Am Anfang standen zehn „Gesellen“ - Kolpingfamilie in Sendenhorst feiert am kommenden Sonntag ihr 80jähriges Bestehen

Sendenhorst (Eig. Ber.). 80 Jahre Kolpingfamilie in Sendenhorst: ein runder Geburtstag, den die heutigen Mitglieder am Sonntag in angemessenem Rahmen feiern wollen. 80 Jahre, die auch das Leben in der Stadt Sendenhorst mitgeprägt haben. 80 Jahre, die voller Höhen und Tiefen waren.

Dieses Foto entstand im Jahr 1931. Damals unternahm die Sendenhorster Kolping-Familie einen Ausflug zum Grab Adolph Kolpings nach Köln. Anton Hölscher (stehend, 9. v. l.) ist auch heute noch dabei.

Einer der ersten war Anton Hölscher, mittlerweile 87 Jahre alt und seit 1926 aktiv in der Kolpingfamilie tätig. Er kramte im Archiv und weckte alte Erinnerungen. Am 21. Januar 1914 versammelten sich zehn Gesellen zu einer Vorbesprechung, um einen katholischen Gesellenverein zu gründen. Mit der Unterstützung der Geistlichen wurden die Statuten des Vereins ausgearbeitet und den zuständigen Stellen in Münster zur Genehmigung vorgelegt. Die eigentliche Gründungsversammlung fand dann am 8. März 1914 statt.

101 Mark betrug der erste Kassenbestand des Gesellenvereins. Nach Verlesung der Namen der 60 unterzeichneten Mitglieder erfolgte die Wahl des ersten provisorischen Vorstandes, dem als Senior Heinrich Jansing, als Beirat Johann Happe und Bernhard Arnskötter sowie als Ordner Theodor Drees, Heinrich Kötter, Franz Decker und Bernhard Schlüter angehörten. Erster Präses des Sendenhorster Gesellenvereins wurde Kaplan Fürstenau.
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v. l.) Gerd Fredeweß, aktueller Vorsitzender, Anton Hölscher, Vorsitzender 1933 bis 1945, Josef Bült, 17 Jahre lang Vorsitzender und Anton Schmitz, seit über 20 Jahren Kassierer. Foto: Lieber

Die ersten Aktivitäten folgten schnell. Schon am 29. Juni 1914 starteten die Gesellen einen Ausflug in die Baumberge, doch der Kriegsausbruch im August setzte diesem Aufblühen zunächst ein Ende. Im Laufe der Jahrzehnte wechselten die Vorsitzenden und Senioren des katholischen Gesellenvereins, der später in Kolpingfamilie umbenannt wurde. Aber auch die beiden Weltkriege konnten dem Zusammenhalt der Mitglieder nichts anhaben. Die Gesellen blieben stets aktiv und förderten das Vereinsleben.

Im Februar 1920 wurde eine Sportabteilung gegründet, der 18 Mitglieder angehörten. Ein Jahr später formierte sich eine Musikkapelle, die heute noch in der Sendenhorster Stadtkapelle ihren Bestand hat. Zur gleichen Zeit ging der langgehegte Wunsch nach einer Vereinsfahne in Erfüllung. Weitere Aktionen prägten das rege Vereinsleben in den folgenden Jahren. Erwähnenswert ist dabei der 11. Februar 1931, denn an diesem Tag gründete sich der Kolpingchor, der sich während des Nazi-Regimes in „Männergesangverein Eintracht“ umbenennen mußte. Bedingt durch den Krieg konnten kaum noch Veranstaltungen durchgeführt werden, da zweitweise nur noch zwei aktive Kolpingsöhne vor Ort waren.

Nach dem Zusammenbruch 1945 erwachte bereits im Herbst des gleichen Jahres die Kolpingfamilie zu neuem Leben. 1962 wurde eine Jung-Kolping-Gruppe, Anfang der 70er Jahre eine Judo-Gruppe eingerichtet, die bis 1991 aktiv war. In Verbindung mit der Caritas kümmerten sich die Mitglieder Mitte der 70er um die Resozialisierung jugendlicher Strafgefangener, sammelte alte Möbel für die Spätaussiedler. Als es Ende 70er / Anfang 80er in Deutschland wirtschaftlich nicht so gut aussah, half die Kolpingfamilie Jugendlichen bei der Lehrstellensuche.

Zu den Höhepunkten der jüngsten Vergangenheit gehören die Seligsprechung Adolf Kolpings in Rom, zu der die Sendenhorster Mitglieder reisten sowie die Radioübertragung im August 1993, ebenfalls aus Anlaß der Seligsprechung. Auch heute bietet die Kolpingfamilie ein aktives Vereinsleben, zu dem unter anderem das jährliche Sommer-Schützenfest zählt. Es werden Ausflüge organisiert, für die Senioren plant August Northoff zudem eigene Touren und sorgt mit ihnen für die Grabpflege des Heldenfriedhofs. Pfingst-Fahrradtour, Grünkohlessen und der Einkehrtag gehören zum vielfältigen Angebot. Für einen guten Zweck werden Altkleider gesammelt und zu Weihnachten die Tannenbaumaktion durchgeführt.
„Wir können mit ruhigem Gewissen sagen, daß das Werk von Adolf Kolping in Sendenhorst fortgeführt wurde und wird“, zieht Gerd Fredeweß, heutiger Vorsitzender, eine positive Zwischenbilanz.

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