4.3 Juden in Sendenhorst
Aus früheren Aufzeichnungen geht hervor, dass in Sendenhorst jüdische Familien gelebt haben. Im Jahre 1840 zählte die jüdische Gemeinde 6 Haushaltungen. Es waren die Familien Reinhaus, Löwenstein, Leffmann, Stern, Humberg und Alsberg. Vorwiegend betrieben sie Handel mit Manufaktur und Vieh. Unter ihnen lebte Salomon Alsberg, ein sehr bekannter und wohlhabender Mann. Er war ein voraus denkender, fleißiger Kaufmann und besuchte die großen Handelsmessen (z. B. in Leipzig). Seinen Söhnen Siegfried und Lois ermöglichte er, 1870 in Bielefeld ein großes Manufakturgeschäft zu eröffnen. Es entstanden Warenhäuser in mehreren westdeutschen Großstädten.
Ab 1838 gab es in Sendenhorst eine eigene Judenschule. Es handelte sichum ein gemietetes Zimmer beim Schneidermeister Debbelt auf der Weststraße. Anfänglich waren 14 Kinder schulpflichtig. Die Hauptfächerwaren Religion und Hebräisch. Die Lehrer verdienten nicht viel; dafür brauchten sie keine Miete zu zahlen, und die Wäsche wurde ihnen gewaschen. Für ihre Mahlzeiten sorgten die Familien im Wechsel. Der Schulunterricht in der Judenschule musste gelegentlich unterbrochen werden, wenn kein geeigneter Lehrer zur Verfügung stand. Dann besuchten die jüdischen Kinder die katholische Volksschule; ab 1870 blieb die Judenschule geschlossen.
Die jüdischen Gottesdienste wurden in der Synagoge gefeiert; Synagoge nennt sich das jüdische Gotteshaus. Sie stand am Schlabberpohl, dort, wo jetzt der Parkplatz ist. Hier befindet sich eine Stele, die an die Juden in Sendenhorst erinnert.
Im 19. Jahrhundert war die allgemeine Stimmung gegenüber den Juden geteilt: Sie waren als Nachbarn akzeptiert, aber als 1840 die Ostheide aufgeteilt wurde und jeder Sendenhorster Bürger ein Grundstück erhielt, wurden die jüdischen Mitbürger übergangen, mit der Begründung, sie seien ja "keine Sendenhorster".
[aus Wikipedia] In den 1890ern kam es in Folge von 2 Veranstaltungen zu Ausschreitungen. Ein Angehöriger der Familie Leefmann hatte sich abfällig über die Marienverehrung geäußert und so starke Proteste bei den Katholiken verursacht. Viele Sendenhorster boykottierten nach diesen Veranstaltungen die wenigen jüdischen Geschäfte im Ort. Dies verschärfte das ohnehin aufgeladene Verhältnis von christlichen und jüdischen Bürgern noch zusätzlich.
Die letzte jüdische Familie verließ Sendenhorst 1912, noch vor dem 1. Weltkrieg.
Nach Einebnung der Befestigungsanlagen im 18. Jahrhundert blieb einkleiner Rest des Walls erhalten und diente der jüdischen Gemeinde als Friedhof. In der Ostenpromenade ist er heute noch zu finden.
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Auf den Grabsteinen kann man die in hebräischer Schrift eingemeißelten Inschriften erkennen. Der älteste Jude war Elias Stein. Er wurde 103 Jahre alt und 1870 auf dem Friedhof beerdigt. Die letzte jüdische Familie war die Familie Löwenstein. Sie verließ Sendenhorst 1912 und wanderte nach Amerika aus. Samuel Löwenstein kam 1947 als 63-jähriger wieder nach Sendenhorst. Er besuchte die Gräber seiner Familienmitglieder auf dem Judenfriedhof, der die Zeit des Nationalsozialismus unversehrt überstanden hatte.Heute steht der Friedhof unter israelitischer Verwaltung. Aufgaben: 1) Wie heißt die Kirche der Juden; wo stand sie in Sendenhorst. 2) Wo befindet sich der jüdische Friedhof. 3) In welchem Zeitraum gab es in Sendenhorst eine Judenschule. 4) Welche Sprache erlernten die jüdischen Kinder.