Seit 100 Jahren wie der Blitz - Taubenzuchtverein „02226“ wurde 1913 gegründet 

Sendenhorst - Vor 100 Jahren gründeten Sendenhorster Taubenzüchter den Verein „Blitz“, als der Brieftaubensport auch im Münsterland mehr und mehr Anhänger fand. Die ältesten Zeugnisse aus dem Vereinsleben zeigen, dass „Blitz“ vor etwa 75 Jahren 15 Mitglieder hatte. Heute sind es noch fünf, und der Nachwuchs fehlt. Von Franz Börste

Taubenzuchtvereine haben stets neben dem Namen eine Nummer, die sich Laien nicht erschließt. Für den Sendenhorster Verein „Blitz“, der in diesen Tagen 100 Jahre alt wird, ist es die „02226“. Bei der Deutschen Brieftaubenausstellung in Dortmund hatte der derzeitige Vorsitzende, Reinhold Gajewski, den Goldpokal des Verbandes deutscher Brieftaubenzüchter für diesen runden Geburtstag in Empfang genommen.

Ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg, als der Brieftaubensport auch im Münsterland mehr und mehr Anhänger gefunden hatte, ließen sich vom Taubensport begeisterte Sendenhorster Züchter als 2226. Verein in Deutschland beim Verband Deutscher Brieftaubenzüchter registrieren. Und so erklärt sich die Nummer als Namenszusatz. Seit der Gründung tragen alle Tauben, die in Sendenhorst geboren werden und später an Wettflügen teilnehmen, die Vereinsnummer „02226“. In Ahlen gab es zu der Zeit bereits fünf Vereine, aus der 1920 die „Reisevereinigung Ahlen und Umgegend“ mit inzwischen 23 Vereinen hervorgegangen war.

Aus der Gründerzeit des Vereins „Blitz“ liegen keine Überlieferungen mehr vor. Eine Ehrenurkunde, die die RV Ahlen dem Verein zu seinem 25-jährigen Bestehen im Jahr 1938 überreicht hatte, und ein Gruppenfoto, das aus gleichem Anlass gemacht worden war, sind die ältesten Zeugnisse. Zu jener Zeit zählte der Verein 15 Mitglieder. Ein Ausweis des Verbandes aus dem Jahr 1963 weist Heinrich Schlüter, Großvater der jetzigen Mitglieder Karl August Wichert und Manfred Wichert, als Mitbegründer des Brieftaubenvereins „Blitz Sendenhorst“ aus.

Am Anfang wurden die Tauben per Bahn zu den Auflassorten transportiert. Heute befördern speziell angefertigte „Kabinenexpresse“ die Tauben über Nacht zu den Startorten im Südosten Deutschlands und Österreichs. In der Regel gibt es im Jahr 13 Wettflüge für Alttauben und sechs Flüge für Jungtauben. Alttauben fliegen in dieser Zeit zwischen 4000 und 5000 Kilometer.

Gab es anfangs nur eine Kontrolluhr in einem Verein, zu der alle Züchter den Kontrollringe bringen mussten, wird die heimkehrende Taube, die einen Chipring trägt, heute von einer Antenne im Eingang des Schlages elektronisch erfasst. Früher dauerte die Auswertung eines Fluges mehrere Tage. Heute können schon wenige Stunden nach Ende eines Fluges die Ergebnisse eines Preisfluges im Internet abgefragt werden.

Je nach den Wind- und Wetterverhältnissen erreichen die Tiere Geschwindigkeiten zwischen 70 und 100 Stundenkilometer, bei Rückenwind noch weit mehr.

Die meiste Zeit seines Bestehens gehörte der Verein „Blitz“ der RV Ahlen und Umgegend an. Für einige Jahre war „Blitz“ Mitglied der RV Drensteinfurt, die sich vor wenigen Jahren aufgelöst hatte. Nach deren Ende schlossen sich auch die Vereine „Wersebote“ Drensteinfurt und „Unser Stolz“ Walstedde der RV Ahlen an, nachdem die Sendenhorster Züchter die Rückkehr schon einige Jahre vorher vollzogen hatten.

Die Sendenhorster Züchter bewiesen bei Preisflügen und Ausstellungen stets, dass ihre Tiere die Konkurrenz nicht scheuen müssen. 1951 wurde Hermann Bücker Meister der RV Ahlen. Aktuell ist es Günter Palmowski, der seit Jahren hervorragende Platzierungen mit seinen Tauben erringt.

Einen Aufschwung erlebte der Verein Ende der 1970-er Jahre, als viele Spätaussiedler aus Oberschlesien, der Hochburg des polnischen Taubensports, nach Sendenhorst übergesiedelt waren und in der Garrat-Siedlung eine neue Heimat gefunden hatten.

Heute leidet der Verein „Blitz“ wie viele andere Züchtervereinigungen daran, dass der Nachwuchs fehlt, weil die Jugendlichen anderen Freizeitbeschäftigungen nachgehen. Brieftauben bedürfen der täglichen Pflege und binden ans Haus. Etliche ehemalige Brieftaubenzüchter haben jedoch mit Erreichen des Rentenalters zum Brieftaubenhobby zurückgefunden.

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