Ennecke Droste aus Albersloh: Hexensabbat auf Lammerdings Kammer

Auch in den Nachbarorten Sendenhorsts wurden Hexen aufgespürt, wurden verdächtige Frauen im Amtshaus Wolbeck festgesetzt und — wenn es überhaupt so weit kam — auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Meister Hans, der Scharfrichter zu Ahlen, erhielt 1631 die hohe Summe von 36 Rthlr wegen »etlichen hingerichteten Hexen«. Eine Hexe aus Sassenberg, die man 1631 in den Amtshausturm zu Wolbeck geworfen, hatte sich selbst in dem Gefängnis erwürgt. Einem anderen Verdächtigen hatte der Teufel selbst den Hals gebrochen'''. 


Ein unglaublicher Fall von geistiger Verirrung und Verblendung spielte sich 1631 in Albersloh ab. Fenna Droste denunzierte ihre eigene Tochter Ennecke bei den Behörden wegen Zauberei. Von den Behörden befragt, fabulierte das 13jährige Mädchen bereitwillig eine fantastische Geschichte zusammen: Als sie letzten Februar ihres Herrn Schweine von der Horst holen wollte, sei ihr die Ostkampsche in die Quere gekommen und habe ihr ein Angebot gemacht: »Ich will Dir eine Kunst lehren, die soll Dir Dein Lebenlang gut tun. Dazu mußt Du drei Fuß zurücktreten und Gott und allen Heiligen abschwören. Dann spreche zuerst fünf dann sieben schwarze Namen. Gehe dann in Schlodtmans Kuhstall. Bei der ältesten, fettesten Kuh findest Du sieben Namen, die sprich. Wenn Du den Tieren Korn gibst, liegen sie am anderen Morgen tot im Stall.« Genau so sei es geschehen. 

Mit merkwürdiger Bekennerwut erzählte das Mädchen weitere Ungeheuerlichkeiten. Einen leibhaftigen Hexensabbat hatte sie erlebt, auf Lammerdings Kammer. Dorthin gingen sie zum Tanze. Das sei lustig gewesen. Da konnten sie kochen und braten. Mit dabei waren der Kordeschen ihr Mann mit Namen Johann und alle ihre Kinder, Agnes, Merke, Hermann und Johann, dazu der Vetter der Kordeschen, der ritt auf einem schwarzen Bock. Johann Siekmann schlug die Trommel. Dietrich Sehlverbrock, Trine Schlups mit ihrem Sohn, die Sehlversche, die Unnaesche mit ihrem silbernen Gürtel, Merge Kötters und noch viele andere — alle seien sie zum Tanz gekommen. Auch einen Buhlen, einen Geliebten, habe sie gehabt. Der hieß Duvel Hans, war ein alter Mann und führte sie zum Tanz. Mit Duvel Hans sei sie zur Hölle und wieder zurück zu Schlodtmans Haus geflogen. Dann habe man Fleisch, Brot, Krut (Gewürze) und Kuchen aus dem Haus des Kramers Hinrich Brockmann beschafft, die Sehlversche spendierte Brot und Fleisch. Dazu tranken sie Koit (Bier) aus Siekmanns Keller.

Den Behörden kamen doch Bedenken, das minderjährige Mädchen wie eine erwachsene Hexe oder Zauberin zu behandeln. Daher hielt man sich an die von En- necke Droste denunzierte Trine Ostkamp. Die arme Frau hatte schon einmal im Verdacht der Zauberei gestanden. Sie wurde auf das Amtshaus gebracht, nach der Peinlichen Halsgerichtsordnung verhört und gefoltert. Am Ende stand Selbstmord oder Mord durch den Henker. Der Gerichtsdiener stellte lakonisch fest: »Auf empfangenen Befehl ist die zu Wolbeck in Haftung tot befundene Ostkampsche gebührlich besichtigt worden und befunden, daß ihr der Hals rein und geheel [gänzlich] zerbrochen.« Das Mädchen Ennecke aber wurde in die Obhut des Albersloher Pastors gegeben, damit er sie mit »Hilfe anderer geeigneter geistlicher Personen« wieder auf den rechten Weg zurückbringe.

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