3.2 Vom Flachs zum Leinenhemd
"Michael, dein Hemd ist ja ganz zerrissen. Morgen gehen wir in ein Textilgeschäft und kaufen ein neues."
So einfach geht das heute.
Wenn vor 150 Jahren Franz oder Stina ein neues Hemd brauchten, war das schon ein wenig umständlicher, denn damals gab es noch keine Kunstfasern wie Nylon , Perlon oder Dralon. Die Bauern in und um Sendenhorst bauten fast alle auch Flachs an. Aus der Flachspflanze wird das Leinen hergestellt.
Nach der Ernte wird der Flachs zuerst geröstet und gewässert. Danach trennt man mit der Flachsbreche die Leinenfasern vom Stängel.
Die Fasern werden dann gehechelt - durch ein Nagelbrettgezogen- so dass nur die längeren Fasern übrigbleiben.
Bevor nun die Bäuerin und die Mägde das Leinengarnspinnen konnten, mussten die Fasern noch zu Docken zusammengelegt werden. Auf dem Webstuhl wurde das Garn dann zu Leinenstoff verwebt. Die dicken Leinenballenverwahrte die Hausfrau in den großen Truhen. Kam Franz dann mit seinem zerrissenen Hemd nach Hause, wurde das Hemd geflickt. Brauchte Franz ein neues Hemd, konnte aus dem vorrätigen Stoff ein Hemd genäht werden.
Die gewerbliche Leineweberei spielte in der Vergangenheit der Stadt Sendenhorst eine große Rolle. Schon 1695 verlieh der damalige Fürstbischof Friedrich Christian den Sendenhorster "Linnentuchmachern" eine eigene Zunftordnung. Darin waren die Rechte und Pflichten der Meister, und auch die Qualität des Leinens genau festgelegt.
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Als die Gräfte rund um die Stadt ab 1778 nach und nach zugeschüttet wurde, erlebte die Leineweberei nochmals einen Aufschwung. Auf den neugewonnen Flächen entstanden viele Bleichplätze.
In einem Bericht über Sendenhorst vom 02.09.1803 steht: "Das Hauptgewerbe der hiesigen Bevölkerung besteht in der Leinenfabrikation und Spinnerei. Es sind hier 55 Leinenweber."
Mit dem Aufkommen der Maschinen nahm die Bedeutung dieses Handwerks immer weiter ab. Heute finden wir keine Webstühle mehr in Sendenhorst, nur der häufig auftretende Name "Linnemann" erinnert noch an die Zunft der Leineweber.
Aufgabe: Weißt du wofür diese Gegenstände nützlich sind.
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