Kirchenbau vor 146 Jahren: Pfarrer war auch Bauleiter

Sendenhorst - Die Stadt hatte 275 Häuser, und die Zahl der Einwohner näherte sich stetig der 2000-Marke. Allerdings hielt sich der Wohlstand in Grenzen, als Ende der 1820-er Jahre in der Kirchengemeinde und in der Stadt erstmals der Gedanke aufkam, eine neue Pfarrkirche zu bauen.

Die alte war ein bisschen baufällig, vor allem aber viel zu klein geworden. Denn damals war es für viele Sendenhorster selbstverständlich, zum Gottesdienst zu gehen. Es dauerte aber noch lange, bis das neue Gotteshaus endlich eingeweiht werden konnte. Bei schönstem Herbstwetter geschah das am 14. November 1865 - also am Dienstag vor 146 Jahren. 


Die Geschichte der Planung und des Baus der neuen Pfarrkirche ist mit vielen Irrungen und Wirrungen behaftet. Und sie hängt auch ein wenig mit dem Tod des Pfarrers Franz Wilhelm Darup zusammen, der sich einer solch gewaltigen Aufgabe im hohen Alter nicht mehr stellen wollte, schreibt Heinrich Petzmeyer in seiner Stadtgeschichte. Deshalb kam das Vorhaben erst nach seinem Tod so richtig in Fahrt.
 
Nach der Einrichtung eines ersten Baufonds gingen die Beteiligten mit viel Elan ans Werk. Doch es dauerte schließlich noch 30 Jahre, bis der Grundstein gelegt wurde, und weitere zehn, bis Bischof Dr. Johann Georg Müller das Gotteshaus dem heiligen Martinus weihen konnte.
 
 Das hatte einerseits mit nicht ausreichend vorhandenem Geld zu tun. Andererseits mit einigen behördlichen Irrungen und Wirrungen. Und schließlich auch damit, dass sich die Verantwortlichen bei der Planung der Kirche immer mal wieder ein bisschen im Kreis drehten.
 
Gleichwohl ließen sich die Sendenhorster nicht beirren und unternahmen auch schon mal etwas, was noch gar nicht genehmigt war. So ließ Pfarrer Bernhard Lorenbeck zum Beispiel ohne förmlichen Baubeschluss die Errichtung einer Notkirche beginnen, die in der Zeit des Abrisses der alten und des Neubaus der neuen für Gottesdienste genutzt werden sollte.
 
Für den Neubau ließ der Geistliche, der den Bau der neuen Kirche maßgeblich vorantrieb und als Quasi-Architekt begleitete, unter anderem gewaltige Steinquader von der seinerzeit am Max-Clemens-Kanal bei Greven geschlossenen und abgebrochenen Schleuse auf schlechten Wegen nach Sendenhorst karren. „Oft brachten vier Pferde nur einen einzigen Block über die acht Stunden lange Wegstrecke“, schreibt Petzmeyer. 1850 Taler hatte die Gemeinde für das Baumaterial zu zahlen. Und bevor die neue Kirche überhaupt finanziell abgesichert war, ließ Lorenbeck im Sommer 1844 200 000 Ziegelsteine brennen, um quasi Fakten zu schaffen.
 
Die Pläne für die Sendenhorster Kirche kamen von einer fachlich anerkannten Stelle: dem Kölner Dombau-Werkmeister Vinzenz Statz. Den Baufortschritt begleitete dieser aber nicht. Dafür war ein wenig der Diözesanbaumeister Hilger Hertel zuständig, vor allem aber Pfarrer Lorenbeck, der sich selbst als Baufachmann einschätzte und auch Korrekturen an den Plänen vornahm, um Kosten zu sparen.
 
Und das durchaus mit Folgen: Das von Statz vorgesehene Schieferdach ersetzte der Pfarrer durch ein Tonziegeldach. Mit der Folge, dass weite Teile bei Stürmen immer mal wieder zu Boden rauschten. Und weil Lorenbeck auch bei der Höhe des Mauerwerks Kreativität walten ließ, kam es zu Rissen. Und die vielen, zusätzlichen und in den Ursprungsplänen nicht vorgesehenen äußeren Verzierungen aus Lehm an den Strebepfeilern fielen bereits bald ab. Die zahlreichen Ziertürmchen aus Ibbenbürener Sandstein mussten bereits rund 20 Jahre später vollständig erneuert werden, schreibt Petzmeyer.
 
Für Pfarrer Lorenbeck war der Bau der Kirche fast eine Lebensaufgabe. Die Einweihung des Gotteshauses erlebte er hingegen nicht mehr. Er starb ein paar Monate vorher am 6. Juli 1865.

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