Die Hardt bei Sendenhorst

Die Entstehung und Bildung des Kiessandrückens, der sich von Ennigerloh über Sendenhorst, Albersloh, Hiltrup, Münster, Sprakel bis über Neuenkirchen hinaus erstreckt, ist noch nicht restlos geklärt. Fest steht, daß ...

Damals noch Sandkuhle - heute kleine Paradiese!

... es sich bei der zwar langen, aber schmalen Schuttbedeckung um eiszeitliche Ablagerungen handelt, die noch heute der Landschaft ein eigenes Gepräge geben. Durch die Gletscher mit ihren Schmelzwassern und ihren Schuttmassen erhielten auch die Sendenborster Hardt ihre wellige Geländeform und der Boden seine letzte Gestaltung. Darum unterscheidet sich diese Bauerschaft wesentlich von den benachbarten Ackerbau- und Wiesenlandschaften.

Noch vor einem Menschenalter standen auf dem sandigen und trockenen Boden weite Kiefern- und Fichtenwälder. Jung und alt pilgerte durch eine herrliche Birkenallee zur "Waldmutter", um hier, inmitten der Wälder, den Alltag zu vergessen.

Ausgebaggerte Sandkuhle auf der Hardt

Heute gleicht die Hardt einem Seen und Dünengebiet überall leuchten die Zeugen der Eiszeit, die tiefen und hellen Sandbänke, auf. Die von schmalen schwarzen Streifen unterbrochenen Sandschichten schimmern in den verschiedensten Farben, von dunkelbraun über hellgelb bis weiß. Ihre stark wechselnde Abbauwürdigkeit reicht von nur vier Meter bis über zwölf Meter Tiefe. Mitunter überdeckt Geschiebelehm die an den Rändern der schmalen Kiesrandzone befindlichen Sandbänke. Bunt gemischt und wirr durcheinander liegen große und kleine skandinavische Blöcke, die das Gletschereis auf seinem Rücken mitführte, in dem Sand. Manche von den Gesteinen sind glatt und rund gehobelt worden, manche von ihnen tragen deutliche Schleif- und Auswaschungsspuren.

Ein vor kurzem aufgedeckter riesiger Irrblock, der vorzugsweise aus Gneis besteht, zieht täglich die Aufmerksamkeit der Besucher der Gaststätte" Waldmutter" auf sich. Der von der Bernsteinkiefer als Harz ausgeschiedene Bernstein, den man hin und wieder in dem Sand findet, wurde gleichfalls mit den Eismassen nach hier verfrachtet. Wie auf der Hardt gemachte Funde beweisen, belebten große Wildarten, darunter das Mammut und das wollhaarige Nashorn, das eisfreie Land. Für die frühe Besiedlung der Hardt war die trockene und höhere Lage ausschlaggebend. Zudem ließ sich der Sandboden mit den primitiven Geräten leichter bearbeiten.
Nach dem Werdener Einkünfteverzeichnis hatte um 1150 der Hof Folcmar auf der Hardt 20 Scheffel Hafer, 10 Scheffel Gerste, 2 Scheffel Roggen und der Hof Buchard daselbst 2 Scheffel Roggen und 2 Widder abzuliefern.
Täglich greift heute der Mensch in die Naturlandschaft der Hardt ein und zwingt ihr seinen Formwillen auf.
Wegen der kiesigen und grobsandigen Zusammensetzung des Bodens sind Tag für Tag fleißige Hände an der Arbeit, um die Sande an die Baustellen zu schaffen. Schwere Bagger sorgen dafür, daß auch die tiefsten Sandschichten ausgebeutet werden. Infolgedessen gähnen an vielen Baustellen tiefe Löcher. Auch zur Herstellung von Kalksandsteinen eignen sich die Hardtsande vorzüglich. Täglich werden Zehntausende von ihnen hergestellt und verfrachtet. Aus dem sauberen Grundwasser der Hardt fördert ein Pumpwerk der Stadt Ahlen einen Teil des Wasserbedarfs für Ahlen. Seit einigen Jahren bezieht auch Sendenhorst das Wasser von der Ahlener Pumpstation. Heute sind große Sandstriche bereits abgebaut. Gerade sie sind in ihrem Pflanzen- und Tierbestand von besonderem Reiz. Da sind breite ehemalige Sandteiche, in denen Laub- und Nadelwaldpartien miteinander abwechseln. Andere sind fast ganz dem Ackerbau erschlossen. Hier wechseln Kartoffel- Roggen- und Maisfelder miteinander ab. An manchen Stellen hat eine Ortsteinschicht die Sande verschüttet und die Sumpf- und Bruchbildung begünstigt. In den schwammartigen und nährstoffreichen Gewässern siedelten sich Binsen, Schilfrohr, Froschlöffel, Pfeilkraut, Schachtelhalm und Hahnenfuß an. Zahlreiche Frösche und Kröten finden in dem Pflanzengürtel günstige Lebensbedingungen. Di ese wiederum locken den grauen Fischreiher und die kleine und große Wildente herbei. Aus dem Ufergebüsch ertönen die halbpfeifenden "Kirket"-Rufe des Wasserhühnchens. Waldkauz und Arbeiter, die er in der Morgenfrühe mit dumpfen "Huhuhu"-Rufen begrüßt, sind gute Freunde geworden.

Bild: Arbeiter beim Sandabbau

An manchen Stellen geht die Bruchflora in eine Heideflora über. Seltsame Naturkinder bevölkern die trockenen Sandhügel. Hier wuchern der flammende Ginster, der dunkelgelbe Rainfarn, die stolze Königskerze, der azurblaue Natterkopf, das rosafarbene Weidenröschen, der silberweiße Hasenklee und der blaue Teufelsabbiß. Seltene Moose und Flechten und von Amerika eingewanderte Gräser bedecken den trockenen Boden. Katzenartig beschleicht die Eidechse auf den Sandhügeln Heuschrecken und Grashüpfer. In den weißen Sandwänden schufen die Uferschwalben ihre langen Röhren und bauten darin ihre seltsamen Nester. Die gesellig lebenden Wildkaninchen wohnen in dem leichten Sandboden in umfangreichen Kolonien. Kaum noch lassen sich die Jungen durch das Warnzeichen der Alten, das Klopfen mit den Hinterläufen auf den Boden, stören. Vor kurzem gewahrte beim Sandaufladen ein Arbeiter ein Nest mit vier halbwüchsigen Jungen auf seiner Schippe.

Besonders anziehend wirken die ausgebaggerten Sandteiche, die großen Seen gleichen. Erlen, Birken und Pappeln spiegeln sich in dem Uferwasser. In den Seen tummeln sich Hechte, Karpfen, Schleien und Weißfische. Gefiederte Gäste aus dem Norden bei eben mitunter die stillen Teiche. Die tiefen Baggerlöcher bilden für Badende eine ernste Gefahr. In den letzten zwanzig Jahren forderte in ihnen der nasse Tod mehrere Opfer. So gestaltet sich das Landschaftsbild der Hardt sehr abwechslungsreich. Mit dem Geologen, dem Zoologen und dem Botaniker bewundert hier der heimatgebundene Mensch die Geheimnisse der Erdgeschichte und erfreut sich an den Wundern einer reichen Tier- und Pflanzenwelt.

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