SPD-Ortsverein feiert seinen 90. Geburtstag

Sendenhorst - Der SPD-Ortsverein feiert seinen 90. Geburtstag. In den neun Jahrzehnten durchlebten die Sendenhorster Sozialdemokraten eine wechselvolle Geschichte mit einigen Höhe- und Tiefpunkten. Ein 90. Geburtstag ist sicher immer etwas Besonderes. Da gibt es aus dem Leben viel zu erzählen, sollte man meinen. Und wenn der Ortsverein einer traditionellen Partei wie der SPD seinen 90. feiert, sollte es bestimmt viel aus den Anfängen zu berichten geben. Doch in diesem Fall ist das anders: Die Quellen sind spärlich, über die Anfänge ist wenig bekannt.

„Die Geschichte der SPD in Sendenhorst ist zum Teil auch eine vergessene Geschichte“, sagt Bernhard Daldrup, der 1975 in die Partei eingetreten war, Unterbezirksvorsitzender ist und dem Landesvorstand angehört. Die Geburtsstunde der SPD in Sendenhorst sei eher zufällig bei den Recherchen zu einer wissenschaftlichen Arbeit ans Tageslicht gekommen. Gleichwohl: Einen leichten Stand hatten sie sicher in Sendenhorst nicht: Die ersten ,,Roten“ in der Stadt wurden seinerzeit noch argwöhnisch betrachtet, bestimmten doch die „Schwarzen”‘ des Zentrums das, was politisch in der Stadt geschah. Die Zugehörigkeit zur Kirche bestimmte die Gesinnung und auch die Nähe zu einer politischen Partei. Und der weit überwiegende Teil der Menschen in der Stadt gehörte nun mal zur katholischen Kirchengemeinde, als der SPD-Ortsverein vor 90 Jahren gegründet wurde.

Viel öffentliches – also geschriebenes – Aufsehen wurde deshalb in der Stadt nicht über die Gründung des SPD-Ortsvereins gemacht. Doch im „Volkswillen”, seinerzeit die sozialdemokratische Postille für das Münsterland, befand sich ein Artikel über das, was sich am 1. März 1922 in Sendenhorst tat: „Eine stattliche Zahl von Mitgliedern“ sei bereits der Sendenhorster SPD beigetreten. Wenige Tage später berichtete die Parteizeitung erneut über Sendenhorst. Bei einer Volksversammlung im Hotel Klümper sprach ein „Genosse Redakteur Pohlmeier“ über „Deutschlands innere und äußere Lage”, ein Referat, bei dem sich der Widerspruch der Anwesenden, besonders der des Zentrums, in Zwischenrufen Luft machte. „In der Aussprache meldete sich jedoch niemand zu Wort, so dass der Genosse Bußmann am Schluss feststellte, inzwischen seien wohl auch die Andersdenkenden eines Besseren belehrt worden”, berichtet der „Volkswille”. Anschließend beschäftigte sich die Parteiversammlung „mit den unerhörten Pachtsteigerungen seitens des Pastorats und anderer Verpächter.” Soviel zur ersten Versammlung. Wo früher das Hotel Klümper stand, steht heute das Bürgerhaus.

Natürlich spielte die SPD in den Anfangsjahren keine sonderlich wichtige politische Rolle in der Stadt. Doch immerhin wurden 1924 der Maurer Hermann Bücker und vermutlich sein Berufskollege Franz Menke in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Allerdings kandidierten damals keine Parteien, sondern berufsständische Listen. Aber die beiden Maurer gehörten der SPD an, so die dürftigen Archivunterlagen.

Den politischen Stellenwert der SPD zu der Zeit mag man am Ergebnis der Reichstagswahlen von 1929 festmachen: Die SPD erhielt 55 Stimmen (4,9 Prozent), das Zentrum 790 (69,9 Prozent), die NSDAP 128 (11,3 Prozent) und die KPD 99 (5,6 Prozent). Bei den letzten freien Wahlen im Jahr 1933 stieg die NSDAP auf 25,6 Prozent. Der Anteil der SPD fiel auf 3,5 Prozent ab.

Doch zurück zu den Anfängen in Sendenhorst und dem politischen Denken: „1927 war die Republik schon einige Jahre alt, die Mehrheit der Bevölkerung hatte sich mit der neuen Staatsform abgefunden, schreibt Heinrich Petzmeier, langjähriger SPD-Ortsvereinsvorsitzender, in seiner „Geschichte einer Kleinstadt”. Und: Obwohl die schwarz-rot-goldene Flagge seit 1923 vor dem Rathaus wehte, hätten Bürgermeister und Rat noch so lange unter dem Bild des letzten Kaisers getagt, bis der Regierungspräsident eingeschritten sei. Dann kam die Naziherrschaft. Der Aufforderung aus dem Jahr 1939, alle „Sozis” zu benennen und, besser noch, in Schutzhaft zu nehmen, kamen die Sendenhorster allerdings nicht nach.
Nach dem Krieg war die SPD sofort wieder da: Her-mann Bücker wurde 1946 bei den ersten Kommunalwahlen mit 260 Stimmen direkt in den Rat gewählt. Er war von dem noch kleinen SPD-Ortsverein aufgestellt worden.
Seit Jahren auf den etwas härteren Oppositionsbänken gab es für die SPD auch bessre Jahre. Im Herbst 1989 wurde Franz-Josef Reuscher zum Bürgermeister gewählt, und nach der Änderung der Kommunalordnung machte ihn der Rat im Jahr 1996 zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt.

Mit ihren „Visionen“ ist die SPD in Sendenhorst nicht immer erfolgreich gewesen, blickt Bernhard Daldrup zurückt. Zum Beispiel, als die SPD vor der Einrichtung des Baugebiets „Westglindkamp“ dafür plädiert habe, alle Häuser über ein Blockheizkraftwerk mit Energie zu versorgen. „Wir sind damals für verrückt erklärt worden. Heute ist so etwas selbstverständlich.“

Großen Besuch gab es zum 75. Geburtstag im März 1997. Wolfgang Clement war zu Gast, der seinerzeit am Beginn seiner politischen Karriere stand, später Ministerpräsident des Landes war , bevor er ins politische Abseits geri

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