Von der Befestigung Sendenhorsts - Die vier Stadttorhäuser

Sendenhorst Nach urkundlichen Berichten traf im Jahre 1323 Sendenhorst die erste große Brandkatastrophe. Sendenhorst brannte vollständig nieder. Als Bischof Ludwig II., Landgraf von Hessen (1310-1357)...

Stadttor unterhalb der Burg von Lindenfels im Odenwald. - So oder ähnlich könnten die Stadttore ausgesehen haben. (aus: www.weitwanderungen.de)

...das Stift Münster regierte, ließ er es wieder aufbauen und mit Wall und Graben befestigen. Wahrscheinlich hat er auch gleichzeitig dem Ort Wigboldsrechte verliehen, da er 1315 zum ersten Mal als oppidum (Stadt) genannt wird. Die Befestigungsanlage bestand aus Stadtgraben, den Erdwällen und vier genau den Himmelsrichtungen entsprechenden Toren, die rechts am Ausgange der Stadt standen. Viereinhalbjahrhunderte schützten Wall und Graben die Bewohner vor Raub und Mordgesindel, und die Tore gewährten tagsüber Fremden gegen Einzugsgeld Einlaß.

Im Jahre 1778 wurden nun die Wälle und Gräben zum größten Teil planiert und gut 60 Jahre später (1841) mußten auch bis auf das Osttorhaus die Stadttorhäuser der Entwicklung des Stadtbildes weichen. Durch Ratsbeschluß vom 25. Februar 1804 waren sie zum letzten Mal erneuert, damit die Tore des Nachts wieder geschlossen werden konnten. In den Torhäusern wohnten um 1840 Pförtner, und zwar im Osttorhaus vermutlich Geißler, im Südtorhaus Tagelöhner Wessel, im Westtorhaus Tagelöhner Klosterkamp und im Nordtorhaus Tagelöhner Schroeder. Die Bewohner hatten keine Miete zu zahlen und auch für den dazugehörenden Garten keine Pacht. Ihre Gegenleistungen gegenüber der Stadt bestanden in der Erhebung der Einzugsgelder und Schließung und Öffnung der Tore. Außerdem hatten die Pförtner für die Gemeinde die etwa vorkommenden Bestellungen im Kirchspiel zu erledigen. Auch zu kirchlichem Dienst wurden Sie herangezogen. Die Karfreitagsprozession und Brandprozession zogen an den Befestigungsanlagen der Stadt vorbei. Die Ordner sorgten für Ordnung.

Das Osttorhaus brannte 1806 nieder. Es wurde etwas abseits wieder aufgebaut an dem heutigen Platze, während das Südtorhaus 1749 und das Westtorhaus 1751 dem Brande zum Opfer fielen. Bei ihrer Wiederherstellung waren Sie über die Straße hinweg gebaut worden. Die Torhäuser bestanden aus der Durchfahrt, einer Küche, einer Stube, zwei Schlafzimmern, einer Diele ohne Steine und einem Brettertor. Das Südtorhaus nebst Hof hatte laut Auszug aus der Mutterrolle für die Katastralsteuer eine Größe von 15 Ruthen 18 Fuß, das Westtorhaus von fünf Ruthen 17 Fuß und das Nordtorhaus von vier Ruthen 73 Fuß.

Mit der Zeit waren die Torhäuser, außer dem Osttorhaus, baufällig geworden und drohten einzustürzen. Auch verloren Sie immer mehr ihre Bedeutung, da der Graben an vielen Stellen durch die Planierung der Wälle zugeworfen war und somit kein Hindernis mehr war. Die Stadt war so, auch wenn die Tore geschlossen waren, nicht mehr befestigt.

Am 16. Mai 1840 fand dann unter Bürgermeister Brüning eine Sitzung statt, die den Abbruch dreier Torhäuser zum Gegenstand der Beratung hatte. Das Osttorhaus mußte indes bestehen bleiben, da es erst in jüngster Zeit wieder erbaut worden und das Arrestlokal darin untergebracht war. Die Gemeinderäte stimmten dem Verkauf auf Abbruch zu und gestatteten den Ankäufern, dort eine neue Wohnung in der ungefähren Größe der alten zu bauen. Sie machten zur Bedingung, daß die neue Wohnung aber so weit vorgeschoben werden müsse, daß die Front nicht nach der Straße hin vorspringe, sondern mit den übrigen an der Straße liegenden Häusern eine grade Linie bilden mußte. Die Abschätzung der Häuser nahmen die Gerichtstaxatoren Feiling und Schmetkamp von hier vor. Das Südtor wurde auf 110 Rthl., das Westtor auf 82 Rthl. und das Nordtor auf 115 Rthl. getaxt. Am 21. November 1840 wurden die drei Torhäuser meistbietend auf Abbruch verkauft. Das Südtorhaus kaufte der Posthalter Nikolaus Bonse für 251 Rthl. Gebote gaben hier ab: Lütkehaus 238 Rthl., Tierarzt Bernhard Leußner 239 Rthl., Nikolaus Bonse 240 Rthl., Leußner 241 Rthl., Bonse 242 Rthl., Leußner 243 Rthl., Bonse 244 Rthl., Leußner 245 Rthl., Bonse 246 Rthl., Leußner 250 Rthl., Bonse 251 Rthl. Zu dem Verkauf des Westtorhauses wurde im ersten Verkaufstermin der Zuschlag nicht erteilt. Am 30. September 1840 wurde es dann an den Gastwirt Wilhelm Böcker für 135 Rthl. verkauft. Es boten: Weber Balth. Panning 132 Rthl., Gastwirt Wilhelm Böcker 133 Rthl., Panning 134 Rthl., Böcker 135 Rthl., Das Nordtorhaus kaufte der Tischler Anton Bröcker für 231 Reichsthaler.

Die beiden alten Süd- und Nordtorhäuser wurden im Sommer 1841 und das Westtorhaus etwas später abgebrochen und von den Ankäufern neue Häuser errichtet. Ein Teil des bisherigen Hausplatzes diente der Verbreiterung der öffentlichen Straße.

Mit dem Abbruch der Torhäuser gingen die letzten Wahrzeichen unserer ehemals befestigten Stadt verloren. Sendenhorst war nunmehr eine offene Stadt.

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