Sendenhorst trifft Cabo Verde - Trag Sonne im Herzen – No stress!

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das stimmt wohl und so bietet es sich an, mal andere Orte perspektivisch zu betrachten, wobei der Bezug zu unserem heimatlichen Sendenhorst natürlich bestehen bleiben soll! Bei Minusgraden und leichtem Schneefall schweifen die Gedanken ab zu Karneval, Schützenfest, Schnadegang (Heimatverein, 8. Juli) … aber auch zum letzten Urlaub Anfang Dezember auf den Kapverdischen Inseln.

Vor 100 Millionen Jahren hatten wir bestimmt auch solche Strände... Strandbar in St. Maria

Die Kap Verden, deren Amtssprache Portugiesisch ist, sind ein kleiner Inselstaat, ca. 450 km westlich von West-Afrika, bestehend aus 10 Inseln, von denen 9 bewohnt sind. Die Inseln sind eine ehemalige Kolonie Portugals und errangen erst 1975 die vollständige Unabhängigkeit. Die Kapverdischen Inseln waren vor ihrer Entdeckung und Besiedlung durch Portugiesen unbewohnt. Aus der Durchmischung der Kulturen europäischer Siedler und afrikanischer Sklaven bildete sich eine neue kreolische Kultur. Nach einem sozialistisch-kommunistischen Experiment fanden 1991 die ersten freien Wahlen statt. CV zählt heute immer noch zu den stabilsten afrikanischen Ländern. Cabo Verde hat sich erst in den letzten 10 Jahren dem Tourismus geöffnet, so dass das Leben in den Städten noch natürlich erscheint.

Der Pauschalurlaub, in der Clubanlage entsprach genau den Erwartungen, so was kennt man ja mitunter schon, hoher europäischer Standard, aber auch mehrere Ausflüge in 2 Städte haben wir erlebt. Wir sind auf der Insel Sal gelandet, der kleinsten der Inseln, die „Badeinsel“.
Zuerst: Bereits nach der Landung auf Sal merkt man, dass man sich 1.000 km südlich der Kanaren befindet: Das Klima ist komplett anders: Sonnengarantie bei 28 Grad, dazu ein mäßiger Wind und das Anfang Dezember. Das Licht ist viel intensiver. Da wir uns auf dem 16. Breitengrad befinden, stand die Sonne so hoch, wie bei uns im Mai. Interessant: Das Visum, welches wir bereits in Deutschland beantragt hatten, mussten wir noch einmal bezahlen (25 EUR / Person), die Listen seien nicht mitbekommen… Na gut, der Reiseveranstalter hat das problemlos erstattet.

Bereits am 2.Tag gab es bei einem Zahnarztbesuch in der Hauptstadt Espargos viel zu entdecken. Unser Taxifahrer notierte gleich seine Handynummer, um dann später stundenlang um den Block zu fahren und auf uns zu warten. Die Menschen dort sehen alle glücklich und zufrieden aus, obwohl das Durchschnittseinkommen eines CVs nur 250 EUR beträgt. Man wurde extrem freundlich behandelt, absolut natürlich und überhaupt nicht aufdringlich. Die Zahnarztbesuch war einwandfrei, nur ein wenig Wartezeit musste man schon mitbringen und ein Töpfchen Farbe hätte dem Wartezimmer sicher gut getan. Das Motto des Cap Verdianers ist „No stress“, könnte aber auch heißen „nun mal langsam“. Aber das Lebenstempo wirkt sich nach kürzester Zeit positiv auf den Besucher aus! Nach 3 Std Wartezeit und 40,- Euro war der Fall erledigt, der deutsche Zahnarzt hatte nichts zu beanstanden. In der Zwischenzeit hatte ich Gelegenheit, Cabo Verde mal live zu erleben.

Grundsätzlich, die Straßen waren akzeptabel, natürlich konnte man auch riesige Schlaglöcher sehen. Das Kopfsteinpflaster war jetzt auch nicht so schön zum fahren, aber das kennen wir Sendenhorster ja auch noch aus gar nicht allzu ferner Zeit. Auf den Straßen lagen keine Zigarettenkippen, was aber wohl daran liegt, dass die CV kaum rauchen, dies wahrscheinlich wohl aus wirtschaftlichen Gründen. Eine wildfremde Frau, die uns wohl beim Warten beobachtet hatte schenkte uns einfach so eine eiskalte Flasche Wasser und ein Flasche Cola, was bei ihrem geschätzten Einkommen wohl ein Vermögen war. Wir haben uns entschlossen, die Getränke an einen einheimischen behinderten jungen Mann weiter zu geben, der vor lauter Freude fast anfing zu weinen. Dann formierte sich gegenüber der Zahnarztpraxis eine Pro-Kuba- Demonstration, Fidel Castro wurde an dem Tag wohl endgültig beerdigt. Die Polizei riegelte völlig entspannt den Verkehr ab, kein einziges Auto hat gehupt.

Leider ein wenig offline – Selbst in der Hotelanlage gab es nur zwei englische Nachrichtensender, Zeitungen gab es weder auf Deutsch, was angesichts der relativ wenigen deutschen Touristen im Verhältnis zu den zahlreichen Engländern nicht verwundert, noch in Englisch. Freies WLAN Internet bot die Hotelanlage an, die Geschwindigkeit eher mäßig, aber es reichte, um Mails und Facebook zu checken. Telefonieren schied von vornerein eh aus, aufgrund von Roaming-Gebühren, Kap Verde ist halt nicht EU, aber es gab ja auch mal die Zeit vor den Handys, 1992 müsste das gewesen sein und das Smartphone ist ja schließlich gerade mal 10 geworden.

Apropos EU. Man mag sagen, was man will, der Euro ist eine tolle Währung. Mit ihm kann man in so vielen Ländern der Erde problemlos bezahlen, selbst wenn die nicht Mitglied der Eurozone, oder nicht einmal Mitglied in der Europäischen Union sind! Der offizielle Kurs beträgt 1 EUR = ca.110 Cap Verde Escudos, aber getauscht wird gerne 1:100. Ein wenig erinnerte mich das an die Zeit vor 2002, als die D-Mark in den Niederlanden dort sehr gerne mal 1:1 gegen den Gulden getauscht wurde, das ist jetzt auch schon wieder 15 Jahre her.

Das Bier in der Strandbar in St. Maria kostet 150 CVEs, da kann man sich nicht beschweren, wobei wichtig ist, dass das Bier keinen Schaum hat. Taxi fahren ist ebenfalls recht günstig, hingegen Waren, die aus Europa importiert werden müssen, eher nicht. Fisch kann man am Strand von St. Maria gleich selber angeln und an die Restaurants weiter verkaufen. Gesehen wurde ein 1,50 großer, handgeangelter Fisch, kein Anglerlatein!

Wie wir ja wissen, lag Sendenhorst und die Nord-deutsche Tiefebene vor 100 Millionen Jahren in der Zeit der Dinosaurier ebenfalls in den Tropen und ein flaches Meer bedeckte die Münsterländer Bucht (StadtLand berichtete). Erst im Laufe der Zeit verschob sich durch die Kontinentaldrift Deutschland und Europa nach Norden. Auch die gefundenen Fischfossilien im Steinkühlerfeld (Bauerschaft Bracht) zeugen davon.

Auf der Inselrundfahrt, die aufgrund der Größe der Insel nur einen halben Tag dauerte, bekam man die Sehenswürdigkeiten der Insel präsentiert: Vorweg: Man muss das Thema Halbwüste mögen, Wälder, Hecken und Felder sucht man hier vergebens, eher Steine, Akazien, trockenes Gras, Sand.. Aber davon reichlich! Die Sehenswürdigkeiten möchte ich hier nicht aufzählen, eher noch von ein paar interessanten Eindrücken berichten. Die Aussicht in der Wüstenlandschaft war fantastisch und am Horizont war tatsächlich eine Fata Morgana zu sehen! Es sah aus wie Wasser, aber war doch nur eine Luftspiegelung.
Auf einem Berggipfel waren sog. Glückstürmchen erbaut. Es bringt Glück mindestens 7 Steine aufeinander zu legen, jeder mit einer eigenen Bedeutung. Der 5. Für beruflichen Erfolg, der 6. Für den Nachwuchs, der 7. Für Glück. Das führte dazu, dass hier an wunderbares Ensemble entstanden ist. Die Rundfahrt führte noch an viele weitere reizvolle Orte, z.B. zur blauen Grotte, auf den Monte Grande hoch über Espargos.

Zum Leben in der Stadt ist zu berichten: Strom gibt es nur 12 Stunden am Tag, dafür ist er kostenlos für die Einwohner, es gibt daher z.B. öffentliche Kühlschränke! Fließendes Wasser gibt es ebenfalls nicht, es muss an Wasserstationen für 1 ct/Liter gekauft werden. Im alten Sendenhorst wurde die Wasserversorgung ja auch erst vor knapp 70 Jahren realisiert, Hauswasser wurde aber im Gegensatz zu Kap Verde aus Hausbrunnen gewonnen, hier kommt alles aus der Meerwasserentsalzungsanlage. Im Hotel merkte man davon natürlich nichts… Kirchen gibt es viele, wobei der Katholizismus nicht aufdringlich wirkt, eher sehr bescheiden. diese sind meist sehr klein und auch nur schlicht eingerichtet.

Touristisches Highlight war dann das Bad in einem Salzsee. Dieser diente einst der Salzgewinnung, einer der wenigen frühen Exportartikel der Insel. Diese Saline, die in einem erloschenem Vulkankrater liegt, ist so salzhaltig, dass man darauf schwimmt, ohne sich bewegen zu müssen. Der Effekt des Toten Meers und es funktioniert!

Last but not least sind natürlich die traumhaften Strände zu erwähnen, wegen der wir letztlich ja hier waren, aber das kann der Leser selbst herausfinden. Leider war im Flieger zurück in die Heimat der Stimmungsabschwung zu bemerken, aber die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt hat uns weihnachtlich gestimmt.

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