Sendenhorst brannte 1806 völlig nieder

Gemeinde versammelte sich am 2. Mai vor 180 Jahren in der Kirche.

St. Martin im Winter 2015

Sendenhorst. Die Stadt Sendenhorst ist bereits im 17. und 18. Jahrhundert wiederholt von größeren Feuersbrünsten heimgesucht worden. Die größte Brandkatastrophe, die seit 1323, als Graf Engelbert von der Mark durch die kriegerischen Ereignisse mit dem münsterschen Bischof Ludwig II. die Stadt Sendenhorst völlig niederbrannte und vernichtete, über Sendenhorst hereinbrach, begann allerdings am 29. April 1806 an einem Dienstag nachmittag um 14 Uhr.

Sie entstand in Hause des Webers Schlüter auf dem Schleiten und erfaßte die halbe Stadt, geschürt durch einen heftigen Westwind. Der Großbrand ließ in wenigen Stunden von den vorhandenen 280 Häusern außer Nebengebäuden 154 Privathäuser in Schutt und Asche sinken. Werte von zwei Millionen Mark wurden vernichtet. Auch der Turm der alten Kirche mit vier Glocken, das Rathaus und das Pfarrhaus wurden ein Raub der Flammen. Lediglich die Südstraße und ein Teil des Nordviertels blieben vom Feuer verschont.

Am Abend des Unglückstages, ohne das Glocken geläutet werden konnten, versammelten sich die Obdachlosen und Abgebrannten um ihren Pfarrer in der alten Kirche. Pfarrer Dr. Franz Wilhelm Darup fand tröstende Worte für seine schwer heimgesuchte Gemeinde. Da die Vernichtung der halben Stadt in wenigen Stunden erfolgt war, ist anzunehmen, daß aus den brennenden Häusern nur wenig an Hab und Gut und bestimmt nicht das ganze Hausvieh gerettet werden konnte, zumal es zur damaligen Zeit weder eine Freiwillige Feuerwehr noch Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz gab. Elend, Not und Armut waren wie ein Unwetter über die Stadt hereingebrochen. Wenn auch der Verlust der Häuser und Mobilien zur Hälfte aus Versicherungsgeldern gedeckt wurde, so hatten die meisten Bewohner nicht die Möglichkeit, ohne drückende Schuldenlast ein bescheidenes Heim wiederaufzubauen.

Am Freitag, 2. Mai 1806, versammelte Pfarrer Dr. Darup die Gemeinde nochmals in der Kirche, um mit Gottes Hilfe Unterstützung für die schwer getroffene Gemeinde zu finden. Es kamen dann der Pfarrer, Bürgermeister und die Gemeinderäte zusammen, um mit Landrat Freiherrn von Ketteler aus Wolbeck über weitere Schritte zu beraten. Der Landrat wollte im staatlichen Auftrag mit der Gemeinde verhandeln, wie ihr zu helfen sei, wie aus Schutt und Asche wieder neues Leben erstehen könne.

Diese Beratung war grundlegend für das Zukunftsbild von Sendenhorst. Das Feuer hatte ganze Arbeit geleistet. So war es leicht, nach einem einheitlichen Bauplan die Stadt wiederaufzubauen, die Straßen symmetrisch und in angemessener Breite anzulegen. Es wurde bestimmt, daß sich jeder den Anordnungen fügen mußte. Dann wurden Mittel und Wege zur Beschaffung der Gelder für den Wiederaufbau gesucht. Man sah sich gezwungen, eine Kollekte in den anderen Orten des Münsterlandes für das brandgeschädigte Sendenhorst abzuhalten. Diese Kollekte, in der näheren wie weiteren Umgebung von Sendenhorst durchgeführt, erbrachte die Summe von 3304 Reichstalern. Trotz dieser kargen finanziellen Hilfe waren schon drei Monate nach dem Brand 50 Häuser wieder gerichtet.

Von der Kollektensumme von 3304 Reichstalern kamen am 5. Juni 1807 2978 zur Verteilung. Dabei wurde für die geschädigten Hauseigentümer und für die Mieter je ein besonderer Verteilungsmodus gewählt. Die Hauseigentümer wurden entsprechend der Bedürftigkeit in fünf Klassen eingeteilt. So enthält die Nachweisung vom 21. Mai 1807 die Namen folgender Hauseigentümer: 1. Klasse je 35 Taler: Everke, Silling jr., Amsel Salomon, Spiekermann, Ww. Wieler, Lammerding, Bücker, Suermann, Beumer, Mamet; 2. Klasse je 25 Taler: Küster Drees, Wiesmann, Klahölter, Lange, Herm., Linnemann, Panning, Dahlhus, Bennemann, Suermann, Lütkehus, Brandhove, Linnemann, Seebröker, Spithöver, Schlenker, Vennewald, Spithöver, Winkelmann, Ahage, Mertens; 3. Klasse je 20 Taler: Hagedorn, Greiwe, Heymann, Barkholt, Burholz, Feyling, Ww. Osthues, Homann, Sulzer, Spithöver, Zumbusch, Bücker, Lütkehus, Brocks, Saerbeck, Oeink, Klehsing, Quante-Bartels, Niehues, Quante, Hagedorn, Greiwe, Panning, Homann, Linnemann, Widdehage, Bunte, Beckmann, Stapel, Steinbieker, Spithöver, Bergessäger, Lütkehus, Gerdemann, Terwesten, Upphoff, Kössendrup, Buhmann, Hillebrand, Hardenberg, Schmalz, Prior, Arens, Grautegut, Schindler, Bücker, Ringhoff, Gehrs, Stumpe, Schlüter, Schmitz, Greiwe, Ww. Fieh, Mussenbrock, Hagedorn, Bergers, Hölscher, Höhne, Frycke, Krey, Beckmann, Wieberg, Holtmann, Brüser, Mais, Edeling, Lütkehus, Witte, Schotte, Bartmann, Bering, Kammann, Jungfer, Catjon, Kalthoff, Junker, Schmetkamp, Debbelt, Schmitz, Ramers, Hartmann, Arnold, Schmitz; 4. Klasse je 12 Taler: Börger, Schmitz, Freise, Erdmann, Borgmann, Mertens, Jungfer, Bülte, Holling, Brüggemann, Bering, Asche, Widdehage, Edeling, Menz, Ww. Tiggers, Melch, Leser, Beumer, Fyhe, Mahle, Bülte, Jungfermann, Kleyer, Feigler, W. Jungfermann, Werring, Klehßing, Schmitz, Niehues; 5. Klasse je 8 Taler: Lackmann, Linnemann, Tawidde.

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