Hexen, Raubzüge, Folter, Pest und Plünderung

Unruhige Zeiten im alten Sendenhorst und Albersloh. - In der mehr als 700-jährigen Geschichte der Stadt Sendenhorst wurde die Stadt mehrfach völlig verwüstet und ausgeplündert. Zu einem durch Kriege und Durchzüge feindlicher Mächte, aber auch zahlreiche Brände führten fast zur Zerstörung der Stadt.

Herzog Christian von Braunschweig, der im 30-jährigen Krieg Sendenhorst belagerte, einnahm, bestezte und dann plünderte.

Unter den Kriegen hatte das Kirchspiel (die Bauerschaften rund um Sendenhorst) besonders zu leiden, da die Höfe nicht wie die Stadt mit einem Wall geschützt waren. In diesem Bericht wird die Zeit bis 1650 betrachtet. In Petzmeyer‘ s Stadtgeschichte ist zu lesen:

Im Jahre 1323 wurde das gerade zur Stadt erhobene Sendenhorst durch die Truppen des Grafen von der Mark (Hamm), der in Fehde mit dem Bischof von Münster lag, geplündert und niedergebrannt. Die Stadt erholte sich aber schnell von diesem Unglück. Der Aufschwung der jungen Stadt dauerte bis zur großen europäischen Pestpandemie 1350/51, die alleine in Münster 11.000 Tote forderte. Aus Sendenhorst sind keine Zahlen bekannt, aber auch hier hat der »schwarze Tod« gewütet.

Im Jahre 1450-56 kam es zur münsterschen Stiftsfehde. 2 Parteien, nämlich Hoya und Moers kämpften um die Neubesetzung des münsterschen Bischofstuhls. Die Fehde dauerte 6 Jahre, in denen im gesamten Bistum Münster hart gekämpft wurde. Sendenhorst wurde von der Fehde betroffen. Die Hoya-Partei unterhielt vermutlich in dem festen Haus Sendenhorst, dem späteren Drostenhof im Südwesten, eine Besatzung. Während der Fehde kam es zu Plünderungen und Verwüstungen im Sendenhorster Kirchspiel, u. a. die Bauerschaft Hardt, dazu Höfe in Jonsthövel. Im fraglichen Zeitraum ruhten alle Rechtsgeschäfte in und um Sendenhorst, was darauf hindeutet, wie schlimm die Fehde Sendenhorst traf.

Am 23. Oktober 1529, mitten in einer friedlichen Zeit, brannte der gesamte Ort nieder, bis auf einige Häuser im Süden und Westen. Auch der Kirchturm mit seinen 5 Glocken wurde ein Raub des Feuer.

Zeit der Wiedertäufer Die Wiedertäufer waren eine radikale, religiöse Abspaltung der protestantischen Bewegung, die sich über ganz das ganze Heilige Römische Reich deutscher Nation (Das damalige deutsche Kaiserreich) ausbreitete. Als die Wiedertäufer Münster besetzten und dort das neue Jerusalem ausriefen, wurde Münster von kaiserlichen Soldaten belagert und am 25. Juni 1535 von 3.000 Landsknechten erobert, geplündert und gebrandschatzt.
In den umliegenden Orten, so z. B. Warendorf, gab es ebenfalls Täuferbewegungen. Während der Belagerung Münsters, desertierten kaiserliche Truppenteile. Eine Abteilung kam dabei auch in den Raum Sendenhorst und brandschatzte die Tockenburg (Heute »Westhoffrunde «). Anschließend verschanzten sie sich auf dem, mit einer Grabenanlage umfassten Hof Jungmann. Als die Kaiserlichen den Hof stürmen wollten, kam es zu einem Feuergefecht, bei dem Anführer der Kaiserlichen, Oberst von Recke, erschossen wurde. Unter Androhung von Beschießung durch Kanonen ergaben sich die Aufrührer. Die Aufrührer wurden nach Wolbeck in den Amtsturm gebracht und zum Tode verurteilt. Allerdings wurde nur ein Todesurteil vollstreckt.

1553: Raubzug des Herzogs Philipp Magnus von Braunschweig Auf seinem Feldzug gegen den münsterschen Bischof Franz von Waldeck zogen Teile des Heeres in das Kirchspiel Sendenhorst ein und raubten Geld und Sachwerte. 16 Bauern meldeten anschließend Verluste. Betroffen waren Höfe auf der Hardt, Rinkhöven und Elmenhorst.

Unabhängigkeitskrieg der Niederlande gegen Spanien seit 1580
Von 1580 an kam es in den damals spanischen Niederlanden zu einer Unabhängigkeitsbewegung von den katholischen Spaniern, die damals unser Nachbarland beherrschten. Dieser Krieg griff mehrfach auf das benachbarte Münsterland und auch Albersloh und Sendenhorst über. So wurden Münster, Albersloh und auch Sendenhorst mehrfach von den Spaniern geplündert und ausgepresst, aber auch die Holländer zogen marodierend durch das Land. Dieser Krieg »vermischte« sich mit dem 30-jährigen Krieg, der ebenfalls eine Reihe von mehreren Kriegen darstellt.

Während des 30-jährigen Krieges, der von 1618 – 1648 in Deutschland wütete, kam Sendenhorst bei der Belagerung und Besetzung durch Christian von Braunschweig zwar um eine Zerstörung herum. Christian war ein protestantischer Heerführer, der gegen das Fürstbistum Münster in den Krieg zog. Auf seinem Feldzug zog er von Lippstadt aus 1622 plündernd und mordend durch das Münsterland. Als er Sendenhorst belagerte, drohte er, die Stadt in Schutt und Asche zu legen, worauf ihm die Sendenhorster Einlass gewährten und somit die Zerstörung der Stadt abwenden konnten.
Nach einer kurzen Besatzung verließ er Sendenhorst wieder mit seinen Truppen, nicht ohne vorher gründlich die Stadt ausgeplündert zu haben. Auf seinem Weg in die protestantischen Niederlande, wurden seine Truppen von kaiserlichen Truppen aufgerieben. Er selbst konnte fliehen, starb jedoch wenig später.
1633 kehrte der Krieg ins Münsterland zurück, kaiserliche Truppen und protestantische Truppen aus Hessen / Lüneburg ziehen plündernd durch das Münsterland. Unter anderen wurde Sendenhorst und vor allem wieder das Kirchspiel mehrfach geplündert. Auch wütete die Pest in dieser Zeit mehrfach im Münsterland und in Sendenhorst.
Bild: Jacques Callot, Die Schrecken des Krieges – Der Galgen, 1632
(nicht Sendenhorst)

Im Winter 1639 kam es wieder zu einem Großbrand: 1/3 der Wohnbebauung ging in Flammen auf, schätzungsweise 80 Häuser, hauptsächlich zwischen Nord- und Ostpforte.

Während dieser Zeit kam es in ganz Deutschland auch zu einem Anstieg der Hexenprozesse. In Sendenhorst und Albersloh sind z. B. zwei Fälle bekannt. Im 1. Fall ging es gegen einen bereits verstorbenen Sendenhorster, den anscheinend die heilige Erde nicht annehmen wollte. Der betroffene J. Loißinck war zeit seines Lebens ein Tunichtgut und Krimineller. Er wurde verurteilt und des Landes verwiesen. Es gelang ihm jedoch, nach Sendenhorst zurück zu kehren. Nachdem er gestorben war und begraben werden sollte, brach ein heftiges Unwetter los, das erst wieder nachließ, nachdem man den L. wieder aus seinem Grab genommen hatte. Die Behörden lehnten jedoch eine nachträgliche Verbrennung auf dem Scheiterhaufen ab.

Bild: Amtsturm zu Wolbeck (aus H. Petzmeyer)


1631 kam es in Albersloh zu folgendem Fall: Fenna Droste denunzierte ihre eigene Tochter Ennecke bei den Behörden wegen Zauberei. Das 13-jährige Mädchen berichtete beim Verhör, dass die Ostkampsche ihr das Angebot gemacht habe, die Zauberei zu lehren. Einen Hexensabbat habe sie erlebt, auf Lammerdings Kammer. Mit dabei waren eine Reihe anderer Bürger aus Albersloh - alle seien sie zum Tanz gekommen. Auch einen Geliebten habe sie gehabt. Der hieß Duvel Hans, der sie zum Tanz führte und mit dem sie sie zur Hölle und wieder zurück geflogen sei.
Die Behörden übergaben das Mädchen dem Albersloher Pfarrer. Trine Ostkamp wurde verhört und gefoltert. Am Ende stand Selbstmord oder Mord durch den Henker: Sie wurde erhängt im Wolbecker Amtsturm aufgefunden.

Auch in der nachfolgenden Zeit kam die Stadt nicht zur Ruhe. So brannten 1650 in Sendenhorst wieder 50 Häuser ab. Die Einwohnerzahl erreicht einen Tiefpunkt. Davon soll aber an anderer Stelle berichtet werden

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