Auf Krach folgt die Scheidung vom Kirchspiel

Sendenhorst - Ein bisschen muss es wohl wie in einer Ehe zugegangen sein, in der es ständig Krach gibt, die möglicherweise sinnvolle Trennung aber immer wieder hinausgezögert wird. Im Jahr 1832 hatte die preußische Regierung dem Bürgermeister Johann Heinrich Brüning aus Enniger die Bürgermeisterei Sendenhorst-Stadt und Sendenhorst Kirchspiel übertragen, was zu Auseinandersetzungen führte.

Brüning residierte auf seinem Schulzenhof in der Bauerschaft Sommersell in der Nähe der Grenze zu Sendenhorst. Mehr als ein Jahrzehnt lang leitete er die drei Landgemeinden. Auf dem Land gab es keine Probleme, aber die „aufsässigen, ganz und gar nicht regierungsfrommen Sendenhorster Bürger machten ihm zu schaffen“, schreibt Heinrich Petzmeyer in seiner Stadtgeschichte.


Dann kam 1848 die bürgerliche Revolution, in der die Stadt und ihr Amtmann immer wieder aneinander gerieten. Das Ende der Revolution nahmen Brüning und die Sendenhorster schließlich zum Anlass, die Scheidung einzureichen, die 1854 vollzogen wurde. Die Stadt Sendenhorst hatte sich zuvor eine eigene städtische Verfassung gegeben. Zum Bürgermeister wurde Friedrich Kronshage gewählt.

Das bedeutete zugleich die Trennung vom Kirchspiel, das weiter zum Verwaltungsverbund mit Enniger und Vorhelm gehörte. Was damals wohl kaum jemand dachte: Erst 113 Jahre später, also im Jahr 1967, fanden die beiden Sendenhorster Verwaltungsteile wieder zusammen. Auch deshalb, weil es in der Stadt zu wenig Platz für eine weitere Ausdehnung gab: Die Grenze des Kirchspiels verlief in unmittelbarer Nähe der Stadt. Zudem lockten zusätzliche Steuereinnahmen. Und das Kirchspiel war dringend auf die Infrastruktur der Stadt angewiesen. 

Und so fasste die Gemeinde Kirchspiel am 20. Februar 1967 im Hotel Zurmühlen den Beschluss, sich zum 1. Januar 1968 wieder der Stadt Sendenhorst anschließen und ein ungewöhnliches Verwaltungskuriosum aufzugeben.

Dem waren allerdings lange Diskussionen vorangegangen, denn längst nicht jeder im Kirchspiel war von der „Wiedervereinigung“ angetan, berichtet Petzmeyer. Der damalige Kirchspiel-Bürgermeister Franz Keweloh erklärte in der Sitzung, dass „wir uns schon länger mit den Gedanken der Rückkehr befassen, weil wir vieles gemeinsam haben“. 

Bereits zwölf Jahre zuvor war der Amtsverband „Stadt- und Kirchspiel Sendenhorst“ gebildet worden, der die entscheidende Annäherung brachte. 

Die Stadt hatte seinerzeit rund 5000, das Kirchspiel etwa 1000 Einwohner. „Entscheidend ist, dass beide Gemeinden, ob sie wollen oder nicht, unlöslich miteinander verbunden sind“, führte Stadtdirektor Heinrich Esser seinerzeit aus. 

Nach dem Kirchspiel war die Stadt an der Reihe, Entscheidungen zu treffen. Dort beschloss die Vertretung im März 1967 den Zusammenschluss. „Nach dem Probejahren dürfte der Zusammenschluss gut und vernünftig sein“, erklärte in der Sitzung Bürgermeister Heinrich Brandhove. „Ich begrüße den Zusammenschluss“, fügte er an.

VON JOSEF THESING, SENDENHORST

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