1 Albersloh - Eine Schrift zu Albersloh aus dem Jahr 1976 Auszug

Im Stadtarchiv der Stadt Sendenhorst wurde ein Buch über die Geschichte von Albersloh aus dem Jahr 1976 gefunden. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon eine Gemeinde waren und die Schrift äußerst informativ ist, soll sie hier ebenfalls noch eingestellt werden.

Die Gemeinde Albersloh, bis in die erste Hälfte des 19. Jh. sowohl kirchlich wie weltlich als Kirchspiel bezeichnet, liegt im Herzen des Münsterlandes. Sie hat einen Umfang von 4816 ha und grenzt im Nordosten an Alverskirchen, im Osten an Sendenhorst, im Süden an Drensteinfurt, im Westen an Rinkerode, im Nordwesten an Hiltrup und Angelmodde, im Norden an Wolbeck, von dem es nach einer Angabe des Jahres 1571 nur "eyn halb mylken" entfernt ist. Als Teil der norddeutschen Tiefebene ist die Gemeinde, wie es 1814 hieß, "im ganzen eben und niedrig mit einigen sanften Anhöhen". Die durchschnittliche Höhe liegt bei 54-57 m, im Südenstellenweise bei 63-65 mt•

Das Kirchspiel Albersloh verdankt seine Oberflächengestaltung in erster Linie den geologischen Zeitaltern von Diluvium (Eiszeit) und Alluvium (Anschwemmungszeit). Im Diluvium rückten mächtige Eismassen von Skandinavien bis an die deutschen Mittelgebirge vor, die Tone, Sande, Gesteine und Gerölle in unsere Heimat brachten. Schmolz das Eis in zwischenzeitlichen Wärmeperioden zurück, lagerten sie sich ab und wurden bei erneutem Vorrückendes Eises zu einer bogenförmigen Grundmoräne aufgeschoben, einem sanften Höhenrücken, der von Sendenhorst durch das südliche und westliche Ksp. Albersloh nach Hiltrup und Münster verläuft. Dieser Zeit entstammen die Knochenreste eines Mammuts, die man 1891 in einer Tongrube südwestlich des Dorfes Albersloh entdeckt hat. 

Der eiszeitliche Höhenrücken hat in neuerer Zeit besondere Bedeutung als Trinkwasserreservoir erlangt. Seit 1906 wird auf dem als Hohe Ward bezeichneten Teile der Grundmoräne im Westen des Ksp. Albersloh Trinkwasser für die Stadt Münster gewonnen. Ausrd. 150 Brunnen sammelt man das mit gefiltertem Oberflächenwasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal angereicherte Grundwasser in Großbrunnen und leitet es längs der Hammer Straße und des Albersloher Weges nach Münster!.

In dem der Eiszeit folgenden Alluvium wurden die oberen Bodenschichtendes Höhenrückens durch starke Regenfälle und zahllose Wasserläufe abgetragen und großenteils zu bei den Seiten derGrundmoräne angeschwemmt. Es entstanden Böden unterschiedlicher Art und Qualität. Sie bestehen im Raume Albersloh zu 50 % (2439 ha) aus sandigem Lehm und lehmigem Sand, zu 35 % (1706 ha) aus Sand, zu 15 % (731 ha) aus Lehm. Nach Berichten aus der ersten Hälfte des 19. Jh. wies der Süden des Kirchspiels Lehm und Senkelboden, aber auch "eisen haltenden Ton" auf, während in Dorf und Dorfbauerschaft "von Natur sandiger Lehm" auf Lehmuntergrund vorherrschte, aber auch trockener Sandboden undtoniger Sand, "mit Dammerde gemischt", zu verzeichnen war. Im Südwesten und Westen gab es großenteils weißen Senkel, in Rummler" ziemlich guten thonigen Sand" und Kleiboden, teilweise auch "eine Grundlage von Oer" (Ortstein). Im Osten herrschten Lehm, Mergel und Sandlöß vor. Der Nordwesten wies Lehmboden, teilweise"ganz schlechten und dürren Heide Grund" auf, war aberstellenweise auch moorig3.

Eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung der Landschaft haben bis auf den heutigen Tag die Wasserläufe gespielt. Das gilt in erster Linie für die Werse, aber auch für die Bäche und Gräben. Die Werse, deren Ursprung in den Beckumer Hügeln liegt, tritt von Südwesten in das Ksp. Albersloh ein, durchzieht es auf rd. 9 km Länge in nördlicher Richtung und mündet nach einem Lauf von insgesamt 38,4 km bei Handorf in die Ems.

Der Name des Flusses, der im 8. Jh. als "Weresi", 1160 als "Wirs" , 1189 als Werse auftritt, wird von wers, wirs = niedrig abgeleitet, aber auch als "Schlammfluß" gedeutet. Es war ein typisches Flachlandgewässer mit zahlreichen Schlingen und Windungen, das um 1819 in Höhe des Dorfes Albersloh eine Breite von 25 Fuß(1 Fuß = rd. 30 cm) und eine Tiefe von 5-6 Fuß aufwies. 

Im allgemeinen war es ein recht friedvoller Fluß, der allerdings seine Tücken niemals verleugnete und fast Jahr für Jahr ein oder mehrere Menschenopfer forderte. Ungebärdig zeigte er sich jedoch in Regenperioden und zur Zeit der Schneeschmelze. Dann trat die Werse, wie immer wieder geklagt wurde, "wegen ihrer vielen Krümmungen häufig und leicht aus ihren Ufern", da sie nicht in der Lage war, das Wasser schnell fortzuschaffen. Große Teile des Ksp. Albersloh wurden dann in Seengebiete verwandelt. Die Bsch. Sunger stand, "wenn die Werse aus ihren Ufern tritt, dermaßen unter Waßer, daß schlechtweg niemand nach der Mühle bei Sungerkommen" konnte (1809). 1828 klagte man, daß fast alle Bauerschaften immer wieder "bei entstehenden fluten der Ueberschwemmung ausgesetzt" waren und registrierte bei einer Herbstüberschwemmung des Jahres 1829, daß "eine solche Wasserhöhe nochselten bemerkt" worden sei. Auch 1830 hat der Fluß alles überschwemmt, als er "unvorhergesehen aus seinen Ufern getreten" und erreichte 1843 ein solches Ausmaß an überflutungen, wie es"in dieser Jahreszeit nicht erinnerlich" war. Nach einem Bericht ausdem Anfange des 19. Jh. hat eine überschwemmung "vor langen Jahren" nördlich des Dorfes sogar ein ganz neues Bett geschaffen,wie es "das alte Flußbeet, welches noch sicht bahr" auswies. Alle Bemühungen zur Bändigung der Werse im 18. und 19. Jh., mit Durchstichen, Teilbegradigungen und Uferbefestigungen, haben sichals wirkungslos erwiesen. Erst die 1967/70 durchgeführte Flußregulierung scheint die überschwemmungsgefahr gebannt zu haben4•

In der Werse enden zahlreiche kleinere Wasserläufe, u. a. südlich des Dorfes von Westen der 10 km lange Fluggenbach, der in der Davert bei Davensberg entspringt und kurz vor seiner Mündung sich mit dem von Nordwesten kommenden Hemmerbach vereinigt, nördlich des Dorfes von Südosten der rd. 7 km lange Ahrenhorster Bach, der seinen Ursprung in der Gemeinde Drensteinfurt besitzt und südöstlich des Dorfes den aus der Gemeinde Sendenhorst kommenden Alsterbach aufnimmt. In Sendenhorst liegt auch der Beginn des Westerbaches, der nach einem Laufe von 9 km nördlich der Hemisburg in die Werse mündet. Die Nordwestgrenze des Ksp. Albersloh wird auf rd. 1,5 km Länge von der Emmer gebildet, diein Herbern entspringt (16,6 km). 

Auch die Bäche neigten immer wieder zu überschwemmungen.1742 hieß es, der "Sonnetone Bach (= Sonnenborn, frühere Bezeichnung für die Emmer) ergießet sich öfters" bis nach Albersloh und1837, daß in Albersloh "alle Flüsse und Bäche aus ihre (!) Ufertraten". Noch im 19. und Anfang des 20. Jh. wird von großen überschwemmungen der Emmer berichtet, die 1836 sogar ein Menschenleben (einen Sohn des Kötters Pieck) forderte. Diesen überschwemmungen ist ebenfalls in neuerer Zeit durch Bachregulierungen großenteils abgeholfen worden5

Jahrtausende lang haben nur die Kräfte der Natur die Landschaft im Raume Albersloh geformt. Dann kamen die Menschen, die diese Urlandschaft grundlegend veränderten. Wie das Gebiet sich den ersten Siedlern dargeboten hat, läßt sich vielfach noch den Namen der alten Höfe entnehmen, die häufig den örtlichen Gegebenheiten entlehnt wurden. Von der Form der Landschaft künden Namen wie Hövelmann (hövel = Bodenerhebung), Leivermann (hleo = Hügel, Grabhügel) und Storp oder Dunnigtharpa (dun = Anhöhe). Von der Bodenbeschaffenheit sind vermutlich die Namen Alst oder Alstede (al = Steinschicht) und Haarmann (har =

trocken) abzuleiten. Auf hurst = ehemaliger Wald, Gestrüpp dürften die Namen Ahrenhorst und Horstmann zurückgehen, aufbearo = Hain, Wald der Name Berl, auf Feld = waldfreie Fläche der Name Feldmann. Die Vegetationsarten wurden wohl durchNamen wie Beukmann und Dernebockholt (boke = Buche), Haselhon (= Haselgesträuch), Wessel oder Vessithi (ithi = Heide),Strugemann oder Struvinc (struot = Gebüsm im Sumpfgebiet),Rummler, Rummeling oder Heranhlara (hlior = Grasplatz am Hügel) und Hemisburg (ham = grasbestandener Winkel am Wasser)bezeichnet6•

Die ersten Siedler haben sich wahrscheinlich in kleinen Wohnplatzgruppen (Drubbel) niedergelassen, mehreren nicht allzuweit voneinander entfernten Höfen, aus denen sich später die Bauerschaften gebildet haben. Der Südteil des Ksp. Albersloh wurde vonder Bsch. Ahrenhorst (um 890 Arnahurst) eingenommen, der Südosten von der Bsch. Alst (1280 Alstede). Der Osten umfaßte die Bsm. Storp (11. Jh. Dunnigtharpa), der Nordosten die Bsm. West(um 890 Vessithi). Im Nordwesten lag die Bsch. Berl (1206 Berle), im Westen die Bsch. Rummler (um 890 Heranhlara), im Südwesten die Bsch. Sunger (1220 Sungere). Im Zentrum des Kirchspiels bildete sich später aus Teilen verschiedener Bauerschaften das Kirchdorfmit der Dorfbauerschaft (1677 Dörper bursmap). Sein Name, 1171als Albrecteslo erstmals genannt, bezeichnete den Wohnsitz eines Mannes namens Albrecht, der an einem kleinen Wäldchen (Loh) lag. Ob zur Zeit der ersten Erwähnung bereits eine Dorfsiedlung bestanden hat, ist nicht bekannt. 

Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung des Ksp. Albersloh sind durch alle Jahrhunderte stetig und regelmäßig gewesen. Ein Register von 1498 verzeichnete 434 steuerpflichtige Personen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß der steuerfreie Adel und Kinder unter 12 Jahren in dem Register nicht enthalten sind, darf die Einwohnerzahl für das Ende des 15. Jh. auf etwa 600 geschätzt werden. Ein anderes Verzeichnis, das im gleichen Jahre 442 Kommunikanten aufzählt, führt annähernd zum gleichen Ergebnis. Um 1720 gab es in Albersloh bereits rd. 1200 Einwohners. 

Die Kirchspielsbewohner haben im Laufe der Jahrhunderte eine ertragreiche Kulturlandschaft von Ackern, Wiesen und Wäldern geschaffen, die, im Verein mit den Resten der Urlandschaft, dem Bilde Alberslohs sein abwechslungsreiches Gepräge gegeben und die Gemeinde zu einem geschätzten Ausflugs- und Erholungsgebiet gemacht haben.

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