendenhorst nicht angehen wird. Der Grünenberg aus Ennigerloh wird dagegen füglich zu Enniger gezogen werden können
1847 XII 29
gemeinsame Beratung der jüdischen Einwohern von Sendenhorst und Enniger betr. zukünftige Synagogenbezirke.
1. Die jüd. Einwohner von Sendenhorst, wo eine Synagoge besteht, bilden einen besonderen Synagogenbezirk und wünschen, daß die jüd. Einwohner von Enniger und Drensteinfurt zu demselben gewiesen werden, mit dem Bemerken, daß in letzterem Orte 4 jüdische Familien beständen.2. Enniger: eigener Bezirk gewünscht. Am Ort besteht seit 1808 eine Bestube mit den erforderlichen Eineichtungen und Utensilien, Büchern, Schriften etc. ... Solte die vorhandene Synagoge nicht genügen, so ist man bereit, eine Synagoge zu bauen. (Enniger weist auf die hohen Schulden der Synagoge Sendenhorst hin; darauf Sendenhorst: wir wollen von Enniger keine Vorteile ziehen! )
1851 A 1133
Versehentliche Veranschlagung der jüdischen Eingesessenen zum Bewitrge der Kirchenbedürfnisse und zwar Selig und Jüdel Löwenstein sowie Pintus Rothschild. Der Betrag wurde erstattet
Nach Recherchen wird festgestellt, daß insgesamt 8 jüd. Familien zur kath Kirchensteuer herangezogen wurden
1854 Vorstandwahl des Synagogenbezirk Sendenhorst (eigentlich Synagogengemeinde)
1. Salomon Alsberg, Kaufmann Nr 82
2. Markus Reinhaus, Handelsmann Nr 107
3. Levi Löwenstein, Handelsmann Nr. 198
OD (wohl 1854) Statuten der israelitischen Synagogen-Gemeinde Sendenhorst
insgesamt 41 Paragraphen
Unterschrift H Humberg, A spiegel, Eli Stern, L Löwenstein, H Alsberg
1854
Verzeichnung der Mitglieder der jüd. Gemeinde zu Enniger: insgamt 36 Personen (namentlich aufgeführt)
1856 MS
.. einverstanden, daß die jüdischen Hausväter zu Enniger welche seit langen Jahren ihren eigenen Betsaal und Begräbnisplatz haben, von den Kultus- und sonstigen Bedürfnisse der Haupt-Synagoge Sendenhrost befreit blieben. Sie sind daher als eine Untergemeinde der letzteren anzusehen, als welche sie zu den allgemeinen Verwaltungkosten und den sonstigen die ganze Corporation angehenden Bedürfnissen pro rata beizutragen haben
1858 MS
Regierung bestätigt Levi Selig Löwenstein uznd Marcus Reinhaus als Vorstandmitglieder der Synagogengemeinde Snendenhorst
1858
Synagogenbezirk hat 19 stimmberechtigte Mitglieder, davon 9 aus Enniger
1860
Nach Tod des Hirsch Alsberg wird neu gewählt
1860
Emanuel Grünenberg zu Enniger, Vorsteher der Judengemeinde
1863
Repräsentanten der Synagogengemeinde Sendenhprst
1- Rothild Pintus
2. Spiegel Herz
3. Rollmann Herz
4. Löwenstein Jüdel
1863 IX 17
Salomon Alberg nimmt nach der Neuwahl des Vorstandes, die Wiederwahl an (Sechsjährige Amtszeit)
1863 XI
Über das Vermögen des Kaufmanns Marcus Reinhaus ist vor einigen tagen der Konkurs ausgebrochen; Anfrage, ob R. sein Amt als Vorstandsmitglied eingebüßt hat.
14. I. 1889 Judensachen A 1164
23. XI 1888
Bürgermeister an Landrat ... daß von den gemäß § 5 des Statuts der hiesigen Synagogengeminde vorhanden sein sollenden 9 Repräsentanten und zwei Stellvertretern nur noch 6 Repr. im Amte sich befinden. diese sind jedoch im Jahre 1879 bezw. früher schon gewählt, so daß augenblicklich kein einziger Repr. vorhanden ist, dessen auf 6 Jahre erfolgte Wahlperiode nicht schon zwei Jahre abgelaufen und welcher somit die nach $ 41 des Gesetztes (1847) vorzunehmende Vorstandswahl ausführen kann. Die Wahl des Vorstandes, welcher aus 3 Mitgliedern und 1 Stellvertreter bestehen soll, jedoch nur noch zwei Mitglieder hat, dürfte nach meiner unmaßgeblichen Meinung vor Neuwahl der sämtlichen Repr.- nicht angängig sein.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich bemerken, daß die hiesige Synagogengemeinde in letzter Zeit sehr zusammengeschmolzen ist. In hiesiger Stadt befinden sich 3 jüdische Familien, in der Untergemeinde Hoetmar und Enniger je eine. Diese 5 Familien zählen 11 männliche volljährige, unbescholtenen Mitglieder, so daß die Bildung eines Vorstandes und eines Repr. Kollegiums, welche wenigstens 15 Personen zählen müssen, nicht mehr möglich ist. da somit die hiesige Synagogengemeinde nicht mehr lebensfähig ist, so dürfte die Auflösung derselben und eine Anlehnung an die Gemeinde Ahlen in Anregung zu bringen sein. Sollte jedoch nach Aussage des Vorstandsmitgliedes Isaak Leffmann eine Verschmelzung der Untergemeinde Drensteinfurt, welche zur Gemeinde Werne gehört, mit der hiesigen zu ermöglichen sein, so möchte ich diese Synangogenbezirksbildung gehorsamst in Vorschlag bringen
02.12.88
Regierung verlangt Anhörung der Betroffenen (19.12.1888)
Bürgermeister Effing:
Urschriftlich dem Kgl Landratsamt zu Beckum mit anliegendem Beschluß vom 19. Januar cr. wonach die Vereinigung mit der benachbarten Gemeinde Drensteinfurt gewünscht wird, und dem Berichte gehorsamst wiedervorzulegen, daß die gewünschte Auflösung wohl am Platze sein dürfte, um so mehr, weil die Familie Leffmann mit den beiden anderen hier ansässigen Familien in keinem guten Einvernehmen lebt. Außerdem wird die Familie Spiegel zu Enniger nach Aussage des Isaak Leffmann von dort verziehen. Der Klempner Louis Leffmann ist bereits von hier verzogen; der Kaufmann Isaak Stern und Levi Stern sen. sind alte, stets kranke Personen.
gez. Effing Bürgermeister
1893
Sammlung für die Marks-Haindorffstiftung. Auf Erklärung des Leffmann hat die Sammlung nichts eingebracht
1895
Erneut Sammlung unter den jüdischen Eingesessenen (ohne Ergebnis)
Verhandlung unter Vorsitz Bürgermeister Effing betr. Beibehaltung oder Auflösung der Synagogengemeinde Sendenhorst
Anwesend (und daher noch in Sendenhorst wohnhaft):
Isaac Leffmann
Louis Leffmann
Levi Leffmann
Isaac Stern
Levi Stern sen.
Levi Stern jun.
Abraham Stern
Leeser Löwenstein
Jacob Löwenstein
Enniger:
Moses Rollmann
Hugo Rollmann
Herz Spiegel
Alsberg
Zur älteren Geschichte der Familie:
Stammvater der Sendenhorster Familie Alsberg war Ansel Salomon (1740-1825), der um 1780 von Beckum nach Sendenhorst übersiedelte. Sein Sohn aus erster Ehe Levi Ansel (geboren 1780), war wie sein Vater Handelsmann (d. h. Kaufmann). Er erwarb nach 1800 en Haus am Ausgang der Stadt nach Beckum, das Stammhaus der erfolgreichen Kaufmannsfamilie Alsberg (heute Hanselick, die Front des Hauses wurde um 1920 verändert. Im hinteren Bereich, von der Promenade einsehbar, ist die alte Fachwerksubstanz des von Salomon Alsberg erbauten Wohnhauses noch zu erkennen).
Ansel Salomon heiratete in zweiter Ehe die 22 Jahe jüngere Sara Aron. Aus dieser Ehe stammten 7 Kinder. Als zweitjüngstes wurde um 1800 Aron Ansel (Alsberg) geboren. Aron ging 1832 nach Ahlen. Seine Nachfahren wohnten bis zur NS-Verfolgungszeit in Wuppertal. Sein Urenkel Paul Alsberg lebt heute in Jerusalen.
Zur älteren Geschichte der Familie:
Stammvater der Sendenhorster Familie Alsberg war Ansel Salomon (1740-1825), der um 1780 von Beckum nach Sendenhorst übersiedelte. Sein Sohn aus erster Ehe Levi Ansel (geboren 1780), war wie sein Vater Handelsmann (d. h. Kaufmann). Er erwarb nach 1800 en Haus am Ausgang der Stadt nach Beckum, das Stammhaus der erfolgreichen Kaufmannsfamilie Alsberg (heute Hanselick, die Front des Hauses wurde um 1920 verändert. Im hinteren Bereich, von der Promenade einsehbar, ist die alte Fachwerksubstanz des von Salomon Alsberg erbauten Wohnhauses noch zu erkennen).
Ansel Salomon heiratete in zweiter Ehe die 22 Jahe jüngere Sara Aron. Aus dieser Ehe stammten 7 Kinder. Als zweitjüngstes wurde um 1800 Aron Ansel (Alsberg) geboren. Aron ging 1832 nach Ahlen. Seine Nachfahren wohnten bis zur NS-Verfolgungszeit in Wuppertal. Sein Urenkel Paul Alsberg lebt heute in Jerusalen.
Zur älteren Geschichte der Familie:
Stammvater der Sendenhorster Familie Alsberg war Ansel Salomon (1740-1825), der um 1780 von Beckum nach Sendenhorst übersiedelte. Sein Sohn aus erster Ehe Levi Ansel (geboren 1780), war wie sein Vater Handelsmann (d. h. Kaufmann). Er erwarb nach 1800 en Haus am Ausgang der Stadt nach Beckum, das Stammhaus der erfolgreichen Kaufmannsfamilie Alsberg (heute Hanselick, die Front des Hauses wurde um 1920 verändert. Im hinteren Bereich, von der Promenade einsehbar, ist die alte Fachwerksubstanz des von Salomon Alsberg erbauten Wohnhauses noch zu erkennen).
Ansel Salomon heiratete in zweiter Ehe die 22 Jahe jüngere Sara Aron. Aus dieser Ehe stammten 7 Kinder. Als zweitjüngstes wurde um 1800 Aron Ansel (Alsberg) geboren. Aron ging 1832 nach Ahlen. Seine Nachfahren wohnten bis zur NS-Verfolgungszeit in Wuppertal. Sein Urenkel Paul Alsberg lebt heute in Jerusalen.
Jüdischer Friedhof Sendenhorst
Grabsteine:
Reihenfolge: 15 Steine östlich des Weges zur Promenade hin, 2 Grabsteine nordwestlich, am Fuße der Wallerhebung
Bis auf Grabstein 17 (linke Seite vom Eingang aus) Ostseite hebräische, Westseite deutsche Inschriften
1. Leser Löwenstein, geb. 5. Mai 1841 gest. 18. Juni 1900
2. Jacob Löwenstein, geb. 23. Oct. 1841 gest. 18. Juni 1900
3. Grabstein verwittert, Inschrift nicht mehr lesbar.
4. Isaak Stern, geb. 15. Jan. 1818 gest. 12. März 1859, Sohn von Elias Stern und Buna Leffmann
5. Jüdel Löwenstein, geb. 5. Mai 1801, gest. 9. Mai 1863
6. Rosa Stern geb. Lion geb. 23. Juni 1822 gest- 18. Okt. 1884, Frau des Izchak
7. nicht lesbar
8. Hannchen Alsberg, Ehefrau von Herz Alsberg geb. Heimann, gest. 10. Febr. 1875
9. Levi Löwenstein, geb. 15. Febr. 1791 gest. 16. April 1875, Sohn von Selig Levi
10. Friederike Steinberg geb. (H.) Alsberg, gest. 1882, Ehefrau von Ephraim Steinberg
11. Hugo Alsberg geb. 23. 9. 1863 gest. 15. 9. 1873
12. Joseph Rothschild geb. ... gest. 28. Tammus (Juli) 1845, Ehemann von Rosalie Lisraheim, betrauert
von seinen Kindern
13. Bune Stern, geb. 1790 gest. 1873
14. Andenken an Frau Regine Humberg geb. 6. Dez. 1818 geb. Falk, gest. 28. Nov. 1870. Beweint von
ihrem Gatten Heimann Humberg und ihre Kindern Jeanette, Wolf, Joseph Rothschild, Jettchen, Phi-
lipp Humberg.
15. Elias Steurn geb. November 1767, gest. 2. August 1870
16. Jeanette Löwenstein, geb. 28. Febr, 1810, geb. Israel gest. 5. Juli 1868, Ehefrau von Jüdel L.
17. Unser guter Vater Isaak Leffmann, geb. 25. Mai 1819, gest. 5. Nov. 1898
18. Rosalie Rothschild geb. Lisrastein geb. 30. März 1805 gest. 28. Mai 1834
Handel der Juden
a) Hausierhandel
Anträge auf Austellung eines Gewerbescheins
1818 IV 6
Levi Selig: Euer wohlgeboren wissen wohl, da0 ich die einzigste Stütze meiner Eltern bin, indem mein Vater seines Alters und seiner vielen überstandenen Krankheiten wegen zu seinem GEwerbe unfähig geworden ist. Ich muß mir daher alle mögliche Mühe gegeben, um die Unterhaltung unsrer Familie zu bestreitten.... Hat sich beidem Klassenlotterieinnehmer Lücke in Münster beworben und benötigt eine Führungszeugnis
wird von Langen ausgestellt
1818 IV 26
Joseoph Wolff, Handelsknecht, wohnt seit über einem Jahr dahier in Sendenhorst bei seinem Schwager Levi Ansel als Handelsknecht und hat sich in dieser Zeit untadelhaft betragen.... Da ich nun gerne dahier weiter verbleiben möchte, allein der Handel als unser Gewerbezweig in auswärtigen Kommunen ohjne Hausierschein nicht weiter hin fortsetzen darf, so ersiche ich gefalligst um einen Hausierschein
1818 IV 14
Levi Selig, bittet um einen Hausierschein für andere Kommunen; alleiniger Ernährer der Famillie (s.o.)
Signalement: 26 Jahr, 5 Fuß, schwarze Haare und Augenbrauen, graue Augen, große Nase, dünner Statur
1818 VI 16
Itzig Lefmann:
A476
1852 Januar
Heinemann Humberg aus Groß-Recken, 42J, wohnahft haus Nr 89, erhält einen Gewerbeschein für den Hausierhandel.
Ders. handelt mit Leinen, Bettfedern, Kupferkesseln, Korn, Vieh, Drillich und Zwillich und dergleichen aus Leinen sowie einzelne Waren, welche zu Kramwaren gerechnet werden. zahlte pro 1851 12 Taler Gewerbesteuer
Erteilung von Reisepässen
1852
Kaufmann Pintus Wolf Rothschild, geb 1796, nach Leipzig in Handelsgeschäften
Handelsgehilfe Levi Leffman * 27.03.1827 nach Holland und Bundesstaaten in Geschäften
1853
Kaufmann Salomon Alsberg
Handelsmann Selig Löwenstein * 17.03.1793
Sohn de Pintus Rothschild * 20.09.1830
1854
Handelsmann Markus Reinhaus * 1814
Heinrich Petzmeyer Finkenstr 17 48324 Sendenhorst
Materialien zur Geschichte der Juden in Sendenhorst
die Quellenlage:
Die Anwesenheit jüdischer Familien in Sendenhorst wird für das 17./18. Jahrhundert durch Notizen in de Stadtrechnungen belegt.
Erst nach Übernahme der Verwaltung durch die Preußen und später durch das Großherzogtum Berg wurden Akten über die Sendenhorster Judenschaft geführt, die vollständig im Stadtarchiv Sendenhorst vorhanden sind. Aus diesen Quellen, ergänzt durch Urkunden und Akten im Staatsarchiv Münster, läßt sich die Geschichte der Juden in Sendenhorst nachzeichnen. Dabei ist zu bemerken, daß sowohl die Anfänge als auch das Ende der jüdischen Gemeinde zu Beginn dieses Jahrhunderts schlecht dokumentiert sind.
Erste Erwähnungen:
MS, Hofkammer 212-217:
Judenfamilien in Sendenhorst
1683 1720/39 1749 1763 1773 1784 1795
1 - 3 3 5 6 6
1720: Hauptgeleit des Bischofs von Münster: Geduldete, nicht vergleidete Person, Wittibe Abrahams in Sendenhorst
Aus den Stadtrechnungen:
1724
Angelkotten Haus (Ostviertel) vom Juden bewohnt, zahlt von 6 Monaten 17 Schilling
1726
Jude Philip Meyer Jura an die Hofkammer 1 Rthlr
1728
Wegen des Schulmeisters und Juden Alexander Nahrung bei der Regierung und Hofkammer zu supplizieren, verzehrt 2 Tage 24-6ß (nur eine jüd. Familie!)
1732
Jude Jacob
1746 Jude Alexander 7 Rthlr
Jacob 6 Rthlr
Salomon 6 Rthlr
1731 Domkapitel Obedienzen 319
Rückstände und Forderungen an Colon Baggelmann:
... - Jude Alexander Abraham für Erßen Pötte, Pöckelfaß, Mehlfaß
1763 MS, Staatsarchiv; Kabinettsregistratur 453:
Designatio...der vergleideten Juden
Amt Wolbeck
Ahlen 7, Beckum 7, Telgte 8, Wolbeck 2
Sendenhorst: Alexander Abraham
Lazarus Jacob
Samuel Lazarus
1782
Rückständige Schatzungsgelder
Jude Jacob Alexander 8 Rthlr
Wwe Hirsch 2 Rthlr
Jacob Latzerus 5 Rthlr
1785 Armen 107
Ehepaar Tuchmacher Herweg leihen 25 Rhtl bei den Armen zur Abtragung einer bei dem Juden Lefman David stehenden Schuld
1787 Stadtrechnungen
Empfang der extraordinairen Schatzung hiesiger vergleideter Judenschaft
Ansel Salomon - Levi David - Levi Falcke - Lazarus Jacob - Jacob Alexander - Wittibe Hertz
noch zahlt die Judenschaft von ihrer Begräbnis aufm Nordenwall 1 Rthlr 24 Schilling: gesamt 23.5 Rthlr
1789 Stadtsbuch
Extraord. Schatzung: Die Judenschaft kann mehr zahlen, zumal einige, besonders der Schwiegersohn des Latzerus Jacob, einen starken Handel betreiben.
1791 Stadtsbuch
Erhöhung dr Judenschatzung, da sich deren Anzahl stark vermehrt
1792 Armen 115
Umschuldung Jude Ansel, Herr Kocks -->Armen (Wwe Kuhlenbeumer)
1796 Armen
Umschuldung Jude Ansel <--> Armen (Holzschuhmacher J Herman Hartmann, 70 Rthlr; Hausbau an der Ostpforte)
Im Zusammenhang mit der eingeleiteten Emanzipation der jüdischen Bürger durch die Regierung des GroßherzogtumsBerg wurden die ersten, ausführlicheren Verzeichnisse angelegt. Es galt, die Familien- und Vermögensverhältnisse zu erfassen, denn die Juden waren zwar von Geleit und Schutzgeldern befreit, mußten aber gemeinsam für die Schulden derbergischen Judenschaft aufkommen.
1807
Liste der jüdischen Häuser
Nr. Name geschätzter Wert des Hauses (Brandversicherung)?
237 Levi Ansel 500
266 Juden Synagoge 300
159 Selig Levi Weststr. 15
100 Levi David 1500 Südstr. 5
58 Ansel Salomon 1000 Oststr. 5
97 Melchior Leser 500 Kirchstr. 6
Nach der Tabelle von 1808 lebten folgende Juden in Sendenhorst:
Familie Familienvater -mutter Kinder vergleidet Conzession
1. Ansel
A. Salomon (66) Sara Aron (46) Levi (28) 5.11.1773 (Salomon Ansel) beschäftigt mit Handel
Freitgen (21) 23.10.1807 (Levi A.)
Ansel Salomon; Vorsteher der Juden
Mädel (19)
Rachel (15)
Jüdel (16)
Esther (12)
Aaron (8)
Herz (6)
2. Selig
S .Levi (55) Hanne Leser (45) Levi (13) Selig L. 19.1.1789
Handlung
Händel (16)
Fremde in der Familie.Schöngen (22)
Joseph (6)
Sara (2)
Güdel (1)
3. Leser
L: Melchior (43) Süse Melchert (27) Leser (5) Melch.L. 2.9.1800
Handlung
4. Jacob
J. Alexander (72) Golde Alexander(54) Alex. (25) Jacob A. Konzession verbrannt;
Handlung und Schlachten
Rösgen (27)
Abraham (19)
Saryen (229
5. Levi
L. David (71) Sara Isac (54)
David (22) Levid D. 19. 2. 1779
Fromet (20)
Biene (17)
Betze (10)
Isaac (9)
6. Ansel
A. Hertz (62) Brendel Salomon (48)
Bekla (11) A. Hertz 26.4.1783
Handelt mit alten Kleidungen
Leha (5)
7. Levi Michel, Schullehrer, unverheiratet
insgsamt 5 Fremde in den Familien
Auswärtig untergebrachte:
Rösgen Jacob dient in Warendorf bei Abraham
dem Familienvater nach Hervede an der Ruhr
gesamt 45 Personen
Schule: seit 1808 nachweisbar; 1808 6 Kinder von 6. bis 12. Lebensjahr
"Die Instruction geschieht wechselweise in den Judenhäusern"
1814
Vermögensverhältnisse der schatzfreien Juden in Sendenhorst
(Beruf sämtlich Handelsjude)
1. Anschel Salomon 500 Rthlr
2. Lefman David 500 Rthlr
3. Selig Levi 400 RThlr
4. Levi Amsel 100 Rthlr
5. Elias Isaac 100 Rthlr
6. Melehard Lazerus 400 Rthlr
1816 IX 30
Unter Vorsitz des Landesrabbiners A. Sutro wird Monache Leser zum Vorsteher der Judenschaft ernannt. Er soll Gewalt haben, in der Synagoge anfallendeStörungen, Nichterfüllen der jüdischen Gesetze usw. mit Geldstrafe zu verhängen.
=>Erste Erwähnung einer Synagaoge
1818
Beurteilung der bürgerlichen Verhältnisse der Juden: 1803 6 Familien mit 34 Personen, 1816 43 Personen. "Die Juden leben schlecht, und sind nicht weniger als üppig in der Kleidung, und durch ihr karges Leben haben sie sich Haus und Garten erworben"
1818 Stadtarchiv III -2-3
Ausführlicher Bericht Bürgermeister Langen:
Habe ich zu bemerken für nötig gefunden, daß der Bericht wegen dem Hausierhandel der Juden vom 29. Nov 1815 schon ziemlich deutlich den Handel derJuden darstellet und daher darauf Bezug zu nehmen auch erlaubt; und habe noch bemerklich zuzufügen nicht überflüssig gefunden, daß die Juden größten teils mit armen Einwohnern, verschwenderischen Weibern, Dienstboten und
verdächtigen Leuten handeln, denselben von der einen Seite borgen, von der anderen Seite Waren, oft wahrscheinlich gestohlene, für bares Geld wieder abnehmen.
Ihre Schulddokumente sprechen gewöhnlich auf ... 5 (% ?) und lassen sich dann das 6te oft unter der Hand zahlen; Im Frühjahr lassen sich dieselben von ihren Schuldnern Gemüse und sonstige Viktualien liefern und berechnen sich dann mit denselben zum halben Wert. Beweise lassen sich hierüber nicht füglich liefern, indem die Schuldner befürchten, daß ihnen die Kapitalforderung mit den gewöhnlich rückständigen Zinsen gekündigt werde.
Wechselgeschäfte treiben die hiesigen Juden nicht, auch haben dieselben keinen Verkehr mit Pfändern, aber wohl bisweilen mit Viehhandel, auch keinen Handel mit Korn Bieren oder Honig etc. Mit Lotterielosen handeln dieselben, aber nur mit Einheimischen ...
Durch die Landesveränderung hat man an den hiesigen Juden keine Veränderung gespürt. Sein wohl dadurch sehr bevorteilt worden, weil die hiesigen Juden nach der früheren Verfassung jährlich an die Kommunal-Kasse 28 Rthlr zahlen mußten und jetzt frei davon sind. Übrigens halten sie noch immer an ihrem Handel mit Ellen und kurze Waren, halten aber viel darauf, daß die Jugend gut gebildet werde und schicken dieselbe daher nach die christlichen Schulen zum Privatunterricht.
Zu wünschen wäre, daß die Kinder angehalten würden, Handwertker zu werden und , wie mir scheint, so sind auch die hiesigen Juden nicht abgeneigt,ihre Kinder nicht bloß auf den Handel laufen zu lassen, sondern wenigstens doch einige Kinder ein Handwerk lernen zu lassen.
===>Anm: Kritik an den Juden und Unterstellungen (betrügerisch, unehrlich) beziehen sich nur generell auf die Juden; die Sendenhorster Juden werden in zweiten Teil wesentlich positiver beurteilt.
1821 VII 1
Nach dem königl.Gesetz von 1812 geben folgende Personen eine
protokollarische Erklärung über den anzunehmenden Familiennamen an:
1. Monache Leser Reinhaus
2. Elias Isac Stern
3. Levi Selig Löwenstein
4. Pintus Wolf Rothschild
6. Salomon Ansel Alsberg
7. Levi Ansel als Sohn von Nr. 6 Alsberg
1830
nach dem Bevölkerungsnachweis werden die folgenden Häuser von jüd. Familien bewohnt:107, 198, 110, 7, 51, 190, 155, 82.
Anm. Die Häuser stehen z. T. noch bzw. es sind Abbildungen von ihnen erhalten.
1846
Die "Liste der Juden, die selbständig und eigene Familiennamen haben"ist in Sendenhorst auf 13 angewachsen.
1846
Kaufmann Aron Alsberg zum Rendanten der Judenschaft gewählt.
1851-1853
ausgedehnte Reisen des Kaufmanns Salomon Alsberg (wahrscheinlich Urahn der im Ruhrgebiet verbreiteten Kaufhäuser Gebr.Alsberg): Leipzig, Braunschweig, Minden, Cöln, Aachen, Leipzig (Messe)
1843/54
Dem Synagogenbezirk Sendenhorst wird die Untergemeinde Enniger zugeordnet
1854ff einstimmige Wahlen des Salomon Alsberg als Synagogenvorsteher
Lt. Amtsblatt gab es 1865 im Regierungsbezirk MS 20 Synagogenbezirke u. a. auch in Sendenhorst
bis 1867
Salomon Alsberg Vorsteher der Synagogengemeinde
1874-85
Vorsteher Ephraim Steinberg
1883
noch folgende Familien in Sendenhorst: Levi Lefmann, Louis Leffmann, Jacob Löwenstein, Isaac Stern, Levi Stern, A. Stern; Salomon und Wilhelm Alsberg verzogen.
1888
Bericht des Bürgermeisters: "hiesige Synagogengemeinde in letzter Zeit sehr zusammengeschmolzen", In Sendenhorst nur 3 Familien, in Hoetmar und Enniger je eine Familie, 11 männliche, volljährige Mitglieder. Damit ist die Bildung eines Repräsentantenkollegiums nicht möglich. Die Familie Spiegel wird aus Sendenhorst verziehen; Klempner L. Lefmman ist bereits verzogen,
Elias Stern und Levi Stern sind alte Leute .Es wird ein Anschluß an Drensteinfurt gewünscht.
=>Damit scheint die Synagogengemeinde Sendenhorst um 1888/90 aufgehört haben zu bestehen. Wann das Synagogengebäude (das nach Bericht einer Zeitzeugin ein durchaus sakraler Bau war) abgerissen wurde, konnte bisher nicht ermittelt werden, da ich das Stadtarchiv nicht verwalte.
Levi Stern und Jakob Löwenstein gehörten 1885 zu den Gründungsmitgliedern der freiwilligen Feuerwehr Sendenhorst.
Die Geschichte der Sendenhorster Juden bis zum endgültigen Fortzug ist nicht eindeutig zu erfassen, da die städtische Verwaltung bei vollzogener Gleichberechtigung ihrer jüdischen Mitbürger keine Ursache mehr hatte, eine Akte "Judenschaft" zu führen.
Nach Aussage der verstorbenen Frau Anita Roetering kaufte ihre Vater 1912 den Besitz der Familie Löwenstein an der Weststraße. Leopold Löwenstein wanderte später nach den USA aus und besuchte nach dem Krieg seine Heimatstadt. Er ist inzwischen verstorben. Seine Adresse, bzw. die seiner Nachkommen ist nicht bekannt.
Ergänzungen zur Geschichte der Sendenhorster Juden
Wie bereits dargestellt, läßt sich die erste Judenfamilie schon für 1683 in Sendenhorst nachweisen. Zunächst wohnten die jüdischen Familien in gemieteten Häusern, da ihnen der Erwerb von Immobilien nicht gestattet war.
Selig Levi war der erste, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts, im Jahre 1787, ein eigenes Haus an der Weststraße (Weststraße 15, heute Rechtsanwaltsbüro Müller) errichtete, wobei Grund und Boden von Kirche und Pastor in Erbpacht gingen.
Die jüdischen Familien bevorzugten keinen Stadtteil, also auch nicht den Südosten der Stadt. Allerdings lassen sich bestimmte Schwerpunkte erkennen. Die Juden wohnten niemals auf den Gräben, auf Hintergassen wie Kühl und Placken sondern siedelten sich vorzugsweise auf der West-Ostachse Weststraße- südliche
Kirchstraße- Oststraße an. (vgl. Skizze; Kreis= jüdisches Wohnhaus im 19. Jahrhundert)
Nach Aussage der verstorbenen Frau Christina Westhoff (geb. ca 1895) war Cilli Leffmann, verheiratet mit einem gewissen Windmüller, Südstraße 5, noch bis in die Zeit des ersten Weltkriegs in Sendenhorst wohnhaft.
Über die Synagoge machte sie aus eigener Anschauung folgende Angaben: Gebäude mit Satteldach; Traufenstellung zu Straße hin, hohe Fenster mit Rundbogen (wohl klassizistisch entsprechend dem Baustil der Erbauungszeit). In der Synagoge befanden sich hohe Bänke für jeweils zwei Personen. Nach der Aufgabe der Synagoge wurden diese Bänke an Sendenhorster Bürger verkauft. Vor einigen Häusern habe man lange Zeit die Bänke als "Abendbänke" stehen gehabt.
Der Anschluß an die Synagogengemeinde Drensteinfurt erfolgte unter anderem, weil Sendenhorst und Enniger nicht mehr genügend jüdische Bürger hatten, die ein Repräsentantenkollegium mit 9 Mitgliedern bilden konnten. Die Verwaltung der Gemeinde erfolgte- von der preußischen Regierung analog gesehen zur Selbstverwaltung evangelischer Gemeinden- durch sogenannte Repräsentanten. "Eine Verschmelzung" fand also mit den Repräsentanten, nicht unter Repräsentanz von Drensteinfurt statt.
Heinrich Petzmeyer
01.02.1988
______________________
Synagoge
1806
Häuserverzeichnis mit Angabe der Höhe der Brandversicherung
Letzte Angabe nach Armenhaus ohne städtische Nummer:
Juden-Synagoge 300 Rthlr
Personenstand der Juden
Stadtarchiv Sendenhorst
15.11.1817 David Levi oo Binchen Levi 32 und 24 Jahre
Eltern des Ehemanns Levi David oo Sara Isaac
Eltern der Ehefrau Samson oo Schönchen, verheiratet in Herbern
Schulden der Judenschaft
21.03.1817
Attest Bürgermeister Langen:
Es wird hiermit attestiert, daß der hiesige Handelsjude Elias Isaac bei der veranschlagten Tilgung der jüdischen Landesschulden, worüber am 05. 03. zu WAF verhandelt wird, in die letzte Klasse gesetz werden dürfte, indem derselbe dergestalt zurückgekommen, daß er fast seinen kleinen Handel nicht mehr führen kann, welches zugleich notorisch
1. Frühe Erwähnung jüdischer Familien in den Stadtrechnungen
(Quelle StA Münster Domkapitel Akten)
1751
Stadtrechnungen
Empfang extraordinäre Einnahmen
- Jude Jacob pro hoc anno contribuirt 6 Rthlr
- Jode Salomon 6
- Jude Alexander 5
1782 Stadtsbuch
Rückstände des Juden Jacob Alexander 8 Rthlr
ferner Wwe Hirsch 2 Rthlr
Jacob Latzerus 5 Rthlr
1787
Extraord. Schatzung:
6 Juden 22--
die Judenschaft von ihrer Begräbnis aufm Nordenwall 1-14
1789 Stadtbuch
Extraord. Schatzung: Die Judenschaft könne mehr zahlen, zumal einige, bsonders der Schwiegersohn des Latzerus Jacob, einen starken Handel betreiben_
1796
Häuser (alte Nr) im Besitz bzw in Miete von Juden
1. a58 .n51 Ostviertel
Jude Ansel Salomon, gibt Grundzins an Vikarie J Bapt 1-3 Thrl
1768 Joan Herman Knipping
2 a95 n 105
Jud Jacob Alexander
1768 Haus Alexander Abraham, vergleideter Jude
Hauseigentümer Hofrat Siverdes
Grund Vikarie St Catharina
vor 1750 Schmetkamp
3. a100 n110
1768 olim Geislers Hausstätte, Eigentum der Stadt, wüst
1780 von Leefman David aufgekauft
4. a198 n118
1768 Joan Melchior Frencking, Windmöller
Wwe Bonse, nun Michael Federley
Jude Seelig Levi
5. a97 n107
Jude Leiser Michael
1768 Hertz Jacob, vergleideter Jude
Hausbesitzer Erben Henrich Bonse
B 161
1934 Gestapo Recklinghausen:
Gegem die Gründung einer OG der zionistischen Vereinigung für Dtl in RE werden Einwendungen nicht erhoben, da die zionistische Vereinigung die Abwanderung der Juden nach Palestina, die im Staatsinteresse liegt, beschleunigt und fördert. (Eingehende Beobachtung)
Zeit des Nationalsozialismus
Erlasse, Verfügungen, Anordnungen aus dem Stadtarchiv
B 161
1934 Gestapo Recklinghausen:
Gegem die Gründung einer OG der zionistischen Vereinigung für Dtl in RE werden Einwendungen nicht erhoben, da die zionistische Vereinigung die Abwanderung der Juden nach Palestina, die im Staatsinteresse liegt, beschleunigt und fördert. (Eingehende Beobachtung)
Verfolgung der Juden
Stadtarchiv (Generalia)
B 280 Jüdische Kultusangelegeneheiten 1921 - 1949
bei allen Anfragen, Rundschreiben, Verfügungen und Erlassen:
Jüdische Familien bzw. Juden sind im hiesigen Stadtbezirk nicht wohnhaft
21.11.1938
Land- und forstwirtschaftl. Grundstücke in jüdischem Eigentum.
Meldung an den Landrat
hierzu handschriftlich Austrup:
Fehlanzeige?
Hat Löwenstein neben dem Krankenhaus noch einen Garten in Besitz?
darunter von zweiter Hand (wohl Panning)
1. Das Gartengrundstück am Westtor ist vom St. Jos. Stift im September d. J. käuflich erworden worden
2. Fehlanzeige
3. z. d. A.
Gestapa Berlin:
17.03.1939
Es bestehen keine Bedenken. den jüdischen Kultusvereinigungen die Abhaltung jüdischer Gottesdienste in den noch vorhandenen Synagogen und Betsälen oder sonstigen Räumlichkeiten der jüd. Kultusgemeinden zu gestatten.
25.09.1939
LR BE an Bürgermeister des Kreises
Betr. Verhalten des Judentums
Dem Verhalten des Judentums ist erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Es konnte in anderen Kreisen festgesetllt werden, daß die Zusammenkünfte der Juden untereinaner von Tag zu Tag stärker werden, daß dads Verhalten der Juden provozierend wird und daß seites der Juden versucht wird, mit Wehrmachtsangehörigen, die ortsfremd sind, in Verbindung zu treten
... Besondere Aufmerksamkeit der Ortspolizeibehörden
19.01.1940
Staatspolizeistelle MS: Auflösung der jüd. Organisatioen bwz Eingliederung in die Reichsvereinigung der Juden in Dtl.
Abschrfit: Verzeichnis der im Bereich der Stapoleitstelle MS bestehenden jürd. Vereine u. Organisationen:
1. Reichsbund jüd. Frontsoldaten 17 Mitglieder
- Adolf Rosenberg, Ahlen, Oststr. 9
2. Zionistische Ortsgruppe
- Adolf Tint, Ahlen Westenmauer 10 - 23 Mitgl; 18 Jugendliche
3. Zentralverein dt. Staatsbürger jüd. Glaubens
- Carl Stein, Beckum Oststr. 12 12 Mitglieder
4. Sportgruppe des Reichsbundes jüd. Frontsoldaten
- Hermann Stein, Beckumm Kolpingstr. 1 20 Mitglieder
5. Zionistische AG
- Dr. Walter Kronenberg Beckum Aodlf-Hitler Str. 17 9 Mitglieder
6. Ortsgruppe des Reichsbundes jüd. Frontsoldaten
- Bruno Heine. Beckum Nordstr. 12 Mitglieder
die übrigen Vereinigungen unter Leitung von Personen wohnhaft in Bocholt, Borghorst, Buer, Burgsteinfurt, Dülmen, Gelsenkirchen (8 Vereinigungen)
04.07.1940
Erinnerung: Anlegung einer Judenkartei
12.05.1941
LR Gärtner ordnet ein schlagartige Hausdurchsuchung bei jüdischen
Familien an: Termin 15. 5. morgens 8 Uhr
Beschlagnahmte Gegenstände auflisten
Fernspruch
der Geheimen Staatspolizei - Staaspolizeileitstelle MS
vo, 20. Juli 1942 16,15 Uhr
Am 31. Juli 1942 sind die dort noch ansässigen Juden für die Evakuierung nach Theresienstadt vorgehsehen.
Ich bitte, für diese Juden vom Ernährungs- und Wirtschaftsamt die Lebensmittelabmeldung sofort anzufordern und nach hier zu übersenden
Diesen Juden sind für den 28. 29., 30. und 31 Juli 1942 Reisemarken auszustellen.
Juden werden am 28. 7. 1942 abgeholt von der Gestapo
Beckum, LR Weitergabe an die Bürgermreister:
Austrup: Juden sind hier nicht wohnhaft
Z. d. A. _
Die jüdische Schule
(Materialien, noch unvollständig)
Schule:
seit 1808 nachweisbar; 1808 6 Kinder von 6. bis 12. Lebensjahr
"Die Instruction geschieht wechselweise in den Judenhäusern"
1808
Levi Michel, Schullehrer, unverheiratet
1810 I 19 StA Sendenhorst A 1410
J. A. Königsberger, jüdischer Schullehrer (Anweisung des Maire, Sterbefälle, Geburten usw, sofort zu melden; Standesamt)
1814 III 29 Ahlen
Major von Zastrow: Landwehrmann Leeser Bachararch wird mit Übereinstimmung des Regiments und des Kreis A. als unentbehrlich entlassen; muß allerdings so lange beim Heer bleiben bis für ihn ein Ersatzmann gestellt wird
- L Bacherach: jüdischer Lehrer
Amt Vorhelm A 247
Jüdisches Schulwesen 1816 - 1856
1818
Enniger: die drei jüdischen Familien bestehen aus 17 Personen
1831 StA Sendenhorst A546
58 jüdische Einwohner
9 jüdische Kinder im schulpflichtigen Alter, die alle die christliche Schule besuchen: Ein jüdischer Schullehrer ist nicht hier
Knabenschule: David Alsberg
Isaak Lefmann
Itzig Stern
Levi Stern
Mädchenschule Rika Alsberg
Lene Lefmann
Setta Lefmann
Ida Alsberg
Rosa Stern
1838
... Local einstweilen in des Kleidermachers Debbelt Haus eingemietet; auch dort die Lehrerwohnung, 80 Rthlr Vergütung
1846
Sendenhorst 73 14 Kinder im schulpfl Alter
Enniger 37 4
Sendenhorst : Religionsunterricht vom jüdischen Lehrer, in Enniger von den Eltern
1847
Sendenhorst 63 15 Kinder
Enniger 35 4
1847
Errichtung einer Judenschnule: Kandidat Blumenthal erster Lehrer; unterrichtet 14 Schulkinder
1850
Sendenhorst 63 10 Kinder
Enniger 37 7
1832 IV 4 Münster
Auf Verlangen wird hiermit bezeugt, daß der Koppel Gutheim aus dem Kreise Warburg nach vorhergegangener Prüfung für fähig befunden worden ist, der israelitischen Schuljugend zu Sendenhorst den Unterricht in Ebraischer Sprache und Mosaischer Religion ertheilen zu können.
Der Ober-Rabbiner
Abraham Sutro
1834 Reg MS 132 58
Anstellung der Koppel Gutheim aus Menne Kreis Warburg auf fünf Jahre als Religionslehrer der hiesigen jüdischen Gemeinde, Prüfungszeugnis des Oberrabbiners Sutro MS; 12 schulpflichtige Kinder. Honorar 30 Rthlr und freie Station
Regierung will Anstellung nicht zustimmen, da G. kein Schullehrerexamen.
Antrag, Rothschild, Sendenhorst, die Anstellung doch zu genehmigen, da die Gemeinde zur Haltung eines examinierten Lehrers nicht imstande. Sonst müsse jeder Vater seine Kinder selbst unterrichte ... Wie mangelhaft ein solcher Unterricht sein muß, da der Vater, weil alle Juedn hier vom Handel leben, oft mehrere Tage verreisen muß....
G. war vorher in Oberlistungen, Kreis Wolfshagen-Hessen tätig
1838
Antrag auf Anstellung de Coppel Gutheim als Lehrer
Qualifikation:
- Abgangszeugis der Vereinsschule 1837
- Zeugnis Nr 2 der Prüfungskomm. in Soest
- Abschrift der Prüfungsprotokolle
Anstellungsvertrag: Zusage nebst freier Kost, Wohnung, Wäsche, Gehalt von 80 Rthlr
1847 X 13
Gesuch des Vorstehers der jüdischen Gemeinde zu S. vom 9. VIII um Erteilung der Konzession für den Lehrer Blumenthal zur Errichtung einer jüdischen Schule daselbst
--> 14 jüdische, schulpflichtige Kinder
O. D.
Konzession des jüdischen Lehrer Lissac Hagedorn, den Kindern der
Judenschaft zu Sendenhorst Elementarunterricht erteilen zu dürfen.
1853 III Amtsblatt MS
Schulamtskandidat Isaac Hagedorn ist die Konzession erteilt, die Kinder der Judenschaft zu Sendenhorst als Privatlehrer in den Elementarfächern zu unterrichten
1853
Stundenplan
Unterrichtsstunden:
8-9, 9-10, 10-11; 1-2, 2-3, 3-4
Klasen I, II, III
Sonntag
1. I/II Religion
III Religion und Schreiben
2. I Deutsche Sprache
II Schönschreiben
III Leseübung
3. I/II Pentateuch
III frei
4. I/II Rechtschreiben
III Hebr. Leseübung
5. I Lesen
II Hebr. Schreiben
III Kopfrechnen
6. I Schönschreiben
II Lesen
III frei
Montag
1. I/II Ziffernrechnen
III Schreiben
2. I Aufsatz
II Rechtschreiben
I Leseübung
3. I Deutsch Lesen
II Rechnen
III frei
4. I/II Sprechübung
III Schönschreiben
5. I/II Hebr. Gebetsübersetzungen
III Lesen
6. I/II Geographie
III frei
Dienstag
1.I-III Kopfrechnen
2. I/II Biblische Geschichte
III Schreiben
3. I/II Hebr. Lesen
III frei
Mittwoch
1. I/II Religion
III Schreiben
2. I Deutsche Sprache
II Schönschreiben
III Leseübung
3. I/II Sprechübung
III frei
4. I Pentateuch
II Stille Leseübung
III frei
5. I/II Rechtschreibung
III Kopfrechnen
6.I-III Lesen
Donnerstag
1. I/II Ziffernrechnen
III Kopfrechnen
2. I/II Lesen
III Schönschreiben
3. I/II Hebr. Sprache
III frei
4. I Hebr. Schönschr.
II Schönschreiben
III Leseübung
5. I/II Hebr. Gebete übersetzen
III Schönschreiben
6. I/II Schönschreiben
III frei
Freitag
1.I-III Kopfrechnen
2. I/II Biblische Geschichte
III Schreiben
3. I/II Gesang
III frei
Dienstag- und Freitagnachmittag frei; ebenso Samstag (Sabbat)
1854 I 25
Nach Abgang des konzessionierten Schulamtskandidaten Isaak Hagedorn am 2. III. 1853 ist an seine Stelle der Schulamtskandidat Meyer Maibaum aus Bödefeld, Kreis Meschede getreten.
(Konzession für die jüdische Privatschule S.; dabei Stundenplan)
1854 II Amtsblatt
Konzession üfr Meyer Maybaum bekannt gegeben
1857 IX 1
Abgang des Lehrers Maybaum. Antrag, aushülfsweise den Schulamts-Präparanden Nachman Kronenberg aus Störmede zu konzssionieren, da Kantor und Lehrer der Gemeinde ausgefallen.
1858 VIII 16
Landrat genehmigt Anstellung
1863 III 25
Kronenberg stellt Antrag auf Nachprüfung; scheidet danach a, 15. X. 1864 aus.
1864 II 1
Bitte um Konzsssionierung des Carl Löwenstein. Anlage: 6 Prüfungszeugnisse, Lectionsplan
1865 IV
Löwenstein gibt Stellung auf.
1865 X
Schulamtskandidat Heineman Wissbrunn soll Unterricht übernehmen, wird kurzfristig mit Rücksicht auf den großen Mangel an jüdischen Lehrern geduldet (Unterricht in Religion und den Elementarfächern.)
1866 VIII
Wissbrumm stellt sich in Langenhorst (Lehrerseminar) zur Prüfung.
1866 XI
Wissbrunn legt Zeugnisse vor.
1866 XII
Kontrakt zwischen W. und der jüdischen Gemeinde Sendenhorst
1867 I 28
Landrat genehmigt den Stundenplan, mit der Anmerkung, die Lesestunden sind zu verlegen und der Unterricht in der Sprachlehre ist mit Leseübungen zu verbinden. Der Unterricht im Hebräischen während der gewöhnlichen Unterrichtsstunden ist unstatthaft und muß entfallen.
1868 I 13
Entlassung des Wissbrun und Anstellung des jüdischen Lehrers Daniel Klestadt aus Geseke. Genehmigung zum Unterricht in den Elementargegenständen
1870 IV 1
Kündigung zum 1. X. (um sich finanziell zu verbessern)
1870 X 30
Kontrakt mit Lehrer S. Rose. Dreselbe schickt der Regierung seinen umgearbeiteten Schulplan einer einklasssigen Schule
Rose wird aufgefordert, einen Lektionsplan nach Vorschrift der Regierung zu erstellen.
(S. Rose aus Niedertudorf)
1871 XI 1
Rose legt die Stelle nieder
1872 II
Joseph Laser aus Hottenbach Kreis Trier stellt Antrag auf Konzession des Unterrichts in Sendenhorst
1873 IX 15
Kündigungstermin de Laser
===> regelmäßig: Unterrichtsausfall von mehreren Wochen nach den Herbstferien Lehrer kündigen um Ostern und ziehen Sept/Okt fort.
1873 XI 19
Lehrer Abraham Rose aus Niedertudorf (Bruder von S. Rose?)
1874
Landrat gibt Stundenplan mit Anmerkungen zurück: Beim Gesang in der erste Abt. ist zu ergänzen leichte und bekannte Volkslieder; ebenso in den anderen beiden Abteilungen
1874 X 26
Vorstand (Leser Löwenstein) betr. Lehrer an der jüd. Schule.
Der bisherige Lehrer Rose hat am 7 VII gekündigt. Bei dem jetzigen Lehrermangel ist unser kleine Gemeinde nicht im Stande, einen Lehrer zu erlangen. Zudem sind zur Zeit wenig schulpflichtige Kinder vorhanden. Die Besoldungskosten können unmöglich aufgebracht werden. Die jetzigen schulpflichtigen Kinder besuchen daher die hiesigen (katholische) Schulen.
1897 (Nachtrag)
Lehrer Laser zu Vöhl Kreis Frankenberg gibt an von September 1871 bis 1873in Sendenhorst tätig gewesen zu sein. Wird bestätigt.
Der Judenfriedhof
(nur erste Materialien; NS-Zeit)
Jüdischer Friedhof in Sendenhorst
aus B 280:
Antrag von Anwohnern auf Beseitigung des Judensfriedhofs
Sendenhorst den 22.11.42
die Unterzeichneten Anlieger des Judenfriedhofs bitten um Beseitigung desselben und bitten gleichzeitig den Privatweg paralell der Promenade zu verländern.
Auf dem Friedhof treibt seit langer Zeit die Sendenhorster Jugend ihr Unwesen. Aufdem sie Bäume niederreßen, Hölen graben und Vögel schießen. Der Vorwand als Vogelpark und als schönes Wahrzeichen der Stadt zu dienen kommt wohl heute nicht mehr in Frage. Schutt und Unrat wird darauf geworfen, auch hält sich Raubvieh dort auf, sodaß uns verschiedentlich Hühner und Kaninchen wegegkommen sind. Es ist uns daher nicht mehr möglich, Hüner usw zu halten. Wir haben auch wiederholt beobachtet, daß Feuer daruaf angezündet wurde.
Aus all diesen Gründen bitten wir den Wlal zu beseitigen und im Laufe des Winter in Angriff zu nehmen.
Heinr. Brechtenkamp
K. Schröder
Frau Linnenlüke.
Antwort des Bürgermeisters: Die Stadt S. verhandelt zur Zeit miot der Bezirksstelle Westfalen der Reicshsvereinigung der Juden in Deutschland wegen käuflicher Überlassung des fraglichen Grundstücks Judenfriedhof
Erst nach Tätigung des Kaufvertrages kann ihrem Antrag näher getreten werden
Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland
Büro Münster_
An die
Stadtverwaltung
in Sendenhorst i/W.
Fernsprecher 25590
Bank: Dt Bank Filiale Bielefeld
Postscheckkonto Hannover
(Bankerbindungen durchgestrichen)
Betr. Friedhof der Judenschaft
Die REichsvereinigung der Juden in Dtl Berlin, als nunmehrige Eigentümerin des im Grundbuch von Sendenhorst AG Ahlen Bd 16 Blatt 344 zur Größe von 556 qm auf den Namen der Judenschaft Sendenhorst eingetragenen Friedhofs (am Stadtgraben) beabsichtigt diesen zu verkaufen.
Sie möchte in erster Linie der dortigen Stadtverwaltung dieses Grundstück zum Kauf anbieten
Unterzeichneter bittet daher um gefl. Mitteilung, ob ein solcehr Kauf für Sie evt. in Frage kommt, sowie gegenebefalls um Angabe, ob und wann Ihnen zwecks Besprechung ein Besuch des Unterzeichneten paßt.
Stempel
(Büro Münster, Am Kanonengraben 4)
Unterschrift Siegfired Salomon Israel Steinberg
1 Freiumschlag
Antwort Austrup vom 16.10.1942
Die Stadt S. ist bereit,. das fragliche Grundstück kostenlos zu erwerben. Gegebenfalls bin ich auch zu einer Besprechung bereit. ...
Ihrer Rückäußerung sehe ich entgegen
Bezirksstelle Westefalen der Reichvereinigung der Juden in Dtl
Bielefeld Laer-Straße 9
Angabe von Konten und Fernsprechnummer
27.10.1942
Unser Vertrauensman Herr Dr. Erich Israel Simons MS übersendet uns eine Abschrift Ihres Schreibens vom 16.10.1942 worin sie sich bereit erklären, das Grundstück kostenlos zu erwerben. .... Ausführliche Begründung, warum das GRundstück nicht kostenlos abgegeben werden darf (Liquidation des Vermögens steht unter Aufsicht des Chefs der sicherheitspolizei und SD. ...
Unterschrift Adolf Israel Stein
hierauf Antwort Austrup nach Münster
keine REaktion auf das Schreiben vom 27.10 aus Bielefeld
Darfür: .. Ich ersuche um Mitteilung über den Stand der Anlgelegenheiten betr. Verkauf des Grundstücks Judenfriedhof
27.11.1942
03.06.1943
Reichvereinigung der Juden:
Erneute Anfrage aus Bielefeld: ... Wir bitten Sie, Stellung zu nehmenn, damit die Verkaufsverhandlungen in Fluß kommen
19.04.1944
Finanzamt Beckum: Verkauf des Judenfriedhofs
Finanzamt hatte bereits drei Schreiben nach S., gesandt, alle bisher nicht beantwortet.
... Nach den Einheitswertakten hat der Judenfriedhof nur einen Wert von 100 - 150 RM.
Ich bitte aber nochmals um Ihre Stellungnahme, da ich dem Herrn Oberfinanzpräs. Westfalen nach MS melden muß. hat die Stadt ein Interesse, den Judenfriedhof käuflich zu erwerben?
Frist zur Antwort 1.5.1944
12.09.1944
Dr. Schwermann (1. Beigeordneter) an Finanzamt Beckum:
Die Stadt beabsichtigt den alten Judenfriedhof zur größe von 556 qm käuflich zum Preise von 150 RM zu erwerben
(der Kauf kam wohl nicht mehr zum Zuge)
18.12.1945
Oberpräsident Westfalen an RP
Gemeindeverwaltungen sollen angewiesen werden, die noch vorhandenen Judenfriedhöfe nmach Anhörung und im Einvernehmen mit dem interessierten Personenkreis wieder instand setzen zu lassen.
Nötigenfalls sind sämtliche Personen, die am 09.11.1938 Mitglied der SA waren, zu den erforderlichen Arbeitsleistungen heranzuziehen
17.01.1946
Der Judenfriedhof ist unter Heranziehung der SA in Ordnung gebracht
24,10.1947
Sozialminister NRW an RP, weiter an Gemeinden
Instandhaltung jüdischer Friedhofe
Hinweis auf zerstörte bwz verwahrloste jüdische Friedhöfe. "Es ist Ehrenpflicht, die Friedhofsschändungen so schenll woe möglich ungeschehen zu machen. Alle Spuren der Verwahrlosung sollen sofort beseitigt werden.
Träger der Kosten sind die Gemeinden, in denen die Friedhöfe liegen
Hierzu Sendenhorst:
DEr Friedhof ist in Ordnung. Eine Pflege der Denkmäler ist früher von der Judenschaft schon sehr vernachlässigt worden. Der Zustand ist heute der gleiche.
09.02.1949
Stadtdirektor an Landrat:
Der Friedhof ist in Ordnung. Seit 40 Jahren hat keine Beerdigung mehr stattgefunden. ____________________________________________________________________________________________________________________
Zur Geschichte der Familie Alsberg
(Materialien)
Familie Alsberg
(Vorbemerkung: Die Söhne des Salomon Alsberg, einem geachteten, einflußreichen Sendenhorster Bürger, errichteten nach 1870 in Westfalen (Bielefeld; aber auch besonders Ruhrgebiet) eine Kaufhauskette. In Hamm stand das Kaufhaus Gebr. Alberg an der Stelle, wo sich heute der Kaufhof befindet.
Eine Aufarbeitung dieser Familiengeschichte wäre eine reizvolle, lohnende Arbeit
12.07.1808
Familienverhältnisse der Juden:
Familie Ansel:
Ansel Salomon 66J, vergleidet 05.11.1773 oo Sara Aron 46J
Kinder:
m: Levi 28J, Jüdel 16J, Aron 8J, Hertz 6J
w: Freitgen 21J, Mädel 19J, Rachel 15J, Esther 12J
Levi 23.10.18097 vergleidet
1811
Schulden der mstr. Judenschaft; Anschel Salomon zahlt jährlich 9-12 Tlr.
Seit 1811 zur ordinären städt. Scahtzung mit 14ß veranschlagt
1817
Anschel Salomon, Besitz 700 Tlr Vermögen
1821
Vor dem Bürgermeister nimmt Salomon Ansel den Namen Alsberg an
1823
Ansel Salomon Alsberg mit 93 Tlr zur Abtragung der Landesschulden und zum Gehalt des Landesrabbiners veranschlagt
1828
Schulbesuch nach Aussage Lehrer Kriege:
Salomon Alsberg (13J)
David Alsberg
1830
Sendenhorst Haus Nr. 82: Levi Alsberg oo Lalchen Wolf. Kinder:
Salomon 15J, Sara 16J, Hinla 15J, David 11J, Rica 8J, Ida 4J, Julie 1 1/2J,
Salomon Alsberg
1848 STA Sendenhorst
Salomon Alsberg, Haus Nr 82, stimmberechtigt bei der Bildung des Synanogenbezirks Sendenhorst
1854
Einstimmige Wahl als Synagogenvorsteher (mit Marcus Reinhaus, und Levi Löwenstein)
1854
Widerwahl
1851 Reisepaß des Kaufmann Salomon Alsberg von Sendenhorst über Nagdeburg nach Leipzig zur Messe, um Waren einzukaufen
Beschreibung 36 Jahre 5', 4" schwarzbraune Haare, niedere Stirn, dunkelblonde Augenbrauen und Bart, graue Augen, Nse dick und stumpf. Nase dick und stumpf. Gescihtsfarbe gesund, Statur gesetzt
Ausstellung von Reisepässen:
Paßvermerke:
1851 Leipzig - Sendenhorst
1850 Braunschweig - Minden
1850 Cöln - Aachen
1852 Leipzig
1853 Braunschweig - Minden
1842 für Leipzig um Waren einzukaufen
1844 geht zur Reise nach Gladbach und Umgebung
1845 ebenfalls
1851 Paß zur Messe nach Braunschweig
1851 nach Leipzig via Cassel
1862 Stadtarchiv Sendenhorst
Ehefrau Salomon Alsberg, Helene geb.Rosenberg aus Steele zugezogen
1863 StA Sendenhorst
Nach Ablauf seiner sechsjährigen Funktionszeit wird Kaufmann Salomon Alsberg einstimmig wieder zum Vorsteher der Sendenhorster Juden gewählt
1867
Kaufmann Salomon Alsberg legt vorzeitig sein Amt als Vorsteher nieder, um Neuwahlen zu ermöglichen; darauf Wiederwahl
1880
Alsberg Salomon, eine der neun Sendenhorster jüdischen Familien
Kürschner Dt. Gelehrtenkalender 1927:
Dr. med Paul Alsberg * 7. VII 1882
wohnhaft Joachimsthaler Str 37
ebda 1931:
wohnhaft Kurfürstendamm 47
Veröff. 1922 Das Menschheitsrätsel
Zeitschriftenartikel zur Entwicklungslehre und Metaphysik;
Zur Phänomenologie der Vernunft.
ebda 1934:
Max Alsberg Dr. jur. Rechtsanwalt
Honorarprofessor der Univ. Berlin
* Bonn, 16. X: 1877 gest. 11. IX 1933 Samaden, Schweiz
Ders. nach mündlicher Auskunft:
berühmter Strafverteidiger der 20er Jahre, Kommentar zur StGB
Leiter der jüdischen Jugendbewegung zusammen mit Karl Zuckmeyer für ganz Deutschland
Kommentar einsehbar in der Bibliothek des OLG (Herr Sobeck)
Firma Gebrüder Alsberg (Ruhrgebiet)
1892 Amtsgericht Hagen II 24
Wechselseitiges Testament Kaufmann Wilhelm Alsberg oo
Caecilie geb Leeser, Hagen; Wert des Vermögens 50.000 Mark
1899-1904 AG Bochum I 38
Gebrüder Alsberg, Köln bzw Bochum
1911 II 18
Caecilie Alsberg +; zuletzt wohnhaft Berlin Wilmersdorf Meinekestr. 16/17; Ehemann Kaufmann Wilhelm Alsberg, 1859 II 6 zu Sendenhorst geboren
1900 AG Wattenscheid, IV 5
Kaufmann Wilhelm Alsberg, alleiniger Inhaber der Firma Gebr Alsberg, hat in Wattenscheid Zweigniederlassung, die er unter Beibehaltung des Namens Gebr. Alsberg an Josef Leser zu W. verkauft, Leser ist nichtg befugt, an anderen Orten Zweigniederlassungen unter dem Namen Gebr Alsberg zu begründen.
1903
die Firma wird im Handelsregister gelöscht
Firma Alsberg mit anderem Inhaber (von den Brüdern wohl vor 1900 verkauft)
1904 AG Hamm
Kaufmann Louis Schönenberg, früher Hamm, jetzt Wilmersdorf: Verkauf seiner Firma Gerbüder Alsberg an Kaufmann Lauter, Hamm/Duisburg
Darauf: Gebrüder Alsberg OHG, Persönlich haftende Gesellschafter Kaufmann Isidor Lauter, Hamm, Theodor Lauter, Duisburg
1932
Neubegründete Gesellschaft: Gebrüder Alsberg GmbH
1899 AG Bochum
Anmeldung auf Eintragung ins Handelsregister: die Gesellschafter
- Kaufmann Wolf genannt Adolf Levy, Bochum
- Kaufmann Wolf Levy jun, Essen
- Kaufmann Felix Meyerhoff, Essen
1906
Antrag auf Löschung der Firma
0
,,,,,,,,
1911 IV 6
M J Emden und Söhne, Hamburg, Rödingmarkt 66-69 hat Anrecht auf die Firma Alsberg (1904 erworben)
1911 V
endgültig: Die Firma ist erloschen
Duisburg:
1907
Prokura für Kaufmann Leopold Lefmann, Hamm, Bahnhofstr 10/12
1907 II 16
Gebüder Alsberg Duisburg,Beekstr 21-23
1911
Gesellschaft aufgelöst; Prokura für Lefmann, Hamm erloschen
Kaufmann Alfred Rosenstein erhält Prokura, Hamm, Luisenstr.
1927
Kaufmann Fritz Goldschmidt->Gebr. Alsberg, Pers. haftender Gesesllschafter, hat am 1. I. 1924 begonnen, Prokura Rosenstein erloschen
____________________________________________________________________________________________
Hirsch Alsberg (Verwandtschaft mit Salomon Alsberg (s.o.) nicht sicher)
StASendenhorst A 336
Niederlassung des Juden Hirsch Aslberg und angebliche Absicht zur Anlegung einer Lohgerberei
1829 - 1831
1829 III 29 Voranfrage
Gerbergeselle Hirsch Alsberg, gebürtig aus hiesiger Stadt, bittet um polizeiliche Erlaubnis zur Anlage einer Gerberei. Hat kein eigenes Haus und will daher bei seinem Schwager Rothscild wohnen, in dessen Haus und Hofraum ist Platz genug für eine Gerberei. A. legt einen Schein des Lohgerbers Gottschalk aus Forst vor, werde seinen Lehrbrief beibringen
1830 I 30
Off. Antrag des Lohgärbers Hirsch Alsberg in seiner Vaterstadt Sendenhorst eine Lohgerberei anlegen zu dürfem.
- hat in Soest, Haltern und Coblenz gelernt und wie ich mir schmeicheln darf, und wie auch die hierbei liegenden Lehrscheine näher nachweisen, zu dem einem Meister erforderlichen Kenntnissen und Geschicklichkeit gebracht
Die Anlage einer Lohgärberei - woran es bis jetzt sowohl in Sendenhorst selbst als in dessen nächster Umgebung gänzlich fehlt für das hiesige Publcum von dem größten Nutzen, ja sogar Bedürfnis ist. bedarf wohl keiner weiteren Erwähnung
Anmerkung Bürgermeister Langen: Anlage in der Stadt kann nicht genehmigt werden. Hinweis auf mehrere mündliche Erörterungen. Alsberg hat sich bisher geweigert, die Gerberei wie geraten auf der zunächst der Stadt liegenden Hellenbach oder dem in kurzer Entfernung belegenen Angelbach anzulegen
1830 VI
Alsberg weist Grundstück am Helmbach zwischen Baumschule und steinerner Brücke aus. Gemeinderat lehnt ab:
... durch die Anlage einer Lohgärberei an dieser Stelle das Wasser, welches dem Vieh zur Tränke dient, verunreinigt und schädlich würde, auch das Weidevieh den Geruch der zur gerbenden Häute nicht vertragen könnte; auch glaubten sie nicht, daß sich dieser Bach zur Anlage eigne, da hier oft Wassermangel wäre
1830 XI 25 Alsberg an LR Beckum
hat im vorigen Jahr ein Haus in Sendenhorst gekauft; vorzüglich zur Lohgerberei geeignet (Nahe dem Tor, von drei Seiten frei), habe aber trotzdem keine ortspolizeiliche Genehmigung zur Ausübung seines Gewerbes erhalten und bittet um landrätliche Unterstützung: ... Aufgemuntert durcn die Betrachtung, daß der Staat, weit entfernt, dem fleißigen Bürger bei erwerbung seines Unterhalts, ei es seinens täglichen Brodes, Hindernisse in den Weg zu legen, die Gewerbe vielmehr möglichst schützt und fördert ...
1827 (!) LR
Bezug auf Ministerialverordnung von 1810: Lohgerbern und anderen Professionisten, bei denen die Ausübung des Gewerbes mit bösartigen Ausdünstungen tierischer Materialien verbunden ist, ist die Anlage neuer Werkstätten lediglich an fliedem wasser und an solchen Orten, wo der freie Zug der Luft nicht durch Bebauung gehindert wird erlaubt. Platz des Alsberg liegt in der Mitte der Stadt; Beschwerden der Nachbarn sind zu erwarten. Fall jedoch keine Anlage an fließendem Wasser möglich, Anlage unter Zustimmung der Nachbarn Marmet und Wesendrup
1831
Regierung weist Beschwerde des Alsberg zurück und stellt fest, A. habe unwahre Angaben gemacht. ... für diesesmal wollenm wir es bei einem Verweise bewenden lassen, künftig aber werden degleichen unbegründete Klagen gegen seine Obrigkeit und solche groben Unwahrheiten mit der gebührenden Strafe gerügt werden
1831 III 21 LR BE
Energisch Aufforderrung, der Israelit Hirsch Anschel gt. Alsberg möge einen Situationsplan der von ihm projektierten Lohgerberei einreichen und zwar in der Art, daß die sogenannte nasse oder übel riechende Arbeit jedenfalls außerhalb der Stadt geschieht
1831 III 25 Bürgermeister marcus:
Alsberg hat Plan vorgelegt: Nach diesem Plan soll jedoch die nasse Arbeit im Garten des A. verrichtetne werden. Nochmals aufgefordert
eine Lohgrube außerhalb der Stadt zu wählen bezog er sich wieder auf die schon früher abgeschlagene
Stelle unmittelbar unter der Obstbaumschule am Hellenbaache in der Stadtsweide; abzulehnen, weil kaum 50 Schritte unterhalb die Tränke für das städtische Weidevieh ist,welche regelmäßig alle Morgen betrieben wird. Nach weiteren Terminen erklärt Alsberg, er wolle statt der Lohgerberei einen Handel aufmachen, wozu der Bürgermeister die Genehmigung nicht erteilen will. Begründung:
... Die Ursache, daß er den Schacherhandel anfangen will, liegt wohl lediglich darin, daß er sein Handerk nicht versteht und kein Vermögen meher besitzt um den Ankauf der nötigen Felle zu bestreiten ... hat sich wahrscheinlich beim Ankauf des Hauses übernommen und mehr als sein väterliches Vermögen ausgegeben. Alsberg wird wohl durch die Heirat mit der Weinberg aus Herdecke an der Ruhr 500 Thlr erhalten; so kann er sein Haus halten. Die Niederlassung wird ihm nicht verwehrt werden können, da er in Sendenhorst geboren ist.
1831 V
Hirsch Alsberg nimmt von seiner Lohgerberei Abstand und beantragt Consens zur Aufnahme eines Kleinhandels (Militärpflicht genügt)
Haus Weststr. 15 (Fußgängerzone)
ein Beispiel für das Wohnen von Juden in Sendenhorst
Gesammelte chronologische Daten zur Geschichte des Hauses und seiner Bewohner:
H198 (a159) Westviertel Weststraße 15
Kirche 1ß
Pastor 2ß
an den Weg nach des Herrn von Merfeldt Hoff gelegen
Landeskonservator: Ensemble Weststr 13,15,17: 2 Hälfte des 18 Jh. Bedeutendster historischer Gebäudekomplexan der Weststr. Die Häuser geben eine historische Vorstellung der ehemaligen Straßenbebauung.
Wichtige optische Wirkung von der Schulstr. sowie vom unteren Teil der Weststr aus. Die Häuser alle giebelständig,eingeschossig mit Krüppelwalmdach. 13,15 mit qualitätvollen Eingangstüren; später. Paarige Fachwerkstreben z. T. auch im Giebel fortgesetzt. Kranauslegener figural.
Dächer mit Pfannen gedeckt. Zustand gut
Städtebauliche Integration der angrenzenden Neubauten versucht, jedoch keine befriedigende Lösung
Villa hinter Weststr 13/15; zwischen 1905/1915
Zweigeschossiger Ziegelsteinbau mit ausladendem Traufengesims und pfannengedecktem Mansarddach. Wandflächen plastisch durch Lisenen gegliedert. Traunfeseite geschlossener, halbrunder Wintergarten mit Säulchen. Dacherker und Dachgauben, letztere von Segmentbogengiebel bekrönt:
Zustand gut, Wohnung., erhaltenswert
1751 abgebrannt
1499 Hermann Hovemann
1664 Wilckens Hausstätte modo Diderich Zurgeist Joh Mestrup, W Weg nach des Herrn Mervelde, Drosten zu Wolbeck Hoff
1674 Herman zum Dam, Windmoller zu Sendenhorst (Mieter?)
1683 aus Wilckens Haus, postea Diethrich zur Geist aus seinem neuen Haus auf der Weststraße
1698 Hermann Zumdamm daselbst (Weststr)
1701 Zumdam, Schatzung 7ß
1711-1728 Johann Nipper, Pächter größerer Pastoratsländereien
1711 Hermann zum Dams Haus hat Johan Nipper gekauft
1716 Dammes nunc Nippers
1728 Witwe Nipper
1732/35 Dammes von Wwe bewohnt; zahlt keine Steuern
1768 Joan Melchior Frenking; Eigentümer Witwe B D Bonse
1787 Jude Selig Levi Haus, noch nicht in wohnbaren Stande
1787 Jude Seelig Leefmann, Kanon an die Kirche
1796/1809 Jude Selig Levi, Handelsjude
1809 Selig Levi. Handelsjude (wie Ansel Salomon); 9Personen davon 5 Kinder
1810 Selig Levi, Handelsjude, oo Hannchen Leser
1814 Levi Selig, *1796), Handelsknecht
1830 Selig Löwenstein
1832 Levi Löwenstein, protestiert gegen zu hohe Einschätzung seines Hauses in der Grundsteuermutterolle: Sein Haus möge sich an dem Haus des Jos. Wolf Rothschild orientieren (6. Kl), es sei aber tatsächlich an dem des Reinhaus (7. Kl) orientiert. (198)
1832 Adreßbuch a) Selig Löwenstein: Frucht-, Vieh- und Ellenwarenhandlung b) Korn- und Manufakturwarenhandel
1832 Adreßbuch: Jüdel Löwenstein: Lotterie-Unter-Collecteur
1836 Levi Selig Löwenstein, Handelsmann, Haus 38x31x13; Anbau 14.5x8.5x14: einstöckig mit gemauertem Steinfachwerk; Innenausbau gut; Zustand insgesamt gut; Vers, 1350 Thl
1840/53 Lewi und Jüdel Löwenstein
1846 Levi Selig Löwenstein, Handelsmann; Anbau eines Waschhauses, Erhöhung der Versicherung auf 200 thlr: Baulicher Zstuand gut, teilweise neu verbessert; mit Schwarze begrenzt; im Gebäude werden Möbel, Stroh und Kaufmannsware verwahrt
1848 Jüdel Löwenstein, 44J, Kaufmann
1852 Löwenstein
1866 Neubau eins Anbaus an das Wohnhaus (Maurermeister Schmetkamp), massiv, unten Stallung, Tenne, Waschküche; 2. Stock Schlafzimmer
1867 Jüdel Löwenstein, Kaufmann 67J
Leser Löwenstein, Kaufmann 32J
Jacob Löwenstein, Kaufmann 26J
Selig Löwenstein, Kaufmann 72J
1870 Laser L. Kaufmann
1912 Familie L aus S verzogen; Betriebsstätte von Roetering gekauft
1914 Wwe Löwenstein, Jahreseinkommen (meist Pacht) 650M, 73J
Rel: israel.
1919 XI Mitteilung der Wohnungskommssion an Leopold Löwenstein, Oberhausen, Inhaber des Kaufhauses Bär, sein unbewohntes Haus an der Weststraße werde beschlagnahmt
Antwort. Haus vorläufig noch durch Möbel für L. Löwenstein eingerichtet; wird zeitweilig von einer Familie noch bewohnt. Ist jedoch bereit, um dem Wohnungsmangel in S. beseitigen zu helfen, mit mehreren Mietern in Verhandlungen zu treten. Wegen der teuren Miete (Geschäftshaus) längere Verhandlungen nötig.
1926 Jagdaufseher Karl Reuter *1901 aus Lütz Kreis Kochen
1969 Mietshaus Roetering
1768 5 Gefach, 40x25 = 12,4x7.8 m2
Versicherung 1768 150; 1806 1100 Rthlr
Steuern 1768 5.5ß, 1787 4ß; 1802 -(da Jude)
B 161
1934 Gestapo Recklinghausen:
Gegem die Grünndung einer OG der zionistischen Vereinigung fnr Dtl in RE werden Einwendungen nicht erhoben, da die zionistische Vereinigung die Abwanderung der Juden nach Palestina, die im Staatsinteresse liegt, beschleunigt und fördert. (Eingehende Beobachtung)
_
1582 Freckenhorst Urkunden
Ferckenhorst gestattet dem Henrich Qaunte, Bauferschaft Rosendael (Ahlen), geld von dem Juden Salomon zu Ahlen zu nehmen.
1. Frühe Erwähnung jüdischer Familien in den Stadtrechnungen
(Quelle StA Münster Domkapitel Akten)
1751
Stadtrechnungen
Empfang extraordinäre Einnahmen
- Jude Jacob pro hoc anno contribuirt 6 Rthlr
- Jode Salomon 6 Rthlr
- Jude Alexander 5 Rthlr
1768 Brandkataster, Häuser, die von Juden bewohnt wurden
alt 59, neu 50
2 Etagen, Wert 300 Taler: Lazarus Jacob, vergleiderter Jude
alt 78, neu 87
Wert des Hauses 480 Taler; Joseph Moyses, vergleideter Jude; Haus Erben Wettendorff; zweiter Hand Berndt Henrich Wieler angekauft.
(alt 80, neu 89
Wert des Hauses 320 Taler; ca 1775 Levi Valck; dritte Hand Leffman Valck, 1785 von Gerichtsschreiber Langen angekauft.)
alt 95, neu 105
Haus von geringem Wert mit Stallung (115 Taler versichert): Alexander Abraham, vergleideter Jude: Hauseigentümer Hofcammerrat Siverdes (Münster)
alt 97, neu 107
Haus 190 Taler; Hertz Jacob, vergleideter Jude; zweite Hand Salamon Ansell; Hauseigentümer Erben Bonse
1778 Schatzungsregister (Hausnummer, Name, Schatzung)
59 Lazarus Jacob, 7 Schilling
78 Leefman David, 8 Schilling
95 Jacob Alexander, 6 Schilling
97 Salomon Ansell 6 Schilling
215 Lewi Valck 7 Schilling
1782 Stadtsbuch
Rückstände des Juden Jacob Alexander 8 Rthlr
ferner Wwe Hirsch 2 Rthlr
Jacob Latzerus 5 Rthlr
1787
Extraord. Schatzung:
6 Juden 22--
die Judenschaft von ihrer Begräbnis aufm Nordenwall 1-14
1787
Empfang der extraordinairen Schatzung hiesige geleidete Judenschaft zahlt nach erloschenem Accord ad interim:
Ansel Salomon | 9-5 |
Levi David | 6-5 |
Levi Falcke | 1-2 |
Lazarus Jacob | 2-5 |
Jacob Alexander | 2-5 |
Wittibe Hertz | 1-2 |
Noch zahlt die Judenschaft von ihrer Begräbnis auf dem Nordenwall 1-24 Rthlr
Summa huius 23-14 Rthlr
1789 Stadtbuch
Extraord. Schatzung: Die Judenschaft können mehr zahlen, zumal einige, besonders der Schwiegersohn des Latzerus Jacob, einen starken Handel betreiben
1794 Ratsprotokolle
Die Juden Ansel Salomon, Lefman David, Seelig Levi, Leefman Valke und Jacob Alexander handeln ihre Schatzung von 30 auf 27 Taler herunter: Sie müssen als Gesamtheit vierteljährlich 6-21 Taler zahlen. Der Landesrabbiner soll eine Repartition erarbeiten.
1796 Juli
Jude Jacob Alexander zeigt an, sein von ihm bewohntes Haus sei verkauft worden. Er sei gesinnet, ein neues Haus dahier zu bauen: Der Magistrat wird überlegen, welcher Platz ihm dazu anzuweisen wäre (wahrscheinlich nicht realisiert)
1796 August
Die von der Schatzung Befreiten erhalten ihre Leistungen bei der letzten Einquartierung erstattet, und zwar
David Lefman 18 Portionen
Ansel Salomon 16 Portionen
Selig Levi 14 Portionen
1797 Jaon
Die Jahreszahlungen der Juden werden nach folgendem Verhältnis festgesetzt
Name | Betrag Taler-Schilling-Pfg | Durchschnitt = 100 |
Ansel Salomon | 9-03-10 | 203 |
Levi David | 6-16-00 | 146 |
Selig Levi | 5-19-04 | 126 |
Jacob Alexander | 2-09-04 | 52 |
Anschel Hertz | 2-09-04 | 52 |
Levi Falck | 0-25-02 | 22 |
1796 Häuser (alte Nr) im Besitz bzw in Miete von Juden
1. a58 .n51 Ostviertel
Jude Ansel Salomon, gibt Grundzins an Vikarie J Bapt 1-3 Thrl
1768 Joan Herman Knipping
2 a95 n 105
Jud Jacob Alexander
1768 Haus Alexander Abraham, vergleideter Jude
Hauseigentümer Hofrat Siverdes
Grund Vikarie St Catharina
vor 1750 Schmetkamp
3. a100 n110
1768 olim Geislers Hausstätte, Eigentum der Stadt, wüst
1780 von Leefman David aufgekauft
4. a198 n118
1768 Joan Melchior Frencking, Windmüller
Wwe Bonse, nun Michael Federley
Jude Seelig Levi
5. a97 n107
Jude Leiser Michael
1768 Hertz Jacob, vergleideter Jude
Hausbesitzer Erben Henrich Bonse
Zur Geschichte der Sendenhorster Juden aus allgemeinen Akten und Urkunden
1757 Hof Bartmann
Verpachtung: Henrich Hoppe, Sohn vom Hoppen Erbe Ksp Hoetmar, und Agnes Beesman, Wwe, für 36 Rthlr Jahrespacht
Schulden:
Den Armen zu Sendenhorst 60 Rthrl
Henrich Wieler zu S 10 RThl
Jude Jaist (?) 5 Thrl
Bernd Hermann Wettendorf
Bürgermeister Beumer
Bernd Dirck Bonse (alle Sendenhorst)
aus A 1117
1806 X 28
Verkauf von einiges zur hiesigen Kirche gehöriges Blei, so durch den Brand herabgefallen und zum ferneren Gebrauch des Deckesn untauglich geworden, meist bietend verkauft an:
Nr. 3 52 Pfd an Levi David 4-9-4 Taler
Kirchenrechnung 1808/1809
Grundzimsen
Haus 100 Jude Davod aus seinem Hause 12ß
Haus 159 Jude Selich Levi aus seinem Hause 1ß
H105 a95 Kirchstraße 4 Kirche zu Sendenhorst 11ß
(aus dem Haus)
1806 abgebrannt; unvermögend
Bauholz aus dem Schufuther Holz
1701 Schmetkamp, steuerfrei
1716 Fiscus Leopold Langen
1749 zum Teil abgebrannt
1768 Alexander Abraham, vergleideter Jude; Haus Eigentum des Hofkammerates Siverdes
1787 Jude Jacob Alexander; zahlt 8ß an die Stadt für ein Stück Garten hinter seinem Haus; zahlt extraordinäre Schatzung an die Stadt 2-5 Rthlr
1802 Chirurgus Reiman (Mieter ?)
1802 Joan Henrich Suermann (Eigentümer)
1803 Jude Jacob Alexander, Krämer, Umsatz 100 Rthlr, handelt mit Band usw. kauft in WAF und verkauft in ganz kleinen Quantitäten
1804 Albert Stumpe hat 25 Rthl vom Armenfonds zur Hausreparatur geliehen;
H110 a100 Südstraße 5
Kirche 12ß (Grundzins); Organist 14ß jährlich
1695 Henrich Smitkamp 14ß an den Organisten (nicht sicher, ob dieses Haus)
1701 domus Geißler (10ß Steuern)
1716 Johan Geiseler
1749 abgebrannt
1768 olim Geislers Hausstätte, nun dem Wigbold Sendenhort cedirt
2. Hand Gerhard Henrich Berinck; lieget wüst.
1778 Gerhard Henrich Bering 9 schilling Monatsschatzung
1780 Leefman David angekauffet
1787 derselbe
1802 Jude David Leefman
1805 Jude Levi David pachtet von der Stadt Garten an der Nordengräfte
1809 Levi David, Handelsjude, handelt mit holländischen Waren en detail, schlachtet zuweilen ein oder ander Stück Vieh; 7 Personen
1813 David Levi Handelsjude oo Bunchen Levi Wolf.
1817 David Levi oo Binchen Levi, 32J und 24J
1821 III 25 * Lena Tochter des David Lefmann, jüd. Handelsmann oo Bünchen Levi Wolf
1826 Magd Hanne Samuel aus Werne zugezogen
1827 David Lefmann, Handelsmann; 3000 Thlr Betriebskapital; 400 Thlr Gewerbertrag
1830 David Lefman, Wwe Sara Isaak
1832 Adreßbuch: a) David Lefmann Ellen- und Specereiwarenhandel
1836 David Lefmann, Handelsmann; Wohnhaus 34.5x30.5x12.5 mit Anbau
Zustand mittelm. Vers. 1200 Thlr
1845 Levi Lefmann als wahlfähig erkärter jüd. Elementar-Schullehrer
1848 Itzig Lefmann (Isaac), Kaufmann 30J (Sohn); * 1819 V 24
1853 David Lefman jun
1863/70 Isaak
Leffmann; Handelsmann
1867 ders. 47J
1895 Caecilie Lefmann, unverehelicht
1914 Theodor Oeink, 59J Anstreicher
Bernhardine Lange Näherin, 33
Elisabeth Künne, 55J Näherin
1929 Wilhelm Steinbuß (Mieter), Melker bei Brennereibesitzer Everke, aber entlassen und ohne Unterstützung; * 1898 Paderbron verheiratet
1935/69 Maria Mössing