Sendenhorst im 7-jährigen Krieg und die Zeit danach (Teil2)- Typhus-Epidemie mit 167 Toten - Ein schlimmes Jahr für Sendenhorst: 1761

Durch die verheerenden Feuersbrünste, die in früheren Jahrhunderten Sendenhorst immer wieder heimsuchten, sind nur wenige Aufzeichnungen aus früheren Zeiten vorhanden. Durch tatkräftige Unterstützung von Pfarrer Heinrich Westermann (+ 1968) hat seinerzeit der Heimatforscher Bernhard Fascies (+ 1973) in dem Diözesanarchiv Münster einige alte Aufzeichnungen aus der Zeit von 1713 bis 1777 entdeckt, die die ohnehin spärliche Pfarrchronik von Sendenhorst bereicherten.

Kreuze auf der Rückseite der Gedenkstele von Bernhard Kleinhans erinnern an den früheren Friedhof um die Pfarrkirche (Bestattungen bis 1846). Dort sind auch die Verstorbenen der Typhus-Epidemie 1761 beigesetzt worden.

So enthalten alle Archivakten Einwohnerlisten von Stadt und Kirchspiel Sendenhorst, Protokolle der geistlichen Gerichte sowie Berichte von der Karfreitagsprozession und von der Magdalenen-Bruderschaft. Es findet sich auch dort ein Verzeichnis derjenigen Sendenborster, die in den Jahren 1713-1715 von der Sonntagsruhe dispensiert waren; ein Zeichen dafür, daß damals unter der fürstbischöflichen Regierung die Heiligung des Sonntags sehr ernst genommen wurde.

Ebenso sind dort Unterlagen über die kirchlichen Einrichtungen wie Pastorat und Vikarie zu finden, darunter auch die Testamentsakten der damaligen Pfarrer und Vikare. Ferner liegen Berichte über die Küster und Organisten der Pfarre vor. Einige weisen aus, daß es nicht immer friedlich zugegangen ist. So erzählt eine Akte, daß im Jahre 1716 Pastor und Gemeinde gegen den Küster klagen, weil er sich geweigert hatte zu singen(!). Weiterhin sind in einer Sammlung Schulakten zu finden und nicht zuletzt Akten über das Armenwesen , über das schon Rechnungen aus dem Jahre 1614 vorliegen. Alle Aufzeichnungen sind seinerzeit in lateinischer Sprache aufgeschrieben und als sogenannte Randnotizen den Eintragungen im Kirchenregister angeführt worden; sie wurden von Pfarrer Westermann ins Deutsche übersetzt. Einige interessante Aufzeichnungen der damaligen Pfarrer (Balthasar Raden 1710-1731) und Hermann Andreas Kuipers (1759-1779) sollen nunmehr wiedergegeben werden:

1723. Herbst.
Um diese Zeit kehrte Pastor Raden von einem Krankenbesuch zurück. Da wurde er von seinen Feinden vom Pferd heruntergezogen, erlitt einen Beinbruch und verletzte sich den Fuß so, daß der Fuß immer offen war. Er wagte nicht mehr, allein, besonders vor dem Tore der Stadt, ohne Schutz umherzugeben.

1725, Spätherbst.
Um diese Zeit sind etliche Sendenborster des Nachts mit Aschenbeutel auf den Straßen umhergegangen; sie haben andere angefallen, sie geschlagen oder auch spoliert (beraubt). Dies hat etliche Jahre gewähret, weil man die Täter nicht hat ausforschen können, und keiner sich getraut hat, sie anzuklagen.

1728.
Dasselbe. Diese Menschen waren so schlecht, daß sie auf den Straßen umhergingen und des Nachts Leuten, die ihnen entgegenkamen, Aschebeutel zuerst ins Gesicht schlugen, dann sie beraubten .

1761.
In diesem Jahre wurden 167 Personen beerdigt , während hier Typhus herrschte; an anderer Krankheit starben im gleichen Jahr 58, zusammen 225 Personen.

1761. 31. Juli.
Joan Bernd Röper; dieser ist als erster an Typhus gestorben, an welchem fast alle bis Ende Dezember gestorben sind, einige aus Armseligkeit, Unterernährung, Pest; einige zogen ich die Krankheit durch Ansteckung zu. Diese sind in der großen Zahl enthalten, so daß fast kein Haus in der Stadt und fast kein Haus im Kirchspiel von der Krankheit verschont blieb. Das Pastorat und da Haus des Küsters blieben verschont, ebenso das Haus des Organisten (Orgelspielers).

1761.
In der Zeit, während Typhus herrschte, sind 167 Personen gestorben. 18 bzw. 19 Ärzte unseres Patrons (Fürstbischof von Münster) waren hier, die zu dem Zweck hierher beordert waren, daß sie den Kranken helfen sollten. Den Armen wurde ohne Entgelt durch Sachspenden und Medizin geholfen; andere wurden später gezwungen, beides zu bezahlen.

1767: 7.1 .
starb Jürgen Kötter, der Jäger des Grafen von Merveldt. Er starb auf der Jagd. Er wurde von seinem Kollegen und Freunde Ahage-Schlenker von einer Bleikugel ohne Absicht durchbohrt und starb auf der Stelle.

1772.
Es war ein Jahr von großer Bedürftigkeit in allen Dingen; deshalb geschahen fast täglich Dieb tähle, es geschah aber auch der Mord eines Bürgers am Aschermittwoch, 4. März, und die Beraubung von einem gewissen Hermann Hardenberg, der die Flucht ergriff.

1777. 24.5.
Christian Panning wurde vor dem Osttore tot aufgefunden, unversehens getötet; wie einige sagen, von einer Bleikugel

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