Das öffentliche Engagement der Sendenhorster Kornbrenner

Die Sendenhorster Kornbrenner und ihre Angehörigen brachten sich noch in vielen anderen Bereichen des städtischen Lebens ein. Leider konnten im Rahmen der Ausstellung und dieses begleitenden Ausstellungsbandes aufgrund der Fülle des Materials nur bestimmte, für die Entwicklung des kommunalen Lebens besonders wichtige Aktivitäten und Leistungen angesprochen werden.

Abb.159: Auszug aus dem Rahmen „Kornbrenner und Feuerwehr“

So haben etliche Brennereibesitzer sich in der Kreis- und Kommunalpolitik oder anderen öffentlichen Ämtern bewährt - als Abgeordneter im Kreistag (u.a. Josef Horstmann), als stellvertretender oder erster Bürgermeister (Edmund Panning, Rudolf Bonse), als Gemeindevorsteher im Kirchspiel (Gerhard Zurmühlen), als Stadtrat und/oder sachkundiger Bürger in Ausschüssen (Josef Arens-Sommersell, Rudolf Bonse, Carl Werring, Karl Werring jun.), als Schiedsmann,Verwalter der Armenkasse und als Vormund.
Abb.156: Zeitungsbericht: Josef Horstmann zum 80. Geburtstag
Dass man als Stadtrat manchmal auch ungewöhnliche Aufgaben wahrnehmen musste, zeigt das folgende Bild. Hier wird das neue Hallenbad durch das Mitglied des Sportausschusses und den Vorsitzender des Fördervereins zum Bau des Hallenbads, den Brennereibesitzer Josef Horstmann, durch einen Sprung ins Wasser eingeweiht.

Abb.157: Stadt- und Amtsvertretung Sendenhorst, darunter mehrere Brenner


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Aber auch andere wichtige öffentliche Einrichtungen sind mit den Namen bekannter Kornbrenner verbunden. So stellten z.B. in der Zeit 1893-1967 die Familien Bonse und Everke die Wehrführer in der Freiwilligen Feuerwehr (Theodor Bonse 1893- 1906;Wilhelm Everke 1907-1928; Heinz Everke 1929-1967), und die Familie Bonse war für „Sieben Menschenalter“ für die Poststation zuständig.

Abb.158: Josef Horstmann beim Sprung ins Wasser des neuen Hallenbades


Abb.159: Auszug aus dem Rahmen „Kornbrenner und Feuerwehr“ (siehe oben)

Viele Brennerfamilien haben sich durch ihre langjährige Mitgliedschaft und aktive Teilnahme in den verschiedensten Vereinen, Jagdverbänden und - genossenschaften, kulturellen und karitativen Einrichtungen, um das städtische Gemeinwesen verdient gemacht. So ist zum Beispiel die Entwicklung des Allgemeinen Schützenvereins ohne die Familie Werring und die durch Verwandtschaft verbundene Familie Jönsthövel kaum denkbar. Lange Jahre zeichnete Carl Werring für die Vereinsleitung verantwortlich, zwei Mal stellte man den Schützenkönig (1937: Karl Zurmühlen, gnt.Werring; 1984 Carl Werring), einmal die Schützenkönigin (1933: Änne Zurmühlen, gnt.Werring).

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Abb.160: Heinz Everke als Wehrführer

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Erwähnt werden sollen auch die Ehefrauen zweier Kornbrenner, die sich in ganz besonderer Art und Weise um die Allgemeinheit gekümmert haben: Magdalene Arens-Sommersell und Anita Rötering. Über Jahrzehnte war Magdalene Arens-Sommersell im WLLV (Westfälisch-Lippischer Landfrauenverband) tätig.

Abb.161: Auszug aus dem Rahmen der Familie Bonse betr. die Posthalterei

Während dieser Zeit war es ihr als Vorsitzende des Sendenhorster Landfrauenverbandes, aber auch im Rahmen ihrer Arbeit auf Kreis- und Landesebene, ein besonderes Anliegen, die Weiterbildung der Mitglieder im beruflichen, sozialen, politischen und kulturellen Bereich voranzutreiben, Tradition und Brauchtum zu pflegen und das Leben auf dem Lande attraktiv zu gestalten.

Abb.162: Schützenverein - Thron 1937
Abb.163: Carl Werring als Schützenkönig 1984


Anita Rötering kam durch ihre Heirat mit dem Brennereibesitzer Heinrich Rötering 1924 nach Sendenhorst. Wie ihre Schwiegermutter, Maria Rötering, geb. Brüning, unterstützte sie als Mitarbeiterin und Vorsitzende auf Orts- und Kreisebene über Jahrzehnte die Arbeit des Vaterländischer Frauen-Zweigvereins des DRK und die spätere „Frauenarbeit des Deutschen Roten Kreuzes“. Für diese Leistung, aber auch die Tatsache, dass sie 25 Jahre lang dem DRK-Ortsverein ihr Haus Weststraße 15 unentgeltlich zur Verfügung stellte, erhielt sie 1969 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Eine ganz besondere Aktion der Sendenhorster Kornbrenner war ein Benefiz-Fußballspiel im Jahre 1950, bei dem die „Brenner“ gegen die „Verbraucher“ antraten, um Gelder für die Errichtung einer neuen Sporthalle am Westtor aufzubringen. Fast alle damals aktiven Brennereibesitzer waren dabei vertreten. Die beiden Mannschaften marschierten mit Blasmusik durch die Stadt zum Fußballplatz.

Abb.164: Magdalene Arens-Sommersell bei einer Ausstellung der Landfrauen in der Volksbank  

Abb.165: Porträt Anita Rötering

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Die folgenden beiden Bilder zeigen die Mannschaften.

Abb.166: Aufmarsch der Fußball-Mannschaften mit Kapelle 1950

Abb.167: Die Fußballmannschaft der „Brenner““

von links nach rechts: Josef Arens-Sommersell, Rudolf Bonse, Carl Zurmühlen (damaliger Pächter der Brennerei Hallermann/ehemals Panning), Reinhold Zurmühlen (Jönsthövel), Josef Silling („Osten-Silling“), Heinz Everke,Willi Hankmann (Lainck-Vissing), Carl Werring, Carl-August Graute, Heinz Zurmühlen, J.Silling (Westen-Silling).


Abb.168: Die Fußballmannschaft der „Verbraucher“


Von links nach rechts:Wegmann, ?, Clemens Daldrup,Theo Bücker,Willi Brinkmann
(Lehrer), ?, Overhage, Männe Geiping, Bernhard Brummel, Josef Kleinhans, Adolf
Heiringhoff.

Interessant ist, dass die Sendenhorster Kornbrenner hier öffentlichkeitswirksam als Gruppe auftraten, die sich gemeinschaftlich für ein allgemeines kommunales Anliegen einsetzt.

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