Auf der Querstange in die Stadt

Sendenhorst - Wohlhabende Bauern fuhren mit Kutsche zum Gottesdienst - und nahmen manchmal jemanden mit.

Einer der Ausspannhöfe - Gaststätte Peiler

Wer heute den Straßenverkehr in der Stadt vor allem zu Stoßzeiten beobachtet und erleidet. der denkt vor allem daran, dass es bereits seit Jahrzehnten eine Umgehungsstraße geben müsste, unter anderem, damit wieder etwas mehr Gelassenheit auf den engen Straßen und Wegen einkehrt. Kaum auszudenken, dass Bauern oder Menschen, die etwas außerhalb wohnen, an Sonntagmorgen im Jahr 2014 ihre Kutschen anspannen, um zum Hochamt "in die Stadt" zu fahren.
 
Doch früher war das so, und manch einer mag sich heute mit nostalgischer Sehnsucht daran erinnern. Die Glocken läuteten vor der Messe zwei Mal - eine halbe Stunde vorher, und dann noch mal 15 Minuten vor Beginn. "Beim ersten Läuten setzte ich mich als Zehnjähriger kirchfertig auf die Straße an meinem Elternhaus", erinnet sich Bernd Höne an die Zeit um 1950. Das Haus stand am Ostrand der Stadt in Richtung "Waldmutter". Der junge Bernd wartete auf die Kutschen, die in Richtung Stadt fuhren . "Das war für mich sehr interessant, lebte ich doch in einer Familie, die man zu den ,kleinen Leuten' zählte", erzählt der Sendenhorster. "An Kutschfahrten war also nicht zu denken." Bei Hönes gab es nur zwei Fahrräder: das Herrenrad für den Vater und das Melkrad für die Arbeit der Mutter. Der junge Bernd ging zu Fuß.

Und so rollten an den Sonntagen die Kutschen der Bauern in langer Reihe an dem Jungen vorbei. Vorne fuhren die Einachser, offen und einfach gebaut . "Gigs" wurden diese genannt. Es gab zudem die Jagdwagen mit Klappdach für bis zu sechs Personen von den größeren Höfen. Und schließlich die Coupes sowie, selten, die Landauer. Von Letzteren habe es in Sendenhorst nur drei gegeben. "Sie waren sehr repräsentativ", erinnert sich Höne. Die Landauer wurden zum Beispiel auch zum Abholen des Bischofs eingesetzt.

Die Kutschen vor der Tür boten dem jungen Sendenhorster aber auch eine gute Gelegenheit, den Fußweg zu sparen. "Ich schlich mich von hinten an, versuchte, mich auf die Querstangen zwischen den Federpaaren hinzusetten, und klemmte mich am Wagen fest."
Der Rest hing vom Kutscher ab. Schlug er mit der Peitsche nach mir, um mich zu treffen, war meine Fahrt beendet. Ließ er mich aber gewähren, fuhr ich bis in die Innenstadt mit."

Der jeweilige Wohlstand der Bauern drückte sich auch beim Ansteuern der Gasthöfe aus, erzählt Höne. Dort wurden die Kutschen geparkt - und nach dem Gottesdienst kehrten die Bauern in den Gasthöfen ein. Zum Beispiel bei "Peiler". Dort sind heute noch die Anbinderinge für die Pferde zu sehen," erzählhlt Bernd Höne.

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