Nr. 18 Das alte Sendenhorst im Festungsring

Die geschichtliche Heimatforschung ist bemüht, aus den uns überkommenen Quellen ein möglichst vielseitiges Bild der Vergangenheit aufzubauen. Sie betrachtet es als glücklichen Fund, wenn sie wieder einmal eine ergiebige Quelle des Wissens entdeckt hat.

Vor gut 120 Jahren [1830 ?] ist ein Plan des alten Sendenhorst entstanden, von dem es heißt, daß er bei einer Ausstellung in Düsseldorf als mustergültig für eine Kleinstadt bezeichnet worden sei. Die städtische Siedlung hat im ganzen gesehen eine ovale Gestalt, in etwa die Form eines Wappens. Sie ist außen von einem Graben umgeben, jenseits dessen sich damals noch keine bürgerliche Behausung befand, ein Zeichen, wie konservativ jahrhundertelang das Weichbild der Stadt sich erhalten hat. Erst kurz nach 1830 begann man, sich auch außerhalb des Stadtgrabens anzubauen. Die vier Himmelsrichtungen geben den einzelnen Abschnitten des Grabens und der Hauptstraßen ihren Namen.

So heißt es: Ostgraben, Oststraße, Südgraben, Südstraße, Westgraben, Weststraße, Nordgraben, Nordstraße. Außer dem Osttorhaus, das 1806 dem Brande zum Opfer fiel und später abseits wieder aufgebaut wurde, sehen wir die übrigen Torhäuser eingezeichnet. Die Tore wurden von den Pförtnern bewacht, sie wehrten Unberufenen den Eingang. Nachts wurden die Tore geschlossen und verrammelt, und geduldig musste das Landvolk zur Morgenstunde warten, bis der Pförtner Einlass gewährte. In der Mitte der Karte sehen wir die alte Kirche ( Kreuzkirche ) mit ihrem großen Kirchplatz ( Friedhof ). Vor dem alten Rathaus ( Parz. Nr. 295 ) breitet sich der Marktplatz aus. Auf der Nordstraße Parz. Nr. 105 stand die Mädchenschule. Die Parzelle Nr. 81 - 85 an der Schulstraße zeigte das "Arme Lühus" an. Die Judensynagoge stand unter Parz. Nr. 270. Im Jahre 1816 hatte die Stadt Sendenhorst nach den statistischen Angaben 265 Häuser, 1 ist ganz massiv erbaut, 2 im Fachwerk und nicht weniger als 262 Häuser ganz aus Holz. Die überwiegende Mehrzahl (215) war mit Ziegeln gedeckt und 50 hatten nach alter Väter Weise noch ein Strohdach. Der vorliegend Plan verzeichnet Häuser. Nach einer Statistik von 1824 betrug die Zahl der Einwohner 1492, von ihnen waren 6 evangelischen Bekenntnisses, 1429 Katholisch und 57 jüdisch.

Verheiratet waren 260 männliche und 262 weibliche.

Nach Altersklassen war die Bevölkerungszahl folgendermaßen aufgeschlüsselt:
Kinder unter 15 Jahren Knaben 240, Mädchen 208
Personen von 15 - 60 Jahren Männliche 437, weibliche 468
Personen über 60 Jahre männliche 68, weibliche 71.

Der Viehbestand im Jahre 1826 belief sich auf 60 Pferde und Füllen, 506 Kühe und Jungvieh, 30 Ziegen und 300 Schweine.

Nach dem katasteramtlichen Verzeichnis der Grundgüter von 1833 ist der Flächeninhalt der steuerbaren steuerpflichtigen Grundgüter wie folgt: Gemüsegarten 18 Morgen, Wiesen 1 Morgen, Gebäudefläche 33 Morgen, Teiche 3 Morgen, Sa. 55 Morgen, des ertragsfähigen steuerfreien Grundeigentums: Gemüsegarten 1 Morgen, Gebäudefläche 3 Morgen insgesamt 4 Morgen, und des steuerbaren ertraglosen Grundeigentums: 8 Morgen Wege pp.

13 Schuhmacher und Schuhflickermeister, 1 Handschuhmacher und Beutlermeister, 8 Drechsler in kleinen Holzwaren, 2 Böttcher- und 5 Kleinbindermeister, 2 Rade- und Stellmachermeister, 2 Bäckereien, 4 Branntweinbrennereien, 3 Brauereien, 4 Seilermeister, 6 Messer- Bohr- und Schlossermeister, 1 Schornsteinfegermeister, 2 Maurer- und Schieferdeckermeister, 2 Glasermeister, 1 Hutmachermeister, 10 Schneidermeister, 2 Färbereien, 5 Unternehmer Handel mit Kaufmannswaren, 3 Kruge ( Gasthöfe ). Die Akte Commissionis des Krieges - Commissarti Kurhtbaum betr. die Lage und Gewerbeverhältnisse der Städte und Wiegbolde des Erbfürstentums Münster von 1803 lässt uns wissen, daß in Sendenhorst Stadt 55 Leinweber existierten, die teils für eigene Rechnung zum Verkauf, teils für Lohn webten. Die öffentlichen Einrichtungen waren nach dem Adreßbuch Westfalen von 1832 folgendermaßen besetzt:

Ortsbehörde: Markus, Bürgermeister, Dr. Forstmann, Beigeordneter.
Kirchl. Behörde: Dr. Darup, Pfarrer, Domkapitular und Landdechant, Pickart, Kaplan, Darup, Vikar.
Elementarschule: Pfarrer Dr. Darup, Schulinspektor, Kriegs Lehrer, M.A. Wessels, Lehrerin.

Erwähnt sei hier, daß Sendenhorst 2 Schulen und 2 Lehrpersonen hatte, das ist nicht gerade viel, wenn man hört, daß 140 Knaben und 140 Mädchen unterrichtet werden mussten.
Als Medizinalpersonen sind genannt: Arzt Dr. Forstmann, Apotheker Rose.

Post: Expedition Bonse.

Mit seiner Umwelt war Sendenhorst durch 2 Postlinien verbunden, eine Botenpost von Warendorf Ausgang, eine Reiterpost von Münster über Sendenhorst in der Richtung nach Soest.

Von den Namen der Eigentümer der Häuser von 1832 haben sich die Namen an derselben Stätte bis auf den heutigen Tag erhalten. Bernh. Drees, Heinrich Everke, Franz Börger, Ww. Maria Bonse, Jos. Grote, Aloys Bartmann, Josef Silling, Th. Wessel, Th. Jaspert, Karl Lammerding, Bernhard Northoff, Geschw. Suermann, Anton Westhues, Heinrich Schmalz, Ww. B. Hartmann, Hubert Wessel, Bernhard Schmitz, Hermann Holthaus, Heinrich Feigler, Heinrich Bischob, Hermann Holthaus, Westgraben, Th. Beumer (Weststraße), B. Stapel, Josef Schmetkamp, Bernhard Josef Niehues, Heinrich Menke, Nordgraben.

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