Brot, Bier, Schnapps und Prügel

Sendenhorst - Morgens gab es frisches Brot, abends kühles Bier und Prügel. Die Geschäfte der Sendenhorster Bäcker muteten im 17. Jahrhundert für heutige Verhältnisse recht eigentümlich an. Und sie wurden, was vor allem für das abendliche Bier galt, nicht in Ladenlokalen abgewickelt, sondern in den Wohnungen. Und, wen wunderte es bei dem zuweilen übermäßigen Alkohol, es kam häufig zu Prügeleien unter den Gästen, hat Heinrich Petzmeyer beim Blick in alte Aufzeichnungen festgestellt und in seiner Stadtgeschichte notiert.

Besonders häufig fanden derartige handfeste Auseinandersetzungen wohl in den Behausungen Modersohn, Zurgeist und Hölscher statt - allesamt Bäcker und zugleich Brauer. Illegal war der Ausschank gleichwohl nicht, denn die geschäftstüchtigen Handwerker zahlten Abgaben. Und sie lebten recht gut vom Brot- und Bierverkauf. Der Berufsstand zählte zu dieser Zeit mit einem krisenfesten Einkommen zu den Wohlhabenden in der Stadt, was in den damaligen Steuerlisten deutlich wird. Und das nicht erst in den Jahren nach dem 30-jährigen Krieg.


Ausgeschenkt wurde ein obergäriges Bier, dass schnell verdarb, aber in großen Mengen getrunken seine Wirkung nicht verfehlte. Der „Koit“ war ein beliebtes Importbier aus Münster und Hamm. Dazu wurde Schnaps getrunken, der zu der Zeit aber noch nicht in Sendenhorst gebrannt wurde. Die Blütezeit der Brenner folgte später. Und selbst bei Gottesdiensten, beklagte sich der Pfarrer im Jahr 1613, soll Branntwein ausgeschenkt worden sein. Die Sendenhorster waren also ein trinkfreudiges Völkchen.

Und ein rauflustiges, was besonders für die „Bäcker-Kneipen“ galt, die zum Ende des 16. Jahrhunderts ihre Blütezeit hatten und die an den Stadttoren, vor allem am Westtor ihren Sitz hatten.

So gerieten zum Beispiel die Brüder Hermann und Bernd Wessel bei einem ordentlichen Saufgelage in der Spelunke Schwicker mit Johann Münstermann aneinander. Von ihm verlangten die Brüder, dass er ihren konsumierten Branntwein bezahlen solle. 

Münstermann weigerte sich, und später verließen die drei die Schenke. Mit schlimmen Folgen: Münstermann wurde von den Raufbolden erst verprügelt und dann erstochen. Bernd Wessel wurde sofort verhaftet, sein Bruder Hermann setzte sich erfolgreich als Söldner in den Kriegsdienst ab.

VON JOSEF THESING, SENDENHORST


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