Kapitel 7 - Öffentliches

8.1 Sitten und Gebräuche

Karfreitagsprozession

Zu dem katholisch münsterländischem Brauch in der Osterzeit gehört in Sendenhorst seit 1721 die Karfreitagsprozession.
Früher trug während der Prozession ein maskierter Mann ein Holzkreuz, dessen Gewicht durch Steine erhöht werden konnte. Das Amt dieses unbekannten Büßers "Krüs - Leiwe - Häer" war sehr begehrt. Angeblichliefen schon Jahre vorher Meldungen dafür beim Pfarrer ein. Im Laufe der Jahrzehnte verfiel diese Sitte jedoch, und junge Burschen hänselten oftmals den vermummten Mann. Deshalb verbot Pfarrer Lorenbeck 1839 die Kreuztracht.

Karfreitagsfastenessen

Am Karfreitag werden als Fastenspeise Struwen gegessen.

Rezeptur:
1 kg Mehl
2 Päckchen Hefe
1 TL Salz4 EL Zuckerca.
600 ml angewärmte Milch
150 g Rosinen

Aus Mehl, Hefe, Salz, Zucker und Milch einen Hefeteig anrühren und kneten; den Teig an einem warmen Ort gehen lassen; anschließend erneut kneten und die Rosinen gleichmäßig darunter mengen. Die Struwen werden in Fett gebacken. Ca. hühnereigroße Portionen in die Pfanne geben und mit dem Pfannenheber ein wenig platt drücken. Die angegebene Menge reicht ungefähr für 25 Struwen.

"Üm de Wälle gaohn "

Mit dem zwölften Glockenschlag der Kirchturmuhr gehen sie in der Osternacht los - seit Jahrhunderten.

In zwei Gruppen hintereinander ziehen Männer dreimal um den Promenadenring und verkünden die Osterbotschaft: "Christus ist auferstanden!"
Die Sitte des "Üm de Wälle gaohn" stammt schon aus dem Mittelalter. Damals zogen junge Männer über die Festungswälle, von denen Sendenhorst umgeben war. Nach deren Planierung führt der Weg deshalb heute durch die Promenaden.
Die überlieferten Liedertexte gab immer der Vater an den Sohn weiter. Frauen waren lange Zeit bei diesem Tun nicht zugelassen. Nach dreiweiten und drei engen Runden um die Kirche endet der Osternachtsgang an der Ostseite der Kirche mit einem Gebet.


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Die Brandprozession

Neben der überall in katholischen Gemeinden üblichen Fronleichnamsprozession gibt es in Sendenhorst auch eine Brandprozession. Früher waren die meisten Häuser in der Stadt im Fachwerkstil errichtet und mit Stroh gedeckt. Brach erst einmal ein Feuer aus, so griff es rasendschnell auf viele Häuser über. Die Einwohner gelobten daraufhin, alljährlich eine Brandprozession zuhalten, um vor weiterem Unheil verschont zu bleiben. Bis in die heutige Zeitziehen am dritten Sonntag nach Pfingsten die Leute betend und singend durch die geschmückten Straßen.

Bild oben:
Altar für die Brandprozession


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Der Schützenverein

Die Ursprünge des Schützenvereins liegen im späten Mittelalter, die Bürger gründeten Schutzgemeinschaften, um die heimatliche Gegend und die Menschen des Ortes vor Wegelagerern und anderen Banden zu schützen. Erst im Laufe der Jahrhunderte wich man von diesem Aufgabenbereich ab und widmete sich immer mehr der sportlichen und gesellschaftlichen Seite des Vereins. Einmal im Jahr konnte ein Schützenfeststattfinden, bei dem sich die Schützen einen fairen Wettstreit lieferten. Im Juli 1864 vereinigten sich in Sendenhorst die Schützen der Stadt und des Kirchspiels (= Bauernschaften) zum Allgemeinen Schützenverein Sankt Martin.

Die Johannesbruderschaft

Ganz in Schwarz gekleidet, marschieren Männer mit Handstock, Rosen und Zylinder in Zweierreihen durch den Ort, die Johannesbruderschaft feiert ihr alljährliches Schützenfest.
Schon Ende des 15. Jahrhunderts schlossen sich im Ort Sendenhorst Bürger zusammen und bildeten eine Bürgerwehr, um die Stadt vor Diebstahl, Raub, Plünderung, Mord und Vergewaltigung einfallender Truppen zu schützen. Auch als Nothelfer standen sie jederzeit bereit. So war es auch 1606, im Gründungsjahr der Bruderschaft, als in Sendenhorst die Pest, der "schwarze Tod", besonders heftig seine Opfer forderte. Kräftige und mutige Männer waren gefordert, die zahllosen Toten aus den Häusern zu holen und zu bestatten. Die schwarze Kleidung und die Marschordnung weisen heute auf diese Zeiten hin. Der Zusammenhalt in der Gemeinschaft, die sich nach dem hl. Johannes ihren Namen gab, war so stark, dass sich die Bruderschaft trotz Wegfalls ihrer Zweckbestimmung bis heute, nun allerdings zum friedlichen Wettstreit bei Gesang und Becherklang, trifft.

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