Nr. 15 Das Kapitel an St. Ludgeri in Münster und alte Sendenhorster Bauernhöfe

Quelle: "Codex traditionum Westfalicarum" Die ältesten Aufzeichnungen des Kapitels an St. Ludgeri in Münster stammen aus dem 14. Jahrhundert. In dem Einkünfteverzeichnis aus dem Jahre 1320 wird ein Hof Siegfried genannt, der am Marktplatze unseres Städtchens belegen war. Dieser Hof hatte jährlich am Martinitage einem der damaligen Zinstermine, drei solidi zu zahlen 14 sol. = 1 Rm.

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Bemerkt wird, daß man diese Abgaben für 3 Mark und sechs sold. von den Hoferben gekauft habe. Ebenso zahlte der Hof Wendenmodis genannt Scelesche, der am Osttor lag, jährlich 2 sol. Diese Abgabe hatte ein gewisser Henricus von Sendenhorst dem Kapitel zur Erinnerung an seine Gattin vermacht, damit deren Andenken in der Seelenmesse gefeiert wurde. Das Geld wurde dem Geistlichen am Feste Kreuzerhöhung persönlich überbracht. 


Nach dem Verzeichnis entrichteten neun Sendenhorster Höfe den Zehnten. Davon lagen drei Höfe und eine kleine Hofstatt in der Vorhelmer Bauerschaft Isendorf, drei in der Bauerschaft Jönsthövel und zwei Höfe in der bei Sendenhorst gelegenen Bauerschaft Gyseldern. Diese Höfe zahlten sowohl den Blutzehnten als auch den Manipelzehnten. Der Zehnte war für insgesamt 30 RM wahrscheinlich in den Jahren 1255 und 1256 von einem Engelbert von Gemon erworben worden. 

Als abgabepflichtigen Hof nennt das Register in Elmenhorst den Hof Gerbrachtine de Wessede, der am Fest Mariä Himmelfahrt 16 Denare (1 solidus = 12 Denare) zu Mariä Geburt drei sol. und drei den. und am Feste des Apostels Thomas (21.Dez.) vier Scheffel weniger vier Becher Weizen und vier Scheffel und vier Becker Hafer einbrachte. Der Hof Hilsincbroke (Hynsenbrok) lieferte an das Kapitel an den gleichen Terminen 16 den. drei sol. und drei den. und die gleiche Anzahl Scheffel Weizen und Hafer. 

Weiter wird das kleine Haus Hilsincbroke mit dem damaligen Besitzer Aldenkant erwähnt, der am Himmelfahrtstage sechs den. abzugeben hatte. Der Hof Veltehues (Velthuesmann) entrichtete die gleiche Abgabe wie der Hof Hilsincbroke. Ferner trugen folgende Höfe mit folgenden Abgaben die an den Terminen Mariä Himmelfahrt, Maria Geburt, Fest der Apostel Thomas zu entrichten waren, zur Sicherstellung des Kapitels an St. Ludgeri bei: Tawide in Elmenhorst (jetzt Hunkemöller - Tawide) 16 den. 19 den. fünf Scheffel Weizen weniger vier Becker, drei Scheffel Hafer und vier Becker, Haus des Eberhard Thawide, genannt Munstercampeshove (von Horstmar beackert) 16 den. drei sol. und drei den. vier Scheffel weniger vier Becker Weizen, vier Scheffel und vier Becker Hafer; Wenerinc oder Wernynck (jetzt Werring) 16 den. drei sol. vier Scheffel weniger vier Becker Weizen, vier Scheffel und vier Becker Hafer; 
Hof Hermann in Drenhusen (Besitzer Even Lud.) 16 den. 28 den. fünf Scheffel weniger vier Becher Hafer; zweiter Hof in Drenhusen (Besitzer Johann Ottenloe, jetzt Ottenloh) 16 den. 33 den. vier Scheffel weniger vier Becher Weizen, vier Scheffel und vier Becher Hafer; uppen Thie (jetzt Erdmann) 16 den. 19 den. 19 den. vier Scheffel weniger vier Becher Weizen, drei Scheffel und vier Becher Hafer, thon Tie (Besitzer Johann ton Tie, später Lambertink) sechs den. und ein Scheffel Weizen. Bemerkt wird, daß zu einem der Höfe Drenhausen, Weidekämpe in Sendenhorst gehörten, die im Jahre 1592 für 45 Teichstaler Jahrespacht an Bernd Meyer vergeben waren. Insgesamt lieferten die genannten Höfe als Zehnten an das Kapitel St. Ludgeri drei Mark, drei Malter Weizen und drei Malter Hafer ab.

Um das Jahr 1600 war der Kanoniker Trawelmann Schatzmeister des Ludgerikapitels. Nach seinen genauen Aufzeichnungen gehörte zu den zehn Vikarien an St. Ludgeri auch die Vikarie "zu Ehren Gottes, Mariä und des hl. Grabes", 1482 von Marg. Brochagen gestiftet und ausgestattet mit dem Gute Lütke Horstarp (jetzt Schulze Horstrup, belegen außerhalb der Pfähle von Sendenhorst nach Ahlen zu, und gewisse Ländereien vor Ahlen, die Joh. Krekenboem für 30 Ahlener Scheffel Gerste Jahresmiete bepflügt.

Im Staatsarchiv in Münster befindet sich weiter ein Register der Einnahmen der Burse des St. Ludgeri Kapitels aus den Jahren 1538 und abgabepflichtige: Bürgermeisterei sieben sol. und zu Ostern drei Gulden, Bernd to Weysken für seinen Garten 5 1/2 sol., Hermann Smyt drei sol., Erben Hinrici Bonszen von seinem Haus zu Ostern vier sol. Wilhelm Kuntschap zu Martini sechs sol., Wilh. und Georg Lindemann von ihren Aeckern zu Ostern zwei Gulden und zu Cantate
1/2 Gulden. Bernd Vossebecke zu Mariä Lichtmeß einen Gulden, Martin Loer zu Maria Magdalena 2 1/2 Gulden, Hermann Sybbemann zur Fastenzeit 1 1/2 Gulden, Byschop, jetzt
J. Kerkering in Rinkerode sechs sol. Die Einkünfteverzeichnisse des Kapitels an St. Ludgeri in Münster bilden somit nicht nur eine wichtige Quelle der Kulturgeschichte, sondern geben uns manchmal Aufschluß über die Geschichte unserer Heimat.


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