Plünderungen und hohe Abgaben

Sendenhorst - Eine Zäsur stellte der Dreißigjährige Krieg auch in der Sendenhorster Stadtgeschichte dar. Vor allem die Bauern hatten unter Plünderungen zu leiden, und nicht wenige Landwirte verließen ihre Höfe.

Den Bürgern in der Stadt erging es nicht viel besser, zeichnet Heinrich Petzmeyer in seiner Stadtgeschichte auf. Zwar blieben sie hinter den damals noch ausgeprägte Wällen im Wesentlichen von Plünderungen kleinerer, marodierender Banden verschont, wie sie damals an der Tagesordnung waren. Aber sie wurden bis zur völligen Zahlungsunfähigkeit zu finanziellen Zwangsabgaben gezwungen. „Kontribution“ nannte man diese Art der „Steuern“.

Zu Beginn des Krieges, der bis 1648 dauerte, hatte die Stadt alten Unterlagen zur Folge etwa 500 Einwohner. Die Häuser standen überwiegend an den vier nach den Himmelsrichtungen benannten Durchgangsstraßen. Nebenstraßen wie Placken, Schleiten und Kühl waren im Gegensatz zu heute noch unbebaut. Die Gärten erstreckten sich innerhalb der Stadtbefestigung bis an die Gräben.

Viele Häuser waren damals klein, 180, so die Schätzung hatten eine Größe von nur 30 bis 40 Quadratmetern. Sie wurden von Tagelöhnern bewohnt, die vielfach Miete zu zahlen hatten. Und das an „auswärtige Kapitalanleger“, die es auch damals schon gab. 

Rund ein Zehntel der Bürger galt als wohlhabend. Diese Menschen wohnten in so genannten Ackerbürgerhäusern, die vielfach mit Backhaus, Speicher, Hof und Garten ausgestattet waren. Die Bewohner der Häuser, die überwiegend im Westen der Stadt angesiedelt waren, waren Handwerker, Bäcker, Brauer oder Wirte.

Für die Kriegsparteien war die Stadt Sendenhorst aufgrund der verbreiteten Armut vergleichsweise wenig interessant. Und dennoch plünderten die Hessen im Oktober 1637 die Stadt. Sie nahmen vor allem Gerätschaften aus der Pfarrkirche mit, die später in Münster landeten - und für immer verschwunden waren.

Dorthin, aber auch nach Warendorf und Lippstadt. gingen die Zwangsabgaben. Wenn diese nicht gezahlt wurden, drohte die Zwangseintreibung, was stets mit nicht unerheblicher Gewalt verbunden war. 771 Taler waren es im Jahr 1634 nur in der Stadt, ohne Kirchspiel - eine für damalige Verhältnisse kaum vorstellbar hohe Summe. „Wie die Sendenhorster das Geld aufbringen konnten, bleibt rätselhaft“, schreibt Heinrich Petzmeyer.

Für das Einsammeln der Zwangsabgaben war in diesen Jahren Pfarrer Johannes Engelberting zuständig. Er hatte die unangenehme Aufgabe, sonntags von der Kanzel zu verkünden, wie viel Geld an die Kriegsparteien zu zahlen war. „Richter, Rat und Bürgermeister waren diesen Aufgaben nicht gewachsen“, hat Petzmeyer recherchiert.

VON JOSEF THESING, SENDENHORST 
 


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