Auf der Flucht vor der Revolution - 18 französische Geistliche in Sendenhorst
...beseitigte alle ständischen Vorrechte und zog das Kirchengut ein. Unter dem Einfluß radikaler Elemente Gakobiner-Terror) und dem Druck der Revolutionskriege schaffte der Nationalkonvent 1792 die Monarchie ab und verkündete die Republik. Im Januar 1793 wurde Ludwig XVI. hingerichtet. Unter Danton und Robespierre führten die Jakobiner bis 1795 eine blutige Schreckensherrschaft (Guillotine). Im Zuge der Revolution flüchteten Tausende von Emigranten, meist Adelige, aber auch Geistliche aus Frankreich, wo unter der Schreckensherrschaft der radikalen Bergpartei auch Gottesdienste abgeschafft und verboten waren.
Mit diesem Asylantenproblem vor 200 Jahren hat sich in Rheine Pfarrer W. Trappe befaßt und bei seinen Recherchen festgestellt, daß auch eine Reihe französischer Priester in Sendenhorst Aufnahme gefunden haben. Um diesen Sendenhorster Bildstock herum pflanzten die französischen Emigranten vier Linden, die inzwischen dem Straßenbau weichen mußten. Nach seinem Bericht fanden allein im Bistum Münster 7 000 Flüchtlinge, darunter 2 174 Priester und Ordensleute, Aufnahme. Bei der damaligen geringen Bevölkerungsdichte war es für Land und Leute eine große Belastung. Unter dem beispielhaften Einsatz des damaligen Generalvikars Franz von Fürstenberg (1729 - 1810) mit Unterstützung bekannter Persönlichkeiten wie Gräfin Amalie von Gallitzin und Bernhard Overberg (Pädagoge und Reformator des Schulwesens) war eine menschenwürdige Aufnahme möglich geworden. Durch die Initiative von Pfarrer Ludger Kleinhans - gebürtig aus Sendenhorst, der in Rheine in der Pfarre Herz-Jesu als Seelsorger wirkt - sind aus den Unterlagen des Dizösan-Archivs in Münster die Namen der französischen Geistlichen ermittelt worden, die in den Jahren 1794/95 in Sendenhorst vorübergehend Aufnahme gefunden haben.
Es waren 18 Emigranten, von denen auch ihre Heimatdiözese bekannt ist.
Es waren: Bauville, Gilles Auguste (Diözese Rauen), Bute, Jean (D. Arras) , Buison, Arnould (Chan. de Collegiale Verdun), Ballon, Henri (D. Reims) , Choppin (D. Arras), Cumont (D. Amiens), Creoin (D. Arras) , Curelier (Cure' D' Arleux?), Dusiez, Pierre (D. Arras) , Faray, Luis Joseph (Chan. de Ia Cath. S. Omer), Goujet, Jaeq Noel Mich. (D. Rauen), Le Roux, Jean (C. d. Miramont), Le Marchams, Auguste (D. Rouen) , Lorginier, Jean Francais (Canc. D. Boulogne), Lorginier, Antoine Cure (D. Boulogne), Matinghem, Jean (D. Boulogne), Planchon, Nicolas (D. Arras) und Vilmaut, Louis (D. Arras).
Allerdings ist ein Ereignis aus der Zeit vor rund 200 Jahren bekannt. Es ist von Wilhelm Kleinhans (t1932) um 1925 aufgezeichnet worden, als er die christliche Kunst auf dem Lande beschrieb: »Hier an der westlichen Kreisgrenze bei Nientieds (Horstmann) schauen vier hohe Linden über die Landschaft. In ihrer Mitte behüten sie einen Bildstock der Mutter Gottes im Barockstil. Die gekrönte Himmelskönigin thront in dem kleinen Häuschen. Künstler und Laien haben oft vor diesem Bilde gestanden, seine Schönheit bewundert und die vielen Inschriften entziffert. Eine davon gibt nähere Auskunft: »Ware Abbildung des Gnabenbilt der Mutter Gottes Maria bey den P P Capuzinern zu Werte.« Kurz vor der Französischen Revolution, im Jahre 1788, wurde der Bildstock von den Eheleuten J. H. Horstmann und A. C. Rodenkötter errichtet. Bald darauf kamen die Emigranten aus Frankreich zum Münsterlande, und unter ihnen viele Priester. Einige kamen auch nach hier. Sie pflanzten auf dem Sandhügel die vier Linden, die noch heute und hoffentlich recht lange das Bild überschatten.«
Leider mußten im Zuge des Ausbaues der L 586 zwischen Sendenhorst und Albersloh der Bildstock versetzt und die vier Linden gefällt werden. Zudem ist 1980 auch noch das wertvolle Bildwerk aus dem Bildstock gestohlen worden. An seiner Stelle ließen die heutigen Hofeigentümer Heinz Horstmann-Nientiedt und Agnes geb. Leveling ein Holz-Relief der Mutter Gottes mit dem Kind im Strahlenkranz von dem Bildhauer Max Hundt in Ahaus anfertigen, das jetzt den Bildstock ziert