Von Wohlstand weit entfernt - Sendenhorst im Jahre 1830

SENDENHORST. Eine wohlhabende Stadt war Sendenhorst nie. Doch es gab in den vergangenen Jahrhunderten Zeiten, da ging es vielen Menschen im kleinen Sendenhorst richtig schlecht. Zum Beispiel in den Jahren 1829 bis 1832.

Nach dem 2. Weltkrieg hielt auch in Sendenhorst nach und nach der wirtschaftiche Aufschwung Einzug.

Und wer heute darüber nachdenkt, was an den kommenden Weihnachtstagen auf den Tisch kommt, der mag an das „staatliche  Geschenk" erinnert sein, das rechtzeitig zum Weihnachtsfest in 65 notleidenden Haushalten in Sendenhorst ankam: drei Pfund Salz. Die Regierung spendierte der Stadt 200 Pfund Salz aus den Werler Salzwerken, schreibt Heinrich Petzmeyer in seiner Stadtgeschichte.

Die Verhältnisse müssen für viele Haushalte seit 1829 katastrophal gewesen sein. Der Winter kam früh und war streng. Im Amtsblatt des Jahres stand, dass viele „Arbeiter außer Tätigkeit und Brot" gesetzt waren. Auch an Brennmaterial war wohl schwer zu kommen, weshalb die Obrigkeit befürchtete, dass die Unterschicht große Not leiden werde- und es deshalb auch in Sendenhorst vermehrt zu Diebstählen und anderen Verbrechen kommen könnte. Die Regierung forderte deshalb, Suppenküchen einzurichten und empfahl die sogenannte „Rumpfordsuppe" - eine „Brühe aus Wurzelwerk,  Graupen,  Knochen und Blut: nahrhaft und billig". Sendenhorst musste diesbezüglich passen: Knochen gab's nicht.

Das Spenden-Aufkommen war miserabel, Bargeld für die Armen war so gut wie nicht aufzutreiben, auch wenn es bei weitem nicht allen in der Stadt schlecht ging. Münster drohte mit der Einführung der Armensteuer, weil die Stadt die Verpflichtung habe, ihre Bürger mit dem Nötigsten zu versorgen.

Der „Hülfsverein" setzte sich im Frühjahr 1832 dafür ein, dass die arme Sendenhorster Bevölkerung die kritischen Monate bis zur nächsten Ernte überstand. Aus gespendetem Getreide wurden 3200 Fünf-Pfund-Brote gebacken. Der Verein beschaffte auch andere Lebensmittel wie 500 Liter Sauerkraut. Im Armenhaus wurden zehn Menschen versorgt.

In den offiziellen Protokollen der Stadt aus dieser Zeit wurde übrigens nicht besonders zwischen ,.Armen" und „Arbeitsscheuen" differenziert - und die Tugenden Ordnung, Fleiß und Sparsamkeit seien bei den meisten Sendenhorstern zu dieser Zeit „noch schwach entwickelt" gewesen.

Der „Hülfsverein" musste auch in den Folgejahren immer wieder aktiv werden. Zum Beispiel1846, nachdem ein Unwetter mit Hagelkörnern in der Größe von Taubeneiern zwei Drittel der gesamten Ernte im Stadtgebiet vernichtet hatte.

Nach oben

Ahnenforschung
Blätterwald
21. Jhdt
1980/90er
1970er
1965_650J
1960 und davor
Fakten
Geschichte(n)
Grundwissen
H. Petzmeyer
Kornbrenner
Quellen