1970 - So gings los .. Lesen Sie, was geplant war...

Ausbau des Großflughafens in mehreren Stufen Einzelheiten aus dem Generalverkehrsplan — Bis zu 130 Starts und Landungen pro Stunde - Sendenhorst. Noch immer liegt über der genauen Lage des Großflughafens Westfalen zwischen Sendenhorst und Albersloh der Schleier des Geheimnisses; aufgrund der vom Ministerium für Wirt­schaft, Verkehr und Mittelstand in Düsseldorf herausgegebenen Skizzen und der Karten im Anfang der Woche veröffentlichten Ge­neralverkehrsplan Nordrhein-Westfalen läßt sich jedoch die Lage annähernd ermitteln, wenngleich auch - wie in Düsseldorf betont wird - geringfügige Verschiebungen möglich sind.

Airport in der letzten Ausbaustufe mit insgesamt 5 Start- Landebahnen

Der Flughafen wird vermutlich in mehreren Bauabschnitten errichtet, wobei die in der Planung vorgesehene erste und zweite Ausbaustufe nach Vor­schlag der Sachverständigen-Kommission zusammengelegt werden sollten. Ihre Verwirklichung ist bis 1980 möglich. Für den Endaus­bau veranschlagt der Generalverkehrsplan „einen Zeitraum von einigen Jahrzehnten".

Als neuzeitlicher Verkehrsflughafen für den internationalen planmäßigen Luftverkehr soll der Großflug­hafen Westfalen ein Mehrfachbahnsystem in Form von zwei unabhängig voneinander angelegten 4000 Meter langen Parallelbahnen erhalten. Zur weiteren Erhöhung der Ka­pazität des Start- und Landebahnsystems wurde vorsorglich eine Querwindbahn mit einer Länge von 2500 Metern ausgewiesen. Ob jedoch später die Kapazitätserhöhung tat­sächlich durch diese Querwindbahn oder durch eine dritte und vierte Parallelbahn von je 2500 Meter Länge oder durch alle drei Bahnen notwendig ist, kann heute noch nicht abge­sehen werden.
   
Zunächst Regionalflughafen?

Die Planung sah eine, erste Aus­baustufe als Flughafen für den Regionalluftverkehr vor. Dazu sollten folgende Anlagen geschaffen werden: eine Start- und Landebahn mit einer Länge von 1400 bis 1800 Metern (Kosten: 7,9 Mill. DM), die Verbindung der Start- und Landebahn mit einem befestigten, 23 750 qm großen Vor­feld (2,5 Mill. DM) durch 2,6 Kilo­meter Rollbahnen (5,8 Mill. DM), eine provisorische Abfertigungseinheit mit Abfertigungsgebäude, Verwaltung, Kontrollturm, Flugzeughalle, Werkstatt, Garagen und betriebstech­technische Gebäude (2 Mill. DM), Straßenanschluß, Park- und Vorfahrtflächen (1,1 Mill. DM) und die Umzäunung (200 000 DM). Für den Abbruch von Gehöften und Bachver­rohrung waren 500 000 DM veran­schlagt. Gesamtkosten der ersten Ausbaustufe: rund 20 Mill. DM.
   Sachverständige: Größer bauen
Die Sachverständigen-Kommission hielt jedoch den Ausbau als Regio­nalflughafen für nicht zweckmäßig und schlug die Verbindung der ersten mit der zweiten Ausbaustufe vor. In dieser zweiten Ausbaustufe soll die in der ersten Stufe geplante Start- und Landebahn auf 4000 Meter verlängert (11,9 Mill. DM), die Rollbahnen auf sieben Kilometer (15,7 Mill. DM) und die Vorfelder auf 392 000 qm erweitert werden (39,2 Mill. DM). Für die Errichtung einer Flugsiche­rungsanlage, je einer Abfertigungs­einheit für den Fluggast- und den Frachtbereich, eines Hallen- und Werft-bereichs, eines betriebstechnischen Bereichs mit Tanklager und eines Verwaltungs- und Hotelgebäu­des sind im zweiten Bauabschnitt 90 Mill. DM veranschlagt, für die Stra­ßenverkehrs-erschließung einschließlich der Parkflächen 28,3 Mill. DM und für die Umzäunung 400.000 DM. Spätestens in diesem Bauabschnitt müßte die Straße Sendenhorst - Albersloh verlegt oder aufgehoben werden, denn in den 24,8 Mill. DM für Straßenanschlüsse sind auch Mittel für Umlegungen enthalten. An Park­flächen sind in diesem Ausbausta­dium 100.000 qm vorgesehen. Einschließlich 3,3 Mill. DM für den Abbruch von Gehölzen, Abholzen von Wald und 
Bachverrohrung, sowie de 20 Mill. DM Kosten für die erste Ausbaustufe dürfte der Flugplatz bis zum Abschluß dieser Arbeiten rund 210 Mill. DM gekostet haben. Er hat dann praktisch nur eine 4 Kilometer lange Start- und Landebahn sowie die dazugehörenden Anlagen. 
Als, Zeitplan für die landesplane­rische Geländesicherung werden die Jahre 1968 bis 1970 angegeben; für 1971 bis 1975 ist der Geländekauf für die gesamten Betriebsflächen veranschlagt sowie die Sicherung durch die Festlegung des Bauschutz­bereichs und der Lärmzonen. Die ersten beiden Ausbaustufen sollen schließlich von 1976 bis 1980 fertig­gestellt werden, wobei der Gut­achter eine frühere Inbetriebnahme wünschte, um den Flughafen Düsseldorf zu entlasten. Denn spätestens 1980 ist Düsseldorf-Lohausen an der Grenze seiner Kapazität angelangt.
   Arbeit für Jahrzehnte
Über Zahl, Länge und Anordnun­gen weiterer Start- und Landebah­nen können heute noch keine nähe­ren Angaben gemacht werden. Der mögliche Endausbau sieht zwei 4.000 Meter lange und drei 2.500 Meter lan­e Start- und Landebahnen vor, da­von eine Querwindbahn. Der Gelän­debedarf für das Gesamtprojekt be­läuft sich auf 2000 ha. Die vier im dritten und weiteren Ausbaustadium geplanten Start- und Landebahner sowie die dazugehörenden Gebäude und Anlagen werden mit 890 Mill. DM veranschlagt, so daß die Gesamt­kosten rund 1,1 Milliarde DM betragen. Ein solcher Ausbau würde aber, wie gesagt, Jahrzehnte dauern. Mit zwei 4.000 Meter langen Par­allelbahnen könnten 80 Starts bzw. Landungen in der Stunde bewältigt werden. Das sind 300.000 Bewegungen — wie es der Fachmann nennt — mit 30 Millionen Fluggästen im Jahr. Diese Kapazitätsgrenze dürfte nach Meinung der Planer nicht vor dem Jahr 1990 erreicht werden. Bei der Anlegung von zusätzlich drei 2,500 Meter langen Start- und Landebahnen würde sich die Kapazität auf 100 bis 120 Bewegungen pro Stunde er­weitern, das heißt, daß jede Minute eine Maschine starten und landen kann. Bei 400.000 bis 450.000 Bewegungen im Jahr würden - pro Flugzeug 80 bis 100 Passagiere gerechnet — 30 bis 40 Millionen Fluggäste jährlich in Sendenhorst ankommen oder abfliegen. Auf diese Zahl ist auch die Endausbaustufe der Fluggastab­fertigungsanlage abgestellt. Wann diese Endkapazität ausgelastet ist, läßt sich gegenwärtig noch nicht annähernd sagen. Die Frachtabferti­gungsanlage soll in der Endausbaustufe eine bis zwei Millionen Tonnen Fracht umschlagen können, je nach Mechanisierungsgrad.
   Straße nach Südwesten 
Über den Anschluß des Flugplatzes an das öffentliche Straßennetz sagt der Generalverkehrsplan noch nichts aus. In der ersten und zweiten. Ausbaustufe wird nach dem Lage­plan die Straße nach Südwesten hin­ausgeführt, in Richtung auf die Straße Albersloh--Drensteinfurt; eine Weiterführung zur Bundesstraße 54 Münster - Hamm und evtl. auch zur Autobahnlinie Hansalinie ist wahr­scheinlich. Interessant ist lediglich, daß weder von Sendenhorst noch von  Albersloh direkt eine Zufahrt geplant ist, da diese zwischen den Start- und Lande­bahnen liegen. IM Endausbau führt auch eine Straße nach Nordosten; ob sie in Richtung Alverskirchen oder Wolbeck führt und für den öffentli­chen Verkehr oder nur für den Flug­platzbetriebsdienst gedacht ist, ist nicht zu ersehen.
   Chance für WLE?
Ebensowenig ist bekannt, was aus ler Strecke der Westfälischen Lan­des-Eisenbahn wird. Die Direktion (n Lippstadt wurde bisher von Düsseldorf nicht informiert; sie sammelt Presseberichte. Nach Lage der Dinge verläuft aber die Strecke Mün­ster—Neubeckum zwischen Albers­loh und Sendenhorst quer über das Flugplatzgelände. Eine Umlegung über Alverskirchen wäre kaum rat-sam. Da bietet sich schon eher die Untertunnelung des Flugplatzes mit unterirdischem Haltepunkt und die :Einrichtung eines Schnellverkehrs :Münster—Flughafen an. Denn 40 :Millionen Fluggäste jährlich müssen durch moderne Schnellverkehrsmit­tel vom und zum Flughafen befördert werden. Bietet sich hier eine Chance für die WLE?
   . . . oder für die Bundesbahn?
Der Gutachter empfiehlt allerdings die Anbindung des Flughafens an das Netz der Deutschen Bundesbahn. Die genaue Planung müsse rechtzeitig durchgeführt werden, damit die Trasse freigehalten werden kann. Es bedürfte schon jetzt der Vorüberle­gung, ob es nicht ratsam sei, dem­nächst den Raum Münster an das S-Bahn-Netz des Rhein-Ruhr-Ballungsgebiets anzuschließen, um einer­seits schnelle Verbindungen zwi­schen den Universitäten in Münster und im Ruhrgebiet zu erreichen und anderseits den Großflughafen und den Protonenbeschleuniger mit dem Ruhrgebiet zu verbinden. In mehreren Stufen wird der Ausbau des Großflughafens Westfalen zwischen Sendenhorst und Albersloh erfolgen. Im ersten Bauabschnitt wird vermutlich eine 4 Kilometer lange Start- und Landebahn mit den dazugehörigen Rollbahnen, Abfertigungs- und Betriebsgebäuden und Straßen errichtet (Karte links). Im Endausbau kann der Flughafen über fünf Start- und Landebahnen sowie die erforderlichen Einrich­tungen verfügen. Es ist zu vermuten, daß von der Endausbauplanung (Karte rechts) zunächst nur die beiden 4-Kilometer-Bahnen und die Abfertigungs- und Betriebsgebäude errichtet werden, während die drei 2,5-Kilometer-Bahnen bei Bedarf hinzugefügt werden können, wo­bei noch nicht abzusehen ist, ob alle drei oder nur die zwei außen lie­genden Parallelbahnen bzw. nur die Querwindbahn fertiggestellt werden. Unsere Karte ist nicht amtlich; sie entstand aufgrund der vom Verkehrsministerium herausgegebenen Skizzen und Karten, wobei es möglich ist, daß sich die Lage des Platzes noch geringfügig verschiebt.

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