Schnaps ist Schnaps …

„Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“ - Wenn man einmal den Alkohol aus diesem bekannten Sprichwort herausfiltert, kann man ohne Schwierigkeiten durchaus den Übergang zum Sendenhorst nach der Jahrhundertwende und bis in die Zeit nach dem 2.Weltkrieg hinein finden,

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Es gab nämlich in dem kleinen Ort zeitweilig bis zu dreizehn Schnapsbrennereien, allerdings recht unterschiedlicher Größe und Bedeutung. Immerhin war es in der Vergangenheit etlichen Sendenhorster Bürgern nicht nur gelungen, die für die Herstellung von Schnaps erforderliche Anlage zu erstellen, sondern dazu auch die wichtige Lizenz, das sog. Brennrecht zu erwerben.

Gewiss konnte man die recht gute wirtschaftliche Situation einiger Sendenhorster Brennereibesitzer – man nannte sie kurz Brenner – nicht unbedingt vergleichen mit dem Besitzstand mancher Weingutbesitzer an Rhein und Mosel, doch zeigten Haus und Hof einiger von ihnen doch recht deutlich einen für damalige Verhältnisse sehr soliden Wohlstand, der sich zum Teil erheblich unterschied vom Status der meisten Mitbewohner.

Der Grundstoff für die Herstellung von Schnaps, Weizen oder Korn, wuchs im
Umfeld, oft auf eigenen Feldern der Brenner. Dies mag also durchaus früher einmal Auslöser gewesen sein für die Idee, geerntetes Getreide nicht nur für die herkömmliche Art der Herstellung von Mehl und Brot zu verwenden, sondern eine Art von „flüssigem Brot“ herzustellen, die wesentlich mehr Profit versprach, zumal man ursprünglich sicher sein konnte, dass die im Umkreis recht zahlreiche Gastronomie für den mit 32 und 38 Prozent Alkohol hergestellten Korn und Doppelkorn reichlich Verwendungsmöglichkeiten hatte. So soll dem Vernehmen nach vor dem Ersten Weltkrieg ein Gläschen Schnaps in der Kneipe noch für 5 Pfennige zu erhalten gewesen sein. Dass Herstellernutzen und Wiederverkäuferspanne dennoch einen akzeptablen Gewinn sicher stellten, ist neben dem damals im Vergleich mit heute nicht nur völlig unterschiedlichen Geldwertverhältnissen zuzuschreiben, sondern auch einem recht bedeutenden Konsum von Korn und Doppelkorn in den Gasthäusern ebenso wie bei tausend privaten Gelegenheiten, ganz „hennig eben mal einen einzuschütten“.

Hier erinnere ich mich deutlich an ein Erlebnis, das ich in einer Gaststätte beobachtet habe. Gast, das schon geleerte Schnapsgläschen dem Wirt hinschiebend:„Franz, do mi no een!“ Franz darauf mit der Flasche hantierend und mit gluckgluck das Gläschen wieder füllend: „Dann sehr zum Wohle!“ Gast, nachdem er den Schnaps in einem einzigen Schluck hinuntergeschluckt hatte, sich mehrfach schüttelnd: „Käärl, wat schmeckt dat tügs..“ Sich immer noch schüttelnd und das Gläschen erneut hinhaltend:“ Denn do mi men no een!“

Ich denke, dass die Beschreibung dieser Szene, die sich so oder ähnlich häufig wiederholte, von den Usancen jener Zeit ein lebendiges Bild vermitteln kann. Schnaps hatte damals, im Gegensatz zu heute, im ländlichen Münsterland so gut wie keine Konkurrenz in Gestalt von Cognac, Aperitif und Whisky, war insofern wirklich eine Art „Alleinunterhalter“.

Ist nun schon von Schnapsbrennen und Destillieren die Rede, dann muss hier auch ein Produkt genannt werden, das beim Abbrennen von Getreide im alkoholischen Gärprozeß nicht nur durch seinen typischen Duft Bedeutung erlangt, sondern auch dadurch, dass es sich vorzüglich zum Füttern von Rindvieh eignet. Die Rede ist von der Schlempe, die gewissermaßen ganz nebenbei den Brennereien zufloss. So war es nicht verwunderlich, dass je nach Größe und Bedeutung der Unternehmen in deren Kuhställen und auf den Wiesen Kühe und Kälber mit diesem Produkt gefüttert werden konnten.
Ich weiß nicht, ob es der Wahrheit entspricht, was mir ein Brennereibesitzer einmal erzählte. Er meinte nämlich, dass je nach Qualitätsbeschaffenheit der Schlempe, seine Kühe deutliche Symptome gezeigt hätten, die denen eines leicht betrunkenen Menschen durchaus vergleichbar gewesen wären. Möglich wär’s….

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