Vier Windmühlen prägten das Stadtbild

Der Müller und die Müllerin gaben in früheren Zeiten immer wieder Dichter und Komponisten Anregungen für künstlerische Werke, Ob im Volkslied, in Sagen oder Märchen, in Operetten und anderen Bühnenwerken immer wieder wurden besungen, der weißbeschürzte, mehlstaubige Müller und die hübsche, adrette Müllerin, die in der klappernden Mühle am rauschenden Bach ihr beschauliches Dasein führten. Der Berufsstand des Müllers dürfte so alt wie der des Bäckers sein. Es begann mit dem Reibstein der Steinzeit, der bald vom Mörser abgelöst wurde. Die nächste Entwicklung war die Handmühle. Später tat für Jahrhunderte der Mühlstein seinen Dienst. In den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts setzte sich auch in Deutschland der aus der Schweiz eingeführte Walzenstuhl durch. Auch die äußere Form der Mühlen wandelte sich mit der Zeit.

Während des Mittelalters bis in die Neuzeit hinein war ein selbständiges, mit eigenem Betriebskapital und eigenem Betrieb arbeitendes Müllergewerbe unbekannt. Das Müllergewerbe war ein herrschaftliches Gewerbe; es gehörte zu den Regalien, die der Landdesherr für sich zu nutzen wusste. Mühlenzwang für ein bestimmtes abgegrenztes Landschaftsgebiet auf der einen Seite, schwere Ahndung bei unberechtigten Mahlen auf der anderen Seite bewahrten den Eigentümer - im Hochstift Münster waren es jeweils die Fürstbischöfe - das sehr einträgliche Recht mit besonderer Schärfe.

Die ältesten Windmühlen sind Wassermühlen. Wo aber in der ebenen Landschaft wenig Wasser als Treibkraft vorhanden war, ging man dazu über, den Wind auszunutzen. Es wurden drei Grundarten von Windmühlen unterschieden. Einmal sind es die auf „Ständen“ aufgebauten Bockmühlen, dann die rechteckigen Mühlen, deren hölzerner Bau auf einem Steinfundament ruht und schließlich die „Holländer“, die auch Turmmühlen genannt wurden, da sie bis auf die drehbare hölzerne Kappe (Dach) gleich einem Turm gebaut waren.

Im Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Sendenhorst an jedem Tore eine Windmühle. Die älteste Mühle dürfte die Wößmannsche Mühle am Westtor sein. Der mündlichen Überlieferung nach soll schon um 1500 auf dem sogenannten "Mühlenknapp" eine Mühle gestanden haben. Wann sie erbaut wurde, konnte nicht ermittelt werden. Nach alten Darstellungen stand die erste Mühle stand die erste Mühle auf hölzernen Ständen und war Eigentum des Grafen von Galen. 1851 verkaufte der Erbkämmerer Graf Mathias von Galen (Haus Assen, „Hinter Beckum“, Richtung Lippborg) die Kornwindmühle an Josef Wößmann für 2.005 Reichstaler. 1880 wurde die Pfahlmühle umgebaut und an ihrer Stelle wieder auf der Anhöhe ein Steinbau gesetzt, wobei die Mühle 1885 zusätzlich Dampfkraft erhielt. In Münster war bereits 1835 die erste Dampfmaschine mit 24 PS zum Antrieb der Kiesekampschen Kornmühle am Neutor konzessioniert worden.

1887 ging Wößmannsche Mühle auf den Sohn Josef Wößmann über. Die fortschreitende Technisierung machte auch vor dem Mühlenbetrieb nicht Halt. Neben der Windstärke wurde die Dampfkraft 1924 durch einen Sauggasmotor ersetzt. Als 1933 die Mühle durch den Einbau eines Walzenstuhles verbessert wurde, verlor die vertraute Windmühle ihre großen Flügel. Ein weitbekanntes Sendenhorster Wahrzeichen ging dahin. Der Mühlenbetrieb hingegen bestand noch weitere Jahnzehnte. Heute ist die Wößmannsche Mühle nur noch e in Erinnerungsstück. Erfreulicherweise sind die Gebäude nicht dem Verfall oder Abbruch preisgegeben, sondern inzwischen zu gediegenen Wohnungen umgebaut worden.

Nach Norden, auf Mauritz zu, baute 1821 der Brennereibesitzer Schwarte (später Roetering) auf Pfählen eine Holzmühle mit Flügeln. Sie wurde um 1859 an Niehus (Nordgraben) verkauft. Infolge Zerfalls wurde sie 1921 abgebrochen.

Im Osten der Stadt stand früher Strickers Windmühle, die ihren Standort im Gartengelände hatte, das später im Besitz von Leo Ramesloh wurde. Heute befindet sich dort der Biergarten des Hotels Zurmühlen. Das Baujahr  der Strickmannschen Mühle ist nicht bekannt; im Kriegsjahr 1817 wurde sie abbrochen.

Im Süden der Stadt stand die Mühle Brökelmann, später Kassenbrock. Sie war in dem Gartengelände erbaut worden, das später zum Besitztum Hille gehörte. Die vor dem Südtor gelegene Windmühle fiel 1909 einem Brand zum Opfer. Der kurze, aber treffende Brandbericht von diesem Ereignis lautete seinerzeit: „1909. Am 27. Februar wurde die Wehr zur Windmühle des Mühlenbesitzers Kassenbrock gerufen, die in Flammen stand. Sie trat dem Feuer energisch entgegen und schützte so das sehr bedrohte Wohn- und Nebenhaus vor Brandschaden.“

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