Friedhöfe in Sendenhorst - Bestattungen einst nahe der Kirche

Unsere christlichen Vorfahren betteten ihre Verstorbenen im Schatten der Kirche zur letzten Ruhe. Der sinnreiche Brauch, der Toten letzte Ruhestätte in unmittelbarer Nähe des Gotteshauses zu legen, hat sich durch die Zeiten hindurch bis zum vorigen Jahrhundert gehalten.

2014 - Heute ist der Friedhof nicht mehr als solcher zu erkennen, bis auf die Gedenkstele. In den 1970er Jahren wurden bei der Stadtsanierung zahlreiche Gebeine entdeckt.

Unter französischer Herrschaft ließ der Minister des Innern vom Herzogtum Berg, zu dem Anfang des 19. Jahrhunderts die hiesige Gegend gehörte, am 30. August 1809 eine frühere Verordnung vom 8. Juli 1803 über das Bestattungswesen in Kraft treten. Hiernach sollten alle Kirchhöfe nicht nur außerhalb der Städte, sondern auch außerhalb der Dörfer und sonstigen Ortschaften an etwa entfernt gelegene offene Plätze verlegt, und keine Begräbnisse mehr in Kirchen und Klöstern, weder in den gewöhnlichen Gräbern oder sogenannten Totenkammern gestattet werden, sondern alle Leichen ohne Rücksicht auf die Geburt und den Stand des Verstorbenen, selbst, wenn derselbe ein Mitglied eine geistlichen oder weltlichen Stiftes war oder eines religiösen Ordens gewesen, auf dem gemeinschaftlichen Gottesacker zur Erde bestattet werden ... <<.

Kreuzgruppe mit den Namenstafeln der Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Soldaten- Ehrenfriedhof

Der Friedhof in Sendenhorst lag damals rund um die 1854 abgebrochene Kirche. Die Begräbnisplätze waren zum Teil verkauft. Wenn auch die Verordnung der Regierung nicht sofort streng durchgeführt werden konnte, so mußte dennoch Vorsorge für die Zukunft getroffen werden. Deshalb richtete die Gemeinde einen neuen Friedhof am Eingang zur Gemeinheit 0stheide an der Greinkuhle ein, wo der Weg nach Hoetmar abzweigt. Heute befindet sich auf der eingeebneten Greinkuhle das Kriegerehrenmal. Der Weg nach Hoetmar ist als L 851 ausgebaut. Das Gelände hinter der HerzJesu- Kapelle wurde seinerzeit eingezäunt und erhielt wegen der dort stehenden Kapelle den Namen >>Kapellengarten<<.

In der Stadtmitte wurden unterdessen zur Verlängerung der Nutzung des Friedhofs die Familiengräber abgeschafft und nur noch Reihengräber gestattet. Einstweilen unterblieb die Verlegung zum Osttor, weil sich niemand von dem Jahrhunderte hindurch gepflegten Brauch der Bestattung neben der Kirche trennen wollte. Auch der alte Pfarrer Darup verstand es immer wieder, infolge seines Ansehens als Landdechant und Domkapitular den Verlegungsplan hinauszuschieben.

Nachdem Tode des Pfarrers Darup (29.11. 1836) fand die Regierung bei einer Visitation den Begräbnisplatz in Sendenhorst immer noch mitten in der Stadt. Der neue Pfarrer Lorenbeck, ein Mann von zäher Energie und unbeugsamem Charakter, wehrte sich wie sein Vorgänger gegen alle staatlichen Eingriffe in kirchliche Angelegenheiten. Erst als der Plan zum Bau einer neuen Pfarrkirche Formen annahm, stellte der Begräbnisplatz ein echtes Hindernis dar. Auf Initiative des Pfarrers trat nunmehr der Kirchenvorstand an die Regierung heran und beantragte, die Verlegung des Begräbnisplatzes in die Wege zu leiten. Allerdings wehrte sich Pfarrer Lorenbeck gegen die Durchführung des alten Plans, den Friedhof nach dem sogenannten >>Kapellengarten<< zu verlegen. Neben der großen Entfernung und der damit verbundenen Kosten schien ihm und dem Kirchenvorstand >>die Lage desselben an offener Landstraße nicht recht passend zu sein und dürfte für einen Friedhof auf einem stillen einsamen Ort mit Recht Bedacht genommen werden<<. Als geeignetes Friedhofsgelände wurde eine Fläche in der sogenannten >>Alten Stadt<< erworben. Die Flurbezeichnung >>Alte Stadt<< stammt aus der Zeit der Befestigung von Sendenhorst (um 1320), als an alle Bürger die Order erging, ihre außerhalb der Befestigungsanlagen gelegenen Behausungen abzubrechen und innerhalb der Wälle wieder aufzubauen. Der Erwerb der für den Friedhof vorgesehenen Grundstücke konnte durch Umtausch mit denen des Kapellengartens geschehen.
Landrat Graf Merveldt fand bei der Besichtigung am 10. März 1842 das Gelände für geeignet und schlug den Plan der Regierung zur Genehmigung vor. Unter dem 21. August 1843 genehmigte auch der Bischof von Münster, Caspar Max Freiherr von Droste Vischering, den Plan.

1846 wurde der neue Friedhof in der>>Alten Stadt<< seiner Bestimmung übergeben, diente aber nur zwei Generationen der Gemeinde als Begräbnisplatz. Als ein Plan zur Vergrößerung des Friedhofs erfolglos blieb, entschied man sich für das Projekt des Pfarrers Beckmann, einen neuen Friedhof auf Pastoratsgrundstücken auf der Geist anzulegen.

Zugang zum gut gepflegten Judenfriedhof in Sendenhorst

1905 weihte Pfarrer Beckmann diesen Friedhof ein. Es liegen genaue Angaben über die ersten und letzten Beerdigungen auf den Begräbnisstätten vor: Der letzte Verstorbene, der auf dem Kirchplatz in der Stadtmitte beigesetzt wurde, war Johann Gerhard Waldmann, Drostenhof, (29. 9. 1846). Auf dem Friedhof in der >>Alten Stadt<< wurde als erster Verstorbener das Kind Anna Elisabeth Strickmann, Südgraben, 1846 beerdigt. ach den Kirchenbüchern sind dort 4208 Personen (2087 männliche, 2121 weibliche) beerdigt worden. Als letzter fand dort im Juni 1905 der Schneider Theodor Gehrmann Kühl, seine letzte Ruhestätte. Als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr Grabsteine und Holzkreuze auf dem Friedhof verfielen, wandelte man das Gelände in eine Grünanlage um. Später wurden die letzten Gräber eingeebnet und dort der Kath. Kindergarten St. Marien errichtet. Von dem Friedhof der>>Alten Stadt<< kündet heute nur noch das gußeiserne Kreuz an der östlichen Begrenzung des Kindergartens, das seinerzeit von der Eisenhütte Westfalia in Lünen mit einem Gewicht von 2189 Pfund für 124 Taler und 1 Sgr. geliefert wurde. An Tausende von Sendenhorstern, die im Laufe der Jahrhunderte bis 1846 in der Nähe der Pfarrkirche bestattet worden sind, erinnert eine bronzene Gedenktafel auf der ordseite des Kirchplatzes mit der Inschrift:
>>Den Opfern aller Kriege und jeglicher Gewaltherrschaft zum Gedenken,
den Lebenden zur Mahnung<<.

Auf dem Friedhof vor dem Westtor, im Volksmund >>Auf der Geist<< genannt, wurde 1905 als erster der Schuhmachermeister Wiedehage, Nordstraße, beigesetzt. Bereits 1930 waren mehr als 1700 Verstorbene der Gemeinde dort beerdigt. in den folgenden fünf Jahrzehnten haben weitere Tausende von Mitbürgern dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der Friedhof ist zwischenzeitlich nach Westen hin mehrmals erweitert worden. Auf dem neuen Teil hat auch die neue Leichenhalle Platz gefunden. Auf dem nordöstlichen Teil des Geländes befindet sich der Soldaten-Ehrenfriedhof. Durch die Initiative des früheren Pfarrer Westermann sind für die mehr als 100 Gefallenen des letzten Weltkrieges schlichte hölzerne Gedenkkreuze aufgestellt worden. Roter Kies und Grünanpflanzungen zieren die Gedenkstätte. Jedes Kreuz trägt eingemeißelt Namen und Daten des Gefallenen. Die Pflege des Ehrenfriedhofes hat sich die Kolpingfamilie Sendenhorst zur Aufgabe gemacht. Die früher auf der Ostseite der Pfarrkirche in einer Mauernische angebrachten Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges mit einem Kreuzrelief aus Sandstein haben ebenfalls auf dieser Gefallenen-Gedenkstätte einen würdigen Platz gefunden.

Neue Leichenhalle auf dem Friedlhof am Westtor

Auf dem Friedhof vor dem Westtor, im Volksmund >>Auf der Geist<< genannt, wurde 1905 als erster der Schuhmachermeister Wiedehage, Nordstraße, beigesetzt. Bereits 1930 waren mehr als 1700 Verstorbene der Gemeinde dort beerdigt. in den folgenden fünf Jahrzehnten haben weitere Tausende von Mitbürgern dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der Friedhof ist zwischenzeitlich nach Westen hin mehrmals erweitert worden. Auf dem neuen Teil hat auch die neue Leichenhalle Platz gefunden. Auf dem nordöstlichen Teil des Geländes befindet sich der Soldaten-Ehrenfriedhof. Durch die Initiative des früheren Pfarrer Westermann sind für die mehr als 100 Gefallenen des letzten Weltkrieges schlichte hölzerne Gedenkkreuze aufgestellt worden. Roter Kies und Grünanpflanzungen zieren die Gedenkstätte. Jedes Kreuz trägt eingemeißelt Namen und Daten des Gefallenen. Die Pflege des Ehrenfriedhofes hat sich die Kolpingfamilie Sendenhorst zur Aufgabe gemacht. Die früher auf der Ostseite der Pfarrkirche in einer Mauernische angebrachten Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges mit einem Kreuzrelief aus Sandstein haben ebenfalls auf dieser Gefallenen-Gedenkstätte einen würdigen Platz gefunden.

Die Geschichte der Sendenborster Friedhöfe wäre unvollständig, wenn nicht der an der Ostpromenade auf dem nicht abgetragenen Teil des mittelalterlichen Festungswalles der Stadt angelegte Judenfriedhof erwähnt würde. Das letzte, gut erhaltene Zeugnis der früheren jüdischen Gemeinde in Sendenhorst sind die früher in hebräischer Schrift eingemeißelten in Schriften auf den Grabsteinen. Sie sind zwischenzeitlich in deutsch erneuert worden und künden von den Grabstätten der Familien Steinberg, Löwenstein, Leffmann, Rothschild, Stern, Humberg und Alsberg. Der dort beerdigte Simon Alsberg ist der Vater der Söhne Siegfried und Lois Alsberg, die 1870 nach Bielefeld verzogen, dort ihr erstes Manufakturwarengeschäft eröffneten und Begründer der später in ganz Deutschland bekannten Alsberg-Kaufhaus-Kette wurden. Auf dem Friedhof ruht auch seit 1870 Elias Stern, der damals das sehr seltene Alter von 103 Jahren erreichte. Der Judenfriedhof von Sendenhorst zählt zu den wenigen Friedhöfen Bürger jüdischen Glaubens, die unversehrt die NS-Zeit überdauert haben. Die Begräbnisstätte wurde nach 1945 von der >>Jewish Trust Corporation for Germany<< verwaltungsmäßig übernommen und stellt heute noch mit ihren Grabsteinen, der Rasenfläche, den angepfla1nzten Bäumen und Sträuchern eine würdige Erinnerungsstätte dar.

[Zu erwähnen wären auch noch die beiden historischen Urnenfriedhöfe Martiniring und Spithöverstraße - Jahr der Entdeckung: 1945 und 1930 - aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert - Erbauer evtl. keltisch o Frühgermanen]

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