Waren das arme Zeiten im Sendenhorst vor der Jahrhundertwende

Um 1889 hatte die Stadt Sendenhorst 1927 Einwohner. Zusammen mit Enniger und Vorhelm gehörte das Kirchspiel mit weiteren 867 Einwohnern zum Amt Vorhelm.

Die Bewohner der Stadt waren überwiegend Ackerbürger. Neben einer meist sehr kleinen Landwirtschaft betrieben sie ein Handwerk oder ein Handelsgeschäft. Gewöhnlich deckten sie mit ihren Dienstleistungen nur den örtlichen Bedarf ab. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren die Leinewebernoch die größte Gruppe unter den Handwerkern. Sie produzierten auch für den überörtlichen Bedarf. Die aufkommende Textilindustrie jedoch brachte für diesen Wirtschaftszweig schon vor der Jahrhundertmitte einen völligen Strukturwandel, so daß man um besondere wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt Sendenhorst und noch mehr für das Kirchspiel hatten natürlich die größeren Bauernhöfe. Auf 13 von ihnen wurde eine landwirtschaftliche  Brennerei betrieben. 

Seit Mitte des Jahrhunderts hatte es in Deutschland einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung gegeben, der aber ländlichen Gemeinden wie Senden horst zunächst eher Nachteile brachte. Einem besonders kräftigen Aufblühen der Wirtschaft des Reiches nach 1871 folgte im Gründerkrach eine Rezession, die 1873 beginnend, bis etwa 1879 anhielt.

Eine weitere Wirtschaftskrise folgte nochmals im Jahr 1882. Für den Ort Sendenhorst hatte dies zur Folge, daß allgemein die Löhne und Preise sanken. Die Zahl der freien Arbeitskräfte war sehr groß. Seit 1879 versuchte das Reich, der deutschen Wirtschaft mit einer maßvollen Schutzzollpolitik zu helfen. Davon profitierte in Sendenhorst lediglich die Landwirtschaft die ihre Produkte zu erträglichen Preisen vermarkten konnte. Diese Schutzzölle für landwirtschaftliche Erzeugnisse hielten allerdings auch die Lebensmittelpreise höher als auf dem Weltmarkt üblich, was einen Nachteil für lohnabhängige Erwerbstätige bedeutete. Dennoch erreichten erst 1910 die Nahrungsmittelpreise wieder den Stand von 1872.

Man kann sich heute kaum vorstellen, in wie dürftigen Verhältnissen der größere Teil der Sendenhorsterleben mußte.  Ende der 70er Jahre weckte der Strontianitbergbau große Hoffnungen. Strontianit wurde seiner zeit vor allem bei der Zuckerraffinerie benötigt. Im Sendenhorster Bezirk taten sich zwei kleine Gruben auf, die einer Anzahl von Sendenhorstern Arbeit und Brot gaben. Doch der Traum vom Bergbau war nach etwa 20 Jahren ausgeträumt, weil billigere Mittel gefunden worden waren, die die "Sülversteene" überflüssig" machten. Die ländlichen Krankenhäuser des vorigen Jahrhunderts waren vor allem eine Antwort auf die Armut einer großen Bevölkerungsgruppe,  die zu einer geordneten Krankenpflege ihrer Angehörigen kaum in der Lage war. Krankheit bedeutete meist einen erheblichen, oft sogar den völligen Verdienstausfall für die ganze Familie. Die Behandlungsmöglichkeiten eines ländlichen Krankenhauses aber gingen zunächst noch nicht sehr weit über das hinaus, was der behandelnde Arzt auch in einem gut eingerichteten Privathaus vornehmen konnte. Unter diesen Voraussetzungen war es entscheidend, daß ein Krankenhaus auch Kapital zur Verfügung hatte, um bedürftige Patienten gegen ein sehr geringes Entgelt, mittellose sogar kostenlos, pflegen zu können. Aus diesem Grund waren auch Ordensschwestern so wichtig. Waren sie doch gut geschulte Fachkräfte, die wenig kosteten.

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