2.3 Die Arbeit der Milchbauern

Milchbauern wurden die Männer genannt, die Tag für Tag die Milch von den Bauern abholten und in Milchkannen zur Molkerei brachten. Es gab mehrere Milchbauern in Sendenhorst. Jeder von ihnen war für einen bestimmten Bezirk zuständig. Mit ihren Pferdewagen fuhren sie ihre tägliche Route zu festgelegten Zeiten, damit der Transport und die Ablieferung der Milchkannen möglichst reibungslos abliefen. Der letzte vom Pferd gezogene Milchwagen fuhr 1962; anschließend wurden Traktoren als Zugmaschinen eingesetzt. Heutzutage holen Molkereifahrer mit ihren großen Tankwagen die Milch bei den Bauern ab.

Von zwei Milchbauern wollen wir erzählen:

Frühmorgens um 6:00 Uhr versorgte Bernhard Schürmann sein Pferd. Erlegte ihm das Geschirr an und spannte es vor seinen Milchwagen. Währenddessen melkte seine Frau die sechs Kühe im Stall. Sie zweigte die Menge Milch ab, die sie für ihre Familie brauchte. Die restliche Milch wurde in Milchkannen abgefüllt und auf den Milchwagen gehoben. Nun fuhr Bernhard Schürmann vom Kogge-Eck Richtung Stadt und lud die Milchkannen von den Bauern auf. Unter anderem führte ihn sein Weg zu den Höfen Schmetkamp, Schulze-Horstrup, Specht, Kammann und Bröckelhoff. Sechs Schlagbäume musste er auf dem Weg öffnen und wieder schließen. Er lud aber nicht nur die Milchkannen auf, sondern nahm auch die Kinder mit zur Schule.

Außerdem wurde ihm hier und da noch ein Einkaufszettel für Brot, Hefe, Salz oder Zucker zugesteckt. Über den Südendamm und den Prozessionsweg brachte er seine Milchfuhre zur Molkerei Paul Rehsöft. In Spitzenzeiten brachte er 100 Milchkannen.
Im Stadtbezirk sammelte ebenfalls ein Milchbauer die Milch ein, denn fast jede Familie in Sendenhorst hatte eine oder zwei Kühe im Stall stehen. Für diesen Bezirk war Bernhard Drees zuständig.
Morgens fuhr er mit seinem Pferdewagen zunächst die südliche Hälfte der Stadt ab. An den Straßenrändern hatten die Bürger bereits in der Frühe ihre vollen Milchkannen bereitgestellt. Kanne für Kanne lud er nun auf seinen flachen Wagen. Da jede Kanne eine Nummer trug, konnte keine verwechselt werden. Am Ende seiner Route fuhr Bernhard Drees zur Molkerei und setzte eine Kanne nach der anderen auf ein Rollenband, das die Milchkannen in die Molkerei transportierte. Dort wurde die Milch ausgegossen und gewogen.

Je nach Bestellung wurde nun so manche der leeren Kannen in der Molkerei mit Magermilch gefüllt. Diese sollte zuhause an die Kälberverfüttert werden. Bernhard Drees lud nun alle Kannen, ob leer oder erneut gefüllt, auf seinen Wagen zurück und verteilte sie nach ihren Nummern an die Straßenränder. Von dort holten die Bürger sie wieder in ihre Häuser zurück.
Nun wandte sich Bernhard Drees dem nördlichen Teil der Stadt zu, in dem er die gleiche Arbeit noch einmal verrichtete: Milchkannen aufladen, zur Molkerei bringen und wieder verteilen.
Die Milch von über 400 Kühen musste er jeden Tag transportieren. Am späten Nachmittag versorgte er sein Pferd und kümmerte sich um seineeigene Landwirtschaft.

 

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