Valentin Dünnewald - ein Sendenhorster Pfarrer im österreichischen Salzkammergut

Man schrieb das Jahr 1877.,.... das kleine Dorf am Ende des Sees war wieder einmal in Aufruhr. Die Bewohner drängten sich am Gasthof Seeauer, viele von Ihnen waren in ihre kleinen Pletten, flache Holzboote, gestiegen, um die Kaiserliche Familie und ihren Gast, den deutschen Kaiser Wilhelm I., die auf dem Balkon zum See hin standen, zu begrüssen. Ruhig beobachtete Valentin Dünnewald diese Szene aus einiger Entfernung, ahnte er doch, dass noch viele Besuche bekannter Persönlichkeiten in Hallstatt stattfinden würden. Das hatte er an seinen vorherigen Kooperatoren-Kaplanstellen- u. a. in Linz an der Donau, in Traunkirchen am Traunsee oder in St. Wolfgang am See schon erlebt. Doch wie kam er dort hin.....

Valentin wurde am 23.04.1841 in Sendenhorst geboren. Er erlebte seine Kindheit im zu der Zeit ärmlichen Sendenhorst, das durch die politischen Wirren der letzten Jahrzehnte seinen Bürgern nicht mehr viel bieten konnte. Grossbrände, Ernteausfälle, Arbeitslosigkeit, hohe Abgaben und Steuern an die Obrigkeit, aber auch die Auswanderung z.B. nach Amerika um 1850 ließen die Situation nicht besser werden. Er lernte fleissig, hatte Talent und machte Abitur.

Schon früh hatte er seine eigenen Vorstellungen vom späteren Leben, ein Theologiestudium wollte er unbedingt antreten. Die Familie war damit einverstanden und unterstützte Ihn darin.
Doch das nahe Münstersche Priesterseminar war hoffnungslos überfüllt. Eine Absage kam! 
Aber man hatte sich dort sein Ansinnen gemerkt! ,.....es trat für ihn, wenn auch etwas später, der glückliche Umstand ein, das der Linzer Bischof Rudigier seinen Amtsbruder in Münster besuchte.

Er schilderte ihm, dass er zu Hause aufgrund der Priesterknappheit seine Pfarrhäuser nicht mehr besetzen konnte, dazu wuchsen noch rasant die evangelischen Gemeinden in seiner Diozöse. Ob er, Bischof Müller, nicht gute Schüler zu ihm nach Österreich schicken könne!
Der Münstersche Bischof war in der Folgezeit in dieser Hinsicht sehr rührig:
24 Studenten, aus den Studentenjahrgängen 1860/61,1861/62 und 1862/63, hier war Valentin mit dabei, machten sich auf den Weg nach Linz. Sie kamen u.a. aus Coesfeld, Rheine, Emsdetten, Altenberge, Ostbevern, Dülmen. Nicht alle schafften diese Veränderung, etliche traten aus dem Seminar wieder aus, oder gingen u. a. nach Amerika.

1863 trat Valentin Dünnewald mit Genehmigung des Bischof von Linz, Rudigier, der sein Förderer war, ins Priesterseminar ein. - 1866 wurde er dann im Alten Dom zu Linz zum Priester geweiht . - 
Danach folgten die Kooperatoren-Kaplanstellen- in den zum Teil schönsten Kirchen in Oberösterreich.
10 Jahre später kommt er, 1876 als Benefiziat nach Hallstatt , wo er über 50 Jahre wirken durfte.
 
Hallstatt  - Link Wikipedia - war damals Teil des Kaiserlichen Kammerguts; die Region war dem Kaiserhaus direkt unterstellt, durfte nur mit Genehmigung betreten werden, da sie aufgrund des Salz -bergwerks eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für das Kaiserreich hatte. Durch die Nähe zu Bad Ischl, der Sommerresidenz des Kaiser Franz-Josef war auch Kaiserin Elisabeth des öfteren zeitweise allein im Hallstätter Gebiet unterwegs, das aufgrund der geologischen und erdgeschichtlichen Entdeckungen dort zu jener Zeit Berühmtheit erlangte. Dort befinden sich mit die grössten Eishöhlen Europas, gut 1000 Keltengräber, viele davon vollständig, aus der Zeit 2500 bis 50 v. Chr. wurden entdeckt.(Begriff.: Eisenzeit - Hallstattkultur). Bergstollen im Salzbergwerk brachten immer wieder Neues hervor.

Valentin Dünnewald wurde von 1909 - 1915 auch Präsides des Musealsvereins.
Seine Pfarre übernahm er am 01. 04. 1880; die Gemeinden Hallstatt, den Ortteil Lahn und Obertraun. Sein Gehalt zahlte die Kaiserliche Hofkammer an ihn direkt aus. 
In die von der Kaisermutter, Erzherzogin  Sophie, angeregten und finanzierten Kleinkinder - Bewahr- und Erziehungsanstalt, in der dann die oft vernachlässigten Kinder der Salzbergarbeiter untergebracht waren, hatte er sich schon während seiner Kaplanzeit mit den leitenden Schwestern eingebracht.
Durch die Spenden der Kaisermutter, aber auch anderer hoher Herrschaften, wurden den Kleinkindern eine vorschulische Ausbildung zuteil, mit Schulspeisung und Einkleidung geholfen.
Dann hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, mit dem evangelischen Pastor von Sattler zusammen, 
die Gemeinde ( damals ca. 1200 Einwohner ) wieder für den Glauben zu gewinnen.
Die ev. Gemeinde wurde erst 1863 mit dem Neubau ihrer Kirche zu einem gleichberechtigten und aktiven Gemeindeteil. Das ev. Gotteshaus zeugte nach langer Unterdrückung von Gleichberechtigung und Glaubensfreiheit. Das wurde durch die Verbundenheit der Gemeinde dann auch gelebt. Der Ort wuchs zusammen.

Durch Pfarrer Dünnewald wurde z.B. die Fronleichnamsprozession auf dem See mit geschmückten Booten wieder durchgeführt und auch die kath. Pfarrkirche sollte einladend hergerichtet werden.
Seine kath. Kirche, um 1520 entstanden, auf dem steilen Fels hoch über Hallstatt, wurde über 20 Jahre lang die grosse Aufgabe für ihn. Doch das konnte der 1,92 m Mann nicht alleine schaffen. Dazu brauchte er viel Unterstützung und Geduld. Der von seinem Vorgänger, Pfarrer Anderl, gegründete Christl. Arbeiterverein, dessen Förderer und Beseeler er war, half ihm tatkräftig dabei. 
Als Erstes kamen vier neue Glocken in den Kirchturm, die schwerste wog 1,6 to. Das war 1884.

Neue Kirchenfenster wurden in Innsbruck bestellt, 1888 im Chor eingesetzt.
Jetzt wurden die Seitenemporen aus der Barockzeit im Inneren abgetragen und mit Wandmalereien von einem Südtiroler Künstler über 2 Jahre lang ersetzt.


Als Dank für den Auftrag malte der Klausener Hans Rabensteiner ein Portrait in Öl vom Pfarrer.

Da nur der heute über 500 Jahre alte geschnitzte Astl- Altar einen Chorraum der zweischiffigen Kirche ausfüllte, wurden mit der neu ansässigen Holzfachschule Pläne für einen zweiten Altar erarbeitet.

Das Ergebnis war ein neuer Kreuzaltar als einfacher Flügelaltar, der die vom Künstler Leonard Astl gestaltete Kreuzigungsszene aus dem Jahr 1500, in der Altarmitte darstellt. Zu Ostern 1890 wurde er eingeweiht. 1891 wird sein silbernes Priesterjubiläum gefeiert.

Doch seine weiteren Pläne ruhen nicht. Neben seiner Kirchenarbeit, auch als Seelsorger, sollte nun die Orgel erneuert werden. Ein neugotischer Orgelkasten zur vergrößter Orgel wurde dann auf die Empore gesetzt. Doch die Säulen gaben nach. Nochmals musste alles abgetragen werden, es wurde ein Traversenrost neu eingezogen. Die Orgel stand jetzt sicher. 
Als wenn er nicht schon mit seinen vielen Aufgaben ausgefüllt war, übernahm er im Bezirksschulrat, der für das ganze Salzkammergut zuständig war, 1894 neue Aufgaben. Zu seiner Überraschung wurde ihm im selben Jahr von der Marktgemeinde u.a. als Retter und Erneuerer der Pfarrkirche, aber auch als großer Freund Hallstatts die Ehrenbürgerschaft verliehen.
 
1897 baute die Holzfachschule nach Plänen von Prof. Rabensteiner ein neugotisches " Heiliges Grab“
in den Durchgang zur Beichtkapelle ein.
Auch wurde der Auftrag zur Reinigung des wertvollen Astl-Altars vergeben, eine Teilrestaurierung erfolgte ebenfalls. So langsam hatte die Kirche wieder ein Gesicht.
Spenden von Gönnern und Freunden, Sammlungen seiner Sendenhorster Verwandtschaft waren vonnöten, um diese Sache zum Abschluss zu bringen. Selbst er hatte aus seinem Einkommen und der persönlichen Erbschaft vieles bezahlt. 
Im Jahre 1901 wurde ihm dann eine weitere Ehrung bereitet. Er erhielt als Schulmann und Schulbezirksrat für seine langjährige Arbeit das Goldene Verdienstkreuz mit Krone der K.u.K. Monarchie.
 
1903 machte dann ein grosser Sturmschaden die Neubedeckung des Turmdaches notwendig,
ein neues goldenes Turmkreuz bildete den krönenden Abschluss.
Zur Überraschung seiner Gemeinde liess er in der Holzfachschule eine schwere eicherne Kanzel mit vergoldeten Darstellungen der abendländischen Kirchenväter bauen. Es war fast wie eine letzte gemeinsame Geheimsache zwischen Ihm und der Fachschule. Sie ist heute immer noch eine Zierde im Inneren der Kirche.
Damit war der Umbau abgeschlossen, aber auch alles war bezahlt!

Das er im Jahre 1905 zum Bischöflichen Geistlichen Rat noch eine kirchliche Ehrung erfährt,
war stark durch den Chr. Arbeiterverein gefördert worden.
Jetzt kamen etwas ruhigere Jahre, die auch mal durch pers. Krankheiten unterbrochen wurden.
Hallstatt selbst hatte im Laufe der Zeit auch mit den anderen Gemeinden das Gesicht verändert, die neuen Strassen zum Ort, Bahngleise an der östl. Seite des Sees, dazu regelmäßige Fährverbindungen hielten den Kontakt nach Aussen offen. Hotels und Pensionen entstanden, viele neue Gäste aus allen Herren Länder kamen schon damals in diese herrliche Landschaft unterhalb des Dachsteinmassivs! Der alpine Tourismus wurde entdeckt. Valentin Dünnewald konnte zufrieden sein, als Pfarrer einer solchen Gemeinde.

1912 fand dann ein großes Firmfest mit dem Bischof Dr. Rudolf Hittmaier statt. Mit über 200 Firmlingen. Auch der Pfarrer Franz Stadler aus Bad Ischl war dabei. Sie schmiedeten einen verwegenen Plan mit dem Valentin.
 
Eine Kapelle auf dem Dachstein., knapp 3000 m oben im Eis. Sie teilten das Vorhaben untereinander auf: Dünnewald übernahm die Organisation, Arbeiter und Träger bereitzustellen. Der Pfarrer von Bad Ischl, wegen der Nähe zum Kaiserlichen Hofe, die Klärung der rechtlichen Dinge. Der Bischof gab das Geld.
...und tatsächlich, am 14. Juli 1914 organisierte Pfarrer Dünnewald mit eigenem Geld nach Segnung der Kapellenglocke im bischöflichen Auftrag das Herauftragen der Glocke.Die Einsegnung der Kapelle liess sich Bischoff Hittmeier dann doch nicht nehmen. Die Angst war unbegründet. Valentin wurde trotz seines langen Lebens im Gebirge kein Bergsteiger. Er sah die Dachsteinkapelle nie.

1914 begann der 1. Weltkrieg. Das ging auch an Hallstatt nicht vorbei. Kindergarten, die Schulen, die Gemeinde litten mit. Er tat, was er konnte. 
1916 wollte die Marktgemeinde trotzalledem sein Goldenes Priesterjubiläum feiern,es kam zur Ernennung zum Konsistorialrat durch den Bischof von Linz.
Doch er verlor aus der Kirche die Glocken an den Krieg... das prächtige Geläut, das er als 1.hatte erneuern lassen, als der Kirchenumbau begann.
1919 bekam er einen pers. Brief vom Bischof, der ihm seine Anerkennung aussprach, aber er solle auch langsam mal  an seinen Ruhestand denken!
Am 01. Juli 1920 ging er dann in den Ruhestand, verabschiedet von seiner kath. Pfarrgemeinde mit einem extra gestalteten Dankdiplom am 31.Okt. , an dem sein Nachfolger antritt. Bis zum Jahr 1926 war er kaum krank , konnte mit Erlaubnis noch die hl. Messe im Privatoratotrium
des Pfarrhofes feiern..! 

Am 27. Januar 1926 stirbt Pfarrer Valentin Dünnewald. 
Sein Grab fand er direkt am Hauptportal seiner geliebten Pfarrkirche, das sich heute immer noch dortbefindet. Tausende Besucher im Jahr erklimmen den Kirchenberg, gehen an seinem Grab vorbei, besichtigen die Kirche, die heute wieder so strahlt, als wenn die Arbeiten erst gerade beendet worden wären. Besuchen das Gebeinhaus am Friedhof. 
Hallstatt ist heute im Ganzen eine Weltkulturerbe-Stätte, zusammen mit dem Dachsteinmassiv. Die alten Häuser der Salzfertiger kleben mehrstöckig am steilen Fels. Nur eine schmale Strasse am Hallstätter See erschliesst die alte Stadt, die sonst nur über enge Fußfade und Treppen zu erleben ist.  
Hallstatt feiert in diesem Jahr 700 Jahre Marktrecht, erteilt im Jahre 1311.
 
Als Quellen dienten mir meine eigenen Recherchen im Archiv der Pfarrgemeinde Hallstatt,
dem bischöflichen Archiv in Linz, die Aufzeichnungen der Hallstattpfarrers Mons. J. Weidinger, Linz,
die Chroniken der Gemeinden Sendenhorst und Hallstatt .

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