1970 - Bilanz zweier Jahrzehnte

Seit der Währungsreform 1948 hat Sendenhorst sein Gesicht beträchtlich gewandelt. Vieles ist zweckmäßiger und freundlicher geworden. Das wird jeder bestätigen, der die Stadt noch aus der Vorkriegszeit kennt und heute einmal mit offenen Augen und kritischem Sinn durch die Straßen geht.

Vor der Sanierung: Kirchplatz mit Wasserspiel. Das Wasserspiel gab es bis ca. 1975?

Viele Häuser bieten ein Bild bürgerlichen Wohlstands. Man sieht entrümpelte Vorplätze und Hinterhöfe, mustergültige Vorgärten, teils mit niedrigen Mauern, sauberen Zäunen oder grünen Hecken umfriedigt. Man erfreut sich an Grünanlagen und sommertags am Blumenschmuck freundlicher Hausfassaden. Dungstätten, die früher offen an der Straße lagen wurden vollständig beseitigt: die Straßen sind von jedem Unrat frei.

Nach dem Kriege (1945) erhielt Sendenhorst 1949 eine öffentliche Wasserversorgung, zu der die beispielhafte Gemeinschaftsarbeit der Bürger wesentlich beitrug. Hatten die Hauptleitungen im Jahre 195O eine Länge von 11,5 km, so wuchsen diese 1968 insgesamt auf 20,6 km. Die Zahl der Hauptanschlüsse stieg im gleichen Zeitraum von 443 auf 1.009. Der gleichzeitig errichtete Wasserturm hat die stattliche Höhe von 45 Meter und ein Fassungsvermögen von 400 cbm.

Bild: Grünanlagen lockern das Ortsbild von Sendenhorst ansprechend auf, hier an der Oststraße

Eine ungewöhnlich rege Bautätigkeit ist das sichtbarste und augenfälligste Zeugnis dieser, verglichen mit früheren Epochen der Sendenhorster Geschichte, äußerst expansiven Entwicklung. Viele Parzellen in der Stadt oder an ihrem Rand, die als Garten oder Kamp benutzt wurden, sind inzwischen bebaut. Neue stadtnahe Wohnviertel wie Martiniring, Nordensiedlung, Böckingwiese sowie im südöstlichen Raum und im Nordwesten der Stadt sind neu entstanden. Die kath. Kirchengemeinde stellte Ländereien im Erbbaurecht zur Verfügung und ermöglichte damit etwa 80 Familien in Eigenheim.

Der Flüchtlingsstrom der Nachkriegszeit ließ die Zahl der schulpflichtigen Kinder sprunghaft ansteigen. Die alte Volksschule (1887) an der Schulstraße mit ihren sieben Klassen war schon rein räumlich ihrer Aufgabe nicht mehr gewachsen, Sendenhorst trug der neuen Situation Rechnung. Die Stadt baute 1950/51 auf dem Gelände Vornkamp  eine elfklassige Schule, die Kardinal-von-Galen-Schule mit Aula und dazugehörigen Diensträumen. Das damit frei gewordene Schulgebäude bot der kleineren Zahl evangelischer Volksschüler zunächst hinreichend Unterkunft.

Eine Übersicht der Schülerzahlen ergibt folgendes Bild:
1949: 745 Schüler (davon 619 katholisch und 126 evangelisch). Davon stammten 169 aus Flüchtlingsfamilien (kath. 58, ev. 111)
1968: 941 Schüler. Davon besuchten 392 die Grundschule, 254 die Hauptschule und 295 die Realschule.

Die öffentliche Bautätigkeit entwickelte sich im Laufe der Jahre in dieser Weise:

1950: Die Sportgemeinschaft 1910 erhält einen neuen Sportplatz mit Laufbahn.
1951: Der Zustrom der heimatvertriebenen Neubürger - ihre Zahl errhöhte sich von 1.100 auf 1.850 im Jahre 1968 - macht den Bau einer evangelischen Kirche mit Pfarrhaus notwendig. Im selben Jahre findet die Einweihung der neuen Kardinal-von-Galen-schule statt.
1954: Auf dem Kirchengrundstück in unmittelbarer Nähe der Kardinal-von-Galen-Schule wird ein neuer Kindergarten für 120 Kinder erbaut.
1956: Baubeginn zum ersten Abschnitt einer Kläranlage. Auf dem früheren Gelände der Seidenbleiche wird zunächst der technische Teil errichtet, im zweiten Abschnitt entsteht 1963/1964 der biologische Teil. Für Gartenfreunde wird eine 52 Gärten umfassend Dauerkleingartenanlage angelegt.
1958: Die Ämtersparkasse errichtet ein neues Dienstgebäude.
1960/61: Die sporttreibende Jugend erhält in der Mühlenkuhle eine neue Turn- und Sporthalle mit 800 qm Spielfläche.
1960: Das St. Josef-Stift beginnt mit Um- und Erweiterungsbauten, wie Bäderabteilung, Sonderschule u. a. m.
1961: Infolge der schnell anwachsenden Zahlen schulpflichtiger Kinder wird ein weiterer Schulbau notwendig. Melanchthon-Schule auf dem Teigelkamp. Zwei Schultrakte umfassen heute je vier Klassenräume für kath. und ev. Kinder. Der Bau einer Turnhalle folgte einige Jahre später.
1964: Der historische Mittelpunkt der Stadt Sendenhorst erfährt eine durchgreifende Neugestaltung. Der Renovierung der St. Martin-Kirche folgt die Neuanlage des Kirchplatzes. Von dem Kranz der hundert Linden, die ihn umgaben, ist nur noch eine Erinnerung geblieben. Es entstehen ein neues Pfarrhaus, ein Jugendfreizeitheim, verbunden mit einer modernen Boromäus Bücherei, und einer neuen Sakristei an der Chorseite. Das alte Pastorat, das unter Denkmalschutz steht, dient heute Gemeinschaftsaufgaben, vor allem auf dem Gebiete der Jugendbildung. Im selben Jahr wird an der Turn- und Sporthalle ein Tennisplatz angelegt.
1965: 650 Jahr-Feier der Stadt Sendenhorst.
1966: Auf dem Gelände der Altstadt Südlich des Bahnhofs wird ein Feuerwehrgerätehaus errichtet.
1967/68 Ein zweiter Kindergarten für 120 Kinder entsteht auf dem Gelände des alten Friedhofs. (St. M:arien-Friedhof).
1968: Die Spar- und Darlehnskasse schafft mit ihrem Neubau in der Stadtmitte auf dem Grund und Boden des alten Herwegschen Hotels einen neuen Akzent. Auf der Geist beginnt der Bau einer modernen Realschule, die 12 Klassen, viele Sonderräume, eine Pausenhalle und Aula für 300 Personen umfassen wird. Tm Zusammenhang mit den jüngsten schulpolitischen Reformen ist die bereits 1964 um vier Klassen erweiterte Volksschule zur Hauptschule geworden. Man beginnt mit dem Bau eines eigenen Verwaltungsgebäudes, das zugleich Diensträume und Sonderklassen für den technischen Unterricht enthalten soll.

Im selben Jahre erfolgt der Zusammenschluß von Stadt und Kirchspiel Sendenhorst zu einer Gemeinde und zugleich die Zusammenfassung mit den Nachbargemeinden Enniger-Vorhelm zu einem Amtsverband.
Die Wirtschaftskraft der Stadt ist in den beiden letzten Jahrzehnten erheblich gewaltig gewachsen. Von den 22 neu erstandenen Gewerbebetrieben gehören 15 der Eisen-, Holz-, Textil- und Kunststoff-Industrie an.
25 Jahre nach dem Zusammenbruch des Jahres 1945 befindet sich Sendenhorst, wie diese Übersicht zeigt, dank intensiver Aufbauarbeit in einer Enlwicklung, die zu guten Hoffnungen berechtigt.

Bild:
Zwanzig Jahre Wohnungsbau in Sendenhorst im Spiegel der Statistik

 

 

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