Von Wiesel bis Mendel - Straßennamen im Westglindkamp

Sendenhorst. „Entschuldigung, können Sie mir sagen, wie ich zur Ernst-Haeckel-Straße komme?“ Selbst die Sendenhorster Paohlbürger können auf diese Frage nur ahnungslos mit den Schultern zucken – noch.

Straßennamen im Westglindkamp

Denn schon bald wird es sich herumgesprochen haben, daß die Ernst-Haeckel-Straße im Baugebiet Westglindkamp liegt, wo derzeit ein Haus nach dem anderen hochgezogen wird. Der Ausschuß für Stadtentwicklung und Umwelt entschied am Dienstag über die Straßenbenennung in diesem Wohngebiet. In einem kuriosen Abstimmungsverfahren nahm der Ausschuß bei fünf Ja-Stimmen und acht Enthaltungen einen Kompromißvorschlag der SPD-Fraktion an, den Bernhard Daldrup gleich zu Beginn der Debatte eingebracht hatte. Danach wird die Einfahrtstraße ins Baugebiet den Flurnamen Westglindkamp übernehmen. Die weiteren Bezeichnungen: Gregor-Mendel-Straße, Maria-Merian-Straße, Dachsleite, Am Fuchsbau und Wieselweg.

Der SPD-Antrag war eine Symbiose aus mehreren Vorschlägen, die von verschiedener Seite eingereicht worden waren. So hatte sich die FDP für Bezeichnungen aus der Tierwelt stark gemacht und kam schließlich mit der Dachsleite, dem Fuchsbau und dem Wieselweg zum Zuge. Die Gleichstellungsbeauftragte Christa Paschert-Engelke hatte Frauennamen ins Gespräch gebracht; berücksichtigt ist mit Maria Sybilla Merian eine Naturwissenschaftlerin und Künstlerin, die von 1647 bis 1717 gelebt hat. Dieser Vorschlag ist mit in das SPD-Paket eingeflossen.

Der ökologisch orientierte Gedanke, der dem Baugebiet zugrunde liegt, sollte sich auch in den Straßennamen wiederfinden, meinte die SPD. Daher wollte sie an Gregor Mendel (1822 bis 1884, Entdecker der Vererbungsgesetze) und Ernst Haeckel (1834 bis 1919, Professor für Zoologie und Entdecker des Biogenetischen Grundgesetzes) festhalten.

Die CDU-Vorschläge blieben außen vor (Bernhard Borgmann-Brüser: „Wie, jetzt kriegen wir gar keinen ab?“). Die Union wollte die Straßen im Westglindkamp nach Widerstandskämpfern gegen die NS-Diktatur benennen: Dechant Wessing, Karl Leisner, Geschwister Scholl und Edith Stein. Reiner Plümpe hob besonders den örtlichen Bezug von Karl Leisner und Dechant Wessing hervor. Deren Wirken müsse im Bewußtsein wachgehalten werden. „Ihr Vorschlag ist nicht weniger wichtig“, würdigte auch Bernhard Daldrup die Bedeutung der Widerstandskämpfer. Er sagte zu, daß die SPD die CDU-Initiative bei einem der nächsten Baugebiete unterstützen werde.

Das Kuriose: Hätte der Ausschußvorsitzende Josef Schmedding zuerst über den Antrag seiner eigenen Fraktion abstimmen lassen, wären wohl die Namen Scholl, Leisner, Wessing und Stein bereits jetzt aufs Schild gehoben worden. Denn die CDU verfügt im Planungsausschuß über sechs Mandate, den SPD-Kompromiß trugen lediglich die fünf Vertreter der Sozialdemokraten. Die FDP hatte sich ebenfalls enthalten, „weil wir uns mit den Namen der SPD nicht anfreunden konnten“, begründete Wolfram Opperbeck das FDP-Verhalten.

Darüber hinaus lag noch eine Reihe weiterer Vorschläge vor. Bernhard Daldrup: „Wir könnten damit halb Sendenhorst umbenennen“. Ein gewisses Bildungsniveau wolle die SPD jedoch nicht unterschreiten. Der Fraktionschef reagierte damit auf ein Schreiben von künftigen Bewohnern des Baugebietes, die sich für positiv besetzte Namen, unter denen sich jedermann etwas vorzustellen vermag.“ eingesetzt hatten. Bernhard Daldrup regte daher an, dem Beispiel anderer Städte zu folgen und unter dem Straßenschild einen erklärenden Halbsatz anzubringen. Das könnte eine intelektuelle Bereicherung sein.

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