Vor fast 50 Jahren - 650 Jahre Stadt Sendenhorst

Mit Schreiben vom 17.Juni 1964 (Nr.1799/64-15.2.1.-Dr.Ko.) stellt das Staatsarchiv Münster fest, dass gegen eine Feier des 650. Jahrestages der ersten Erwähnung Sendenhorsts als Stadt ("opidum") keine Einwände zu erheben sind, da die älteste bekannte Urkunde, die Sendenhorst als "opidum" bezeichnet, am 11. August 1315 ausgestellt ist. Es ist begreiflich und erfreulich, dass aus Anlaß dieses Jubiläums das Verlangen rege geworden ist, eine kurze Darstellung von der Entwicklung der Stadt zu geben, die Leistungen, die sie aufzuweisen hat, darzustellen sowie die Aufgaben, die noch zu erfüllen sind, darzutun. Die Stadt wird noch aus Anlaß ihres Jubiläums ein Heimatbuch herausgeben.

Grüße aus Sendenhorst! Postkarte aus den 1960ern

Sendenhorst liegt im nordwestlichen Gebiet des Landkreises Beckum, wo gemeinsame Grenzen mit den Landkreisen Lüdinghausen, Münster und Warendorf bestehen. Das Gebiet der Stadt umfasst eine Fläche von nur etwa 490 Hektar, während die sie umgebende Fläche des Kirchspiels mit den 7 Bauerschaften Bracht, Brock, Jönsthövel, Hardt, Rinkhöven, Elmenhorst und Sandfort um das Zehnfache größer ist. Die Einwohnerzahl der Stadt beträgt etwa 5.000, die des Kirchspiels dagegen nur 1.000.

Sendenhorst hat seine Geschichte.

In dem sich über das 9. bis 11. Jahrhundert erstreckenden Heberegister der Abtei Werden ist Sendenhorst bezeichnet als Sendonhurst und Sindenhurst, während die der gleichen Zeit entstammende Freckenhorster Heberolle den Namen Sendinhurst nennt. Da hier schon in früher Zeit große Gerichtsverhandlungen stattfanden, mag der erste Teil des Namens Sendenhorst von diesen Synoden herstammen. Der zweite Teil des Namens läßt auf eine waldreiche Gegend schließen. Die Freigrafschaft Sendenhorst nahm unter den Freigrafschaften des Hochstiftes Münster einen nicht unbedeutenden Platz ein.

Wenn der Name Sendenhorst auch erst um die Wende des vorigen Jahrtausends bekannt wird, so haben doch schon weit eher hier menschliche Ansiedlungen bestanden. Bei den Ausschachtungsarbeiten am hiesigen Martiniring im Jahre 1949 wurden Teile eines frühgermanischen Gräberfeldes aufgedeckt. Wie der Vorgeschichtsforscher Dr. Gollub, Münster, feststellte, sind die dort gefundenen Urnen vor etwa 2.500 Jahren von den hier wohnenden Kelten oder den nachfolgenden Germanen der Erde übergeben worden.

Das Siegel der Stadt, dessen ältester Abdruck aus dem Jahre 1489 [Anmerkung: Das älteste Siegel ist mittlerweile aus dem Jahre 1398 bekannt] erhalten ist, zeigt den heiligen Martin, den Patron der Sendenhorster Pfarrkirche, zu Pferde sitzend, wie er seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Die Häufung der Zeugnisse für den städtischen Charakter Sendenhorsts seit 1315 und ihr völliges Fehlen in den leicht zugänglichen Urkundenveröffentlichungen in der Zeit vorher, läßt darauf schließen, dass Bischof Ludwig II., Landgraf von Hessen, der in der Zeit von 1310-1357 das Stift Münster regierte, Sendenhorst zu einer Stadt machte. Die Stadt wurde mit Wall und Graben befestigt. Das Stadtbild läßt heute noch deutlich die Lage der ehemaligen Befestigungswälle mit den genau den Himmelsrichtungen entsprechenden Stadttoren erkennen. An diesen Stellen sind heute die Hauptortsdurchfahrten.

Die vier Stadttore sind inzwischen (1772) verschwunden, und die Befestigungswälle sind gefallen bis auf den sogenannten Judenwall als Begräbnisstätte für die damals in Sendenhorst beheimateten Juden. An den Grabsteinen sind noch deutlich die Namen der Stammeltern der bekannten Kaufmannsfamilie Alsberg zu erkennen. Für jedes seiner Kinder richtete Alsberg von hier ein Geschäft ein, immer in einer anderen Stadt. So entstanden in den Jahren 1875 bis 1880 als letzte von den vielen die Firma "Gehr. Alsberg" in Osnabrück, Köln, Hamm, Bielefeld und Dortmund." Wo heute die Promenaden einen Grüngürtel um den Stadtkern bilden, war früher der äußere Wassergraben der Befestigungsanlage.

Kriegswirren, verheerende Brände und mancherlei andere Unruhen nahmen in der Geschichte der Stadt einen großen Raum ein. Es kann hier nicht auf Einzelheiten eingegangen werden. Inschriften im Gebälk einiger Häuser weisen auf Brände hin, die oft ganze Teile der Stadt in Schutt und Asche legten. Nur der größte Brand sei hier erwähnt, der im Jahre 1806 in wenigen Stunden 154 Wohnhäuser vernichtete. Auch der Turm der alten Kirche, das Rathaus und das Pfarrhaus wurden ein Raub der Flammen. Ober den Schaden, den dieser gewaltige Brand anrichtete, berichtet eine Urkunde, die im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin aufbewahrt wird. Der Wiederaufbau der Stadt fand damals nach einem, für die damaligen Verhältnisse großzügigen Bebauungsplan statt, dem. es dann auch zu danken ist, dass Sendenhorst jetzt für eine alte Landstadt verhältnismäßig breite Straßen hat.

Bild: Ansicht aus der Zeit von Osten

Sendenhorst Stadt und Kirchspiel bildeten immer ein politisches Gemeinwesen. Es gehörte zu Anfang des vorigen Jahrhunderts zum fürstbischöflichen Amt Wolbeck. Zu diesem Amt gehörten damals 6 Städte, nämlich Ahlen, Beckum, Telgte, Drensteinfurt, Wolbeck und Sendenhorst und außerdem noch 37 Kirchspiele. Als am 1. Januar 1804 das ganze Erbfürstentum Münster in vier landrätliche Kreise aufgeteilt wurde, kam Sendenhorst m. a. an den Kreis Warendorf. 1808 schenkte Napoleon das ehemalige Erbfürstentum Münster dem Großherzog von Berg, der es in Departements und diese dann weiter in Arrondissements und Kantone aufteilte. Sendenhorst gehörte zum Departement Ruhr, Arrondissement Hamm, Kanton Ahlen. 1811 wurde der Kanton Sendenhorst (mit Wolbeck, und Amelsbüren) gebildet, den man dem Bezirk Dortmund eingliederte.

Nach Beendigung der französischen Fremdherrschaft im Jahre 1813 kam Sendenhorst im Zuge der Neuordnung der Kreise durch Freiherr von Vincke in den Kreis Beckum. Bürgermeister Langen (nach dem im Osten der Stadt eine Straße benannt ist) führte damals die Verwaltungsgeschäfte in Sendenhorst bis 1820. Ihm folgten bis 1822 von Westhofen, bis 1824 Röhr und bis 1833 Markus. Dann übernahm Amtmann Johann Heinrich Brüning die Verwaltung von Sendenhorst, der seit 1815 das Amt Vorhelm leitete. Es wurde eine Art Personalunion.

Am 14. 10. 1851 wurde dann im Reg.-Amtsblatt (S. 280) mit Bezug auf § 156 der Gemeindeordnung vom 11. 3. 1850 bekanntgemacht, dass die Einsetzung des Gemeindevorstandes in der Stadt Sendenhorst am 28. d. M. erfolgen, mithin die Einführung der Gemeindeordnung an dem gedachten Tag dort beendigt sein wird. Es sind gewählt und bestätigt resp. ernannt worden, so heißt es dort: 1. der seitherige Amtmann Kreuzhage aus Everswinkel zum Bürgermeister, 2. der Stellmachermeister Hermann Tawidde aus Sendenhorst zum Beigeordneten. Damit erhielt die Stadt Sendenhorst wieder ihren eigenen Bürgermeister, sie wurde gleichzeitig auch amtsfreie Gemeinde.

Es war aber auch damit die Trennung von Stadt und Kirchspiel Sendenhorst vollzogen, die etwa 100 Jahre andauerte. Das Kirchspiel Sendenhorst gehörte in dieser Zeit zum Amt Vorhelm; eine Lösung, die, besonders in späterer Zeit, zu Schwierigkeiten führte, denn Stadt und Kirchspiel blieben immer eine Kirchengemeinde, ein Schulverband wie auch wirtschaftlich und kulturell eine Einheit.

Bild: Ansicht von der Südstraße


Seit dem 1. April 1955 sind Stadt und Kirchspiel Sendenhorst in einem Amt vereinigt und haben so auch wieder eine gemeinsame kommunale Verwaltung. Die Stadt hat äußerlich keine Kriegsschäden erlitten. Im Kirchspiel (Bauerschaft Rinkhöven) waren einige Bauernhöfe zerstört.

Die Einwohnerzahl stieg in der Stadt von 2681 im Jahre 1939 auf etwa 5.000. Das sind etwa 85 % im Kirchspiel stieg sie von 809 (1939) auf 1417 (1950) und beträgt jetzt noch etwa 1.000. Zeitweilig waren im Kirchspiel ebenso viele Flüchtlinge und Vertriebene wie Einheimische. Die hoffremden Familien aus den Bauerschaften wurden nach und nach von der Stadt aufgenommen. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung wie auch mit der Entwicklung und Neuansiedlung von Industriebetrieben traten aber neue Aufgaben an die Stadt heran, Aufgaben, wie sie eine frühere Zeit nicht gekannt hat, Aufgaben, deren Lösung die Gegenwart, getragen von dem sozialen Gedanken, gebieterisch erheischte.

Eine kommunale Politik auf breiter Grundlage mit höheren Zielen mußte einsetzen, die sich den schnell wechselnden und zunehmenden Bedürfnissen der Stadt anpasste und weit ausschauend auch den Forderungen der Zukunft schon gerecht zu werden suchte. Das die Stadt diese ihre Aufgabe erkannt und ihre Lösung gefordert hat, dafür dienen zum Beweise die mannigfachen Leistungen auf  vielen Gebieten.
Die Wohnbauförderung war und ist ein besonderes Anliegen der Stadt. Viele stadteigene Grundstücke wurden im Erbbaurecht zur Verfügung gestellt, um den Bauherren mit einem geringen Erbbauzins das Bauen zu erleichtern. Der hiesigen katholischen Kirchengemeinde gebührt ganz besonderer Dank, weil sie ebenfalls durch Bereitstellung großer Wohnbauflächen im Erbbaurecht wesentlich zur Linderung der Wohnungsnot beigetragen hat.

Nach der Währungsreform im Jahre 1948 wurde mit der ersten geschlossenen Siedlung am Martiniring begonnen, wo 26 Eigenheime gebaut wurden. Anschließend sind im Norden der Stadt westlich der Telgter Straße 81 Wohnhäuser errichtet, später östlich der Telgter Straße 42 Eigenheime und größere Mietwohnhäuser. Zur organischen Erweiterung der Stadt folgte im Südosten für eine Fläche von etwa 50 Hektar ein Baulandumlegungsverfahren mit fast 300 Grundstücksbeteiligten, wo inzwischen bereits mehr als 100 Wohnhäuser errichtet sind. Auf Grund alt dieser Maßnahmen darf man hoffen, dass es gelingen wird, eine der schlimmsten Folgen des unglücklichen Krieges zu mildern.

Bild: Ansicht von Westen

Besonders hervorgehoben zu werden verdient die erfreuliche Tatsache, dass an dem Wohnungsbau die Flüchtlinge und Vertriebenen wesentlich beteiligt sind, und sie so nach Jahren der Not und des Elends hier eine zweite Heimat gefunden haben. Die neuen Baugebiete sind durch die gut angelegten und gepflegten Vorgärten der Häuser zum Schmuck unserer Stadt geworden. Die besten Vorgärten werden alljährlich in einem Vorgartenwettbewerb prämiert.

Neben der Förderung des Wohnungsbaues ist die Stadt Sendenhorst bemüht, neue Industriebetriebe in Sendenhorst anzusiedeln. Sie zeigt sich hierfür sehr aufgeschlossen. Ihren Bemühungen ist es gelungen, dass sich zwölf neue Betriebe hier ansiedelten, die der Eisen-, Holz-, Textil- und auch der Kunststoffbranche angehören. Viele neue Arbeitsplätze wurden dadurch für bisherige Auspendler geschaffen. Aber über 500 Auspendlerfahren heute noch nach draußen zu ihren Arbeitsplätzen.
Sendenhorst verfügt noch über größeres, aufgeschlossenes, gemeindeeigenes Industriegelände (auch mit Bahnanschluss). Günstige Voraussetzungen für weitere Industrieansiedlungen sind somit noch vorhanden.

In Verbindung mit dieser regen, das wirtschaftliche Leben so stark befruchtenden Bautätigkeit steht der Ausbau neuer Straßen, der Kanalisation, der Wasserversorgung und der Straßenbeleuchtung. Die Straßenbeleuchtung wurde in den Jahren nach der Währungsreform für den Stadtkern neu ausgebaut und mit den neuen Baugebieten erweitert. Sie umfasst zurzeit 105 Leuchtstellen, die nachts durchgehend brennen.
Kanalisiert waren in Sendenhorst bei Kriegsende nur wenige Straßen. Im Jahre 1954 wurde ein neuer Kanalisationsplan für das ganze Stadtgebiet aufgestellt. Hiernach ist die Kanalisierung nach und nach ausgeführt, so dass nunmehr alle Straßen an das städtische Kanalnetz angeschlossen sind. Die unzureichenden Gefällverhältnisse im hiesigen Gebiet erforderten den Einbau von drei Pumpstationen, die das Abwasser heben müssen. Aus den Baugebieten nördlich der Bahnlinie wird das Abwasser durch Druckrohrleitungen in das Kanalnetz gepumpt. Dort ist im wesentliche das Trennsystem durchgeführt, um möglichst nur Schmutzwasser befördern zu müssen, während im übrigen Stadtgebiet Mischwasserkanalisation eingerichtet ist. Die neue Kläranlage (Schreiber-Klärwerk) liegt südlich der Stadt am Helmbach, sie ist berechnet für 10.000 Einwohner und EWG.
Durch Anschluss des vorhandenen Emscher-Klärbeckens kann die Kapazität der Kläranlage im Bedarfsfalle auf etwa 13.000 EWG erhöht werden.

Und von Norden...

Ein besonderes Problem stellte nach dem Kriege die Wasserversorgung im Stadtgebiet dar. Eine öffentliche Wasserversorgung gab es nicht. Die Hausbrunnenversorgung war völlig unzureichend. Sie lieferten bis auf nur wenige Brunnen zu wenig oder ungenießbares und verfärbtes Wasser. Jahrelange Verhandlungen um eine öffentliche Wasserversorgung führten schließlich im Jahre 1950 zum Erfolg. Mit nicht weniger als 22 Behörden musste damals verhandelt werden, die alle ihr Jawort geben mussten. Ausgeführt wurde die Erstanlage von den Francke-Werken in Bremen. Mit bewunderungswürdigem Eifer wurden die Erarbeiten von den Sendenhorster Bürgern ausgeführt, eine Leistung, die besondere Anerkennung verdient. Rat und Verwaltung der Stadt machten mit den Erdarbeiten den Anfang. Die Bürgerschaft Sendenhorst stellte zudem zinslose Darlehen auf zehn Jahre zur Verfügung. So wurde die öffentliche Wasserversorgung von den Bürgern für die Bürger der Stadt eine echte Gemeinschaftsleistung. Die Hauptleitungen erreichen heute immerhin eine Länge von etwa 18 Kilometern.

Das Straßennetz im Stadtgebiet ist seit der Währungsreform wesentlich erweitert worden; zu den vorhandenen 38 Straßen kamen 44 neue hinzu. Die alten Straßen mit Kopfsteinpflaster und den Kieselköpfen haben inzwischen Asphaltdecken erhalten. Die Straßen im Stadtkern sind bis auf die, die der Unterhaltung des Landschaftsverbandes (Landesstraßenbauamt) unterliegen, so ziemlich alle in einem befriedigenden Zustand. Es bleibt zu hoffen, dass auch der Landschaftsverband (Landesstraßenbauamt) den Ausbau seiner Straßen bald den heutigen Verkehrserfordernissen anpasst,  Treppenstufen, die vor etwa 15 Jahren noch auf vielen Bürgersteigen Hindernisse für den Fußgänger waren, sind bis auf einzelne, nicht mehr störende Stufen, beseitigt.

In der Sendenhorster Schulgeschichte stammt die älteste Nachricht aus dem Jahre 1571. Über die Zahl der Schulkinder wird berichtet, dass 1613 etwa 50, 1777 über 100 Kinder die Schule besuchten. Die Juden unterhielten in den Jahren 1838 bis 1870 eine eigene Schule, die von etwa 14 Kindern besucht wurde. Später wurden sie der Volksschule überwiesen. 2 Schulgebäude wurden bei dem großen Brand im Jahre 1806 ein Raub der Flammen. Neue Schulen waren dann am Kirchplatz und an der Nordstraße. Sie reichten aber nicht für die 343 Kinder, weshalb im Rathaus ein Raum dazu genommen wurde.
Stadt und Kirchspiel als Schulgemeinde errichteten dann im Jahre 1873 das heute noch vorhandene Schulgebäude an der Schulstraße. Nach dem Kriege war dieses Schulgebäude über die Maßen durch den notwendigen Schulunterricht infolge der stark angestiegenen Schülerzahl (74S) beansprucht. Hier galt es, schnellstens Abhilfe zu schaffen. Im alten Rathaus am Westtor - gegenüber dem St.-Josef-Stift - und in zwei dahinter liegenden Holzbaracken, die noch von der Hitler-Jugend (HJ) Gebietsführung übriggeblieben waren, war von 1946 bis 1949 das Hittorf-Gymnasium von Münster untergebracht. Als dieses Gymnasium Ostern 1949 wieder nach Münster zurückging, zogen zunächst acht Klassen der Volksschule dort ein. Sieben Klassen blieben im Schulgebäude an der Schulstraße. Der Schulunterricht fand damit sein Ende.
Gleichzeitig wurden Vorbereitungen zur Errichtung einer neuen Schule eingeleitet. Am 13. Oktober 1951 konnte die neue Kardinal-von-Galen-Schule mit elf Klassenräumen als katholische Volksschule eingeweiht und bezogen werden. Diese Schule ist benannt nach dem tapferen Kämpfer für Recht und Ordnung, dem Fürsprecher der Armen und Bedrängten, dem unbeirrbaren Streiter für Wahrheit und Glauben Seiner Eminenz dem Hochwürdigsten Herrn Clemens August Kardinal von Galen, Bischof von Münster, dem die Stadt Sendenhorst das Ehrenbürgerrecht in dankbarer Erinnerung an seinen Aufenthalt in unserer Mitte in den schweren Jahren 1944-45 verlieben hat.
Bis November 1948 besuchten auch die evangelischen Kinder die hiesige katholische Volksschule. Auf Wunsch der Eltern wurde dann für die 120 evangelischen Kinder eine dreiklassige evangelische Volksschule eingerichtet, die zunächst auch in den Holzbaracken, dann aber im Schulgebäude an der Schulstraße untergebracht war. 1961 wurde dieses Schulgebäude von der Regierung Münster nach Art und Lage als abgängig erklärt.
Die Kardinal-von-Galen-Schule - kath. Volksschule - war inzwischen auch nicht mehr ausreichend. Deshalb entschloss sich der Amtssschulverband zur Errichtung einer neuen evangelischen und katholischen Volksschule auf dem bereits planmäßig hierfür ausgewiesenen Schulgelände am Teigelkamp. Beide Schulen erhielten je vier Klassenräume und einen gemeinsamen Werkraum. Die katholische Volksschule am Teigelkamp bleibt so lange Filialschule der Kardinal-von-Galen Schule, bis sie auf sechs Klassenräume erweitert wird. Die evangelische Volksschule erhielt die Bezeichnung „Melanchthon-Schule“ (M. ist reformierter Theologe und Pädagoge von 1497-1560.)
Eine weiterführende Schule in Sendenhorst war die vollausgebaute Rektoratsschule, die dem Staatl. Gymnasium Laurentianum in Warendorf (mit Abschlussprüfung für U 11) unterstand. Sie bestand von 1859 bis 1907, sie wurde 1920 als öffentliche Sch0le wieder neu gegründet und von 1924 bis Ostern 1940 als Privatsch0le geführt. Unterhaltungsträger waren die Stadt- und die Landgemeinde Sendenhorst. Beide Gemeinden waren zu finanzschwach, um die Schule weiterzuhalten. In der Folgezeit war Sendenhorst ohne weiterführende Schule.
Erst Ostern 1964 kam Sendenhorst wieder zu einer solchen, als die hiesige katholische Kirchengemeinde eine private Realschule für Jungen und Mädchen errichtete. Dass die Realschule gleich mit zwei Parallelklassen beginnen mußte, läßt die Dringlichkeit für eine solche Schule besonders deutlich erkennen. Sie ist zunächst im neuen Schulgebäude der katholischen Volksschule am Teigelkamp untergebracht, bis der in der Planung stehende Realschulbau am Wasserturm vollendet ist. Durch den Bau geeigneter Übungsstätten ist der Sendenhorster Jugend die Möglichkeit zum Turnen, Spiel und Sport gegeben.
1957 wurde ein neuer Sportplatz mit Laufbahn eingeweiht.
1961 wurde die große Turn- und Sporthalle am Westtor ihrer Bestimmung übergeben.
1964 wurde ein Tennisplatz neben der Sportballe angelegt.
Eine zweite Turnhalle wird z. Z. an den Schulen am Teigelkamp gebaut. Damit sind wichtige Voraussetzungen erfüllt zur Förderung der Gesundheit, der Körperertüchtigung und der sinnvollen Freizeitgestaltung.

Ein Jugendfreizeitheim mit den erforderlichen Räumen wird z. Z. von der katholischen Kirchengemeinde in Sendenhorst an der Kirchstraße errichtet. Damit wird eine neue moderne Borromäusbücherei verbunden, die allen Bevölkerungskreisen offensteht. Auf der Jugend beruht unsere Zukunft, sie trägt in diesen Zeiten das Licht unserer Hoffnung. Sie kann und muß dereinst der jetzigen Generation den Dank abstatten für die mannigfaltigen Gelegenheiten, die diese ihr unter großen Opfern zur Ausbildung bietet. Dann wird das für Schulen, Körperertüchtigung und die Weiterbildung aufgewendete Kapital reiche Zinsen tragen, wenn die hier erzogene Jugend nicht nur imstande ist, den Anforderungen des Berufs zu genügen, sondern auch durch Fleiß, Selbstzucht und Pflichtgefühl sich selbst befähigt hat, an der Gestaltung Vaterland mitzuarbeiten und mitzuwirken.

Besondere Bedeutung hat das große Krankenhaus, das St.-Josef-Stift, am Westtor, eine Stiftung des Sendenhorster Bürgers Josef Spithöver, der in Rom zu großem Vermögen gelangte. Die Verbundenheit mit seiner Vaterstadt bekundete er durch die Stiftung dieses Hauses, dessen Bau im Jahre 1887 begonnen und am 16. Sept. 1889 feierlich eingeweiht wurde. Dem großen Wohltäter zu Ehren erhielt eine in der Nähe des Stifts gelegene Straße die Bezeichnung Spithöverstraße. In den letzten Jahren ist das Krankenhaus ganz wesentlich erweitert worden. Es verfügt über etwa 300 Krankenbetten. Ein Teil des Stiftes ist allgemeines Krankenhaus. Der größte Teil ist orthopädische Klinik und Heilstätte für Knochen- und Gelenktuberkulose.
Dazu gehört eine neue, moderne und umfangreime Bäderabteilung, wo sämtliche medizinischen Bäder verabreicht werden. Weiter gehört dazu eine öffentliche Volksschule (Sonderschule) mit sechs Planstellen, in der die schulpflichtigen kranken Kinder unterrichtet werden. Sie ist im Pavillonstil erbaut und so gestaltet, dass die Betten herausgefahren und der Unterricht im Freien in den schönen Grünanlagen gegeben werden kann. Dem langjährigen Chefarzt dieses St.-Josef-Stiftes, Herrn Landesobermedizinalrat a. D. Dr. med. Josef Lintel-Höping, verlieh die Stadt Sendenhorst das Ehrenbürgerrecht in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um den Aufbau und die Entwicklung der Spezialheilstätte für Knochen-, Gelenk- und Drüsentuberkulose, die nach der ersten Inflation hier errichtet wurde, und für seine Mitarbeit im Rat der Stadt, zuletzt als stellv. Bürgermeister.
Am 12. Juli 1964 wurde vor dem Hauptportal des St.-Josef-Stiftes eine Bronzeplastik von dem Leiter des Hauses, Herrn Direktor Dr. Lohmann, eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Entwurf und Modell stammen von dem Bildhauer Ulrich Conrad aus Worpswede, der Bronzeguss aus der Metallgießerei Hardt in Köln-Kalscheuren. Die Sprache der Gebärden dieses Males ist so eindeutig und ausdrucksstark, dass sie von jedem verstanden werden kann: Drei Männer, den Blick nach oben gerichtet, mühen sich darum, einen Schwerkranken jemand zuzuführen, von dem Heilung der Krankheit erwartet wird, wie es im Evangelium von der Heilung eines Gelähmten durch Christus heißt: "Und sie trugen einen Gelähmten zu ihm."
Eine echte Aufgabe der Stadt- und der Landgemeinde Sendenhorst und der Bürgerschaft ist es, dem hiesigen St.-Josef-Stift bei der großen Sorge um das Wohl und Wehe der Kranken nach besten Kräften zu helfen. Möge das neue Mal vor dem Hauptportal als Ausdruck der Nächstenliebe jeden an diese Pflicht erinnern.
Durch eine große Parkanlage hat das St.-Josef- Stift Erholungsflächen für seine gehfähigen Patienten geschaffen.

Im Mittelpunkt der Stadt steht der massige Bau der Pfarrkirche St. Martini, umgeben von hohen Linden. Dieser Bau gibt Zeugnis von opferfreudigem Bürgersinn. Eine gründliche Renovierung hat 1964 stattgefunden, verbunden mit der Neuerrichtung zweier Andachtskapellen und dem Neubau einer Sakristei außen um den Chorraum. Eine Erneuerung des Kirchplatzes ist noch vorgesehen.

Rund um den Stadtkern entstandene öffentliche Grün- und Gebäudeanlagen wie z. B. der Friedhof, Sportplatz, die Krankenhausanlage, Schulen, Kindergarten, evangelische Kirche, alte private Gartenflächen und die im Norden gelegene, etwa 50 Gärten umfassende Dauerkleingartenanlage sowie die neugestaltete Nordenbleiche wirken wie ein zusammenhängender Grüngürtel. Diese Grünfläche legt sich wie ein Gürtel um den alten Stadtkern und bildet zwischen dem alten Stadtteil und den neuen Baugebieten das auflockernde Bindeglied.

Im neuen östlichen Stadterweiterungsgebiet liegt in bester Verkehrs und Geschäftslage der Lambertiplatz, der als neuer Marktplatz mit dem alten Ortsmittelpunkt in räumlich enger Beziehung steht. In den Grünflächen können bei Bedarf weitere öffentliche Gebäude errichtet werden. So ist z. B. in der Grünfläche am Höckerskamp Teigelkamp eine zukünftige Kirchenplanung vorgesehen und in der Grünanlage des alten Friedhofes ein zweiter Kindergarten geplant.

Viele der Aufgaben, welche die neue Zeit der Stadt auferlegt, sind, wie aus vorstehenden Ausführungen hervorgeht, in Angriff genommen und der Lösung nähergebracht werden, viele harren noch der Erfüllung, wie z. B. Erschließung neuer Baugebiete und Förderung familiengerechter Wohnungen für alle, Sanierung des Stadtkern und Verschönerung des Stadtbildes, aber auch der Bau einer Badeanstalt sollte dazugehören, ebenso die Förderung des kulturellen Lebens und der hierzu erforderlichen Einrichtungen.

Das alle sind große Aufgaben in einer kleinen Stadt im Vergleich zur vorhandenen Finanzkraft. Doch dürfen wir nicht verzagen, sondern gemein am daran arbeiten. Es gilt, den heimatlichen Boden durch planmäßige, zielbewusste Arbeit zu bereiten, auf dem die Zukunft unserer Stadt emporwachsen kann. Dazu bedarf es aber der Anteilnahme und Mitwirkung der gesamten Bürgerschaft. Eine solche Mitarbeit hat zur Voraussetzung die Einsicht in und das Verständnis für die mannigfaltigen Aufgaben unserer Zeit und auch eine gerechte Würdigung der Leistungen, die bereits vorliegen. Nur auf solchem Grunde kann eine echte Heimatliebe entstehen, die wiederum Kräfte weckt zur weiteren Entwicklung unserer Stadt Gebe Gott unserer Heimat eine friedliche und glückliche Zukunft!

Nach oben

Ahnenforschung
Blätterwald
Fakten
Geschichte(n)
Grundwissen
H. Petzmeyer
Kornbrenner
Quellen