nen ächten Senhuörsken

Der „aolle Klaore“ in Sendenhorst, der Stadt der zwölf Brennereien - aus: Die Glocke, B. Fascies - Freitag, 3. September 1965 So mannigfaltig wie Art und Brauch, Landschaft und Kultur sind auch Speis und Trank. Vielgerühmt ist der Wein vom Rhein, vielgetrunken wird Münchener, Dortmunder, Westfalia und Langenberger Bier. Hier soll von dem guten „aollen Klaoren“ dem heimatlichen, bodenständigen Branntwein, die Rede sein. Die Frage liegt nahe: „Seit wann gibt es überhaupt Brennereien und damit Branntwein?“

DIE ERSTE BEKANNTE ERWÄHNUNG VON SENDENHORST ALS STADT: Verpachtung des „Campus Wolthardino infra opidum Sendenhorst“ durch das Kloster Überwasser in Münster an die Geschwister Wolthardino am 11. August 1315.


Die „Geschichte der deutschen Kornbrennereien“, herausgegeben von der Fachgruppe Kornbrennereien der Wirtschaftsgruppe Spiritusindustrie (Berlin 1936), läßt uns folgendes wissen: „Die Ahnen des Kornbrenners waren deutsche Bauern in den Getreidegegenden Deutschlands. Die ersten Kornbrennereien waren landwirtschaftliche, mit dem Bauernhof eng verbundene Betriebe. Für die Bauern war die Kornbrennerei die notwenige Fortsetzung ihres landwirtschaftlichen Betriebes, ein Mittel zur Verwertung des Ernteüberschusses und vor allem ein Mittel zur Erzeugung des Kraftfuttermittels Schlempe. Die Branntweingewinnung war Nebensache. In einem wie starkem Umfange sich das Bedürfnis zur Einrichtung landwirtschaftlicher Brennereien geltend gemacht hat, zeigt die Aufzählung von 22 969 Brennereien im Jahre 1831 in Preußen, wovon 69 Prozent auf dem Lande betrieben wurde. Wann nun hier die erste Brennerei entstanden ist, kann mit einiger Sicherheit nicht festgestellt werden“.

In der Akte Commissionis des Kriegs-Commissari Kurlbaum betreffs Lage und Gewerbe, Verhältnisse der Städte und Wiegbolde des Erbfürstentums Münster wird über Sendenhorst unterm 2. April 1803 folgendes geschrieben: „Es befinden sich hier überhaupt nur drei Brandwein-Brenner, welche nur allein im Winter und alsdann auch nur bei Tage und nicht die Nacht hindurch brennen. Einer dieser Brandweinbrenner, der Colon und Bürger Suergeist (heute Tergeist), wohnt außerhalb der Stadt nahe vor dem Tore.“ Weiter heißt es: „In der Nähe wohnt keiner, der Brandwein brennt. Der nächste Brandweinbrenner wohnt ein bis eineinhalb Stunde von der Stadt“. Die statistische Aufnahme von 1816 zeigt vier Branntweinbrennereien an. Diese waren Suergeist (heute Tergeist), Brüning (heute Roetering), Böcker (heute Triebus) und Frede. In den nächsten Jahrzehnten folgten Arens-Sommersell, Beumer-Jönsthövel, Böcker-Laink, Vissing, Bonse, Everke, Elmenhorst, Panning, Silling (Oststraße), Silling (Weststraße), Suermann, Topp-Herweg, Wieler-Ridder, Werring-Löbker, Homann-Telges, Horstmann-Rhemen, Werring-Zurmühlen.

Seit alters geht nun das Gläschen mit dem „aollen Klaoren“ in froher Runde um. Der Bergmann gönnt sich seinen verdienten Halben, wenn er aus der Grube kommt; der Maurer gebraucht einen „Kluck“ bei seinen Arbeiten; in der Erntezeit schenkt der Bauer den fleißigen Helfern einen „aollen Klaoren“ ein, und auch am Stammtisch wird er gern getrunken. Im Hause bewillkommnet er die Gäste und verscheucht nach allzu guter Mahlzeit jegliche Beschwerden des Leibes. Nicht zu missen ist der Korn in der Schlachtzeit. Pannhas, Töttchen und das leckere Mett wären ohne ihn unverdaulich. Die kräftigen Esser würden traumschwere Nächte erleben gleich Jans Baunenkamp, den Karl Wagenfeld während der bösen Hungersnot 1917 leibhaftig zur Hölle fahren ließ, weil er als Hamster gegen die Gesetze des Vaterlandes gesündigt hatte. Unter Umständen vermag der „ächte Senhuörske“ einen Mann umzuwerfen, was mehrere Episoden bezeugen. Auch in der Hausapotheke nimmt der Schnaps einen Platz ein, einmal als Hausmittel bei Zahnschmerzen usw. und zum anderen als Vorbeugungsmittel. Vielfach wird heute noch nach dem Haarschneiden der Kopf mit „Fusel“ eingerieben.

Wie nun der „aolle Klaore“ in Sendenhorst, der Stadt der zwölf Brennereien, besungen wird, zeigt das folgende Lied, das die Sendenhorster Johannisbrüder schon vor Jahrzehnten in ihr Liederbuch aufgenommen haben. Gesungen wird es nach der Melodie „Wohlauf, die Luft geht frisch und rein“:

Viel Schönes giff’t up düse Welt, watt lecker iss to drinken, weil hät de Saken alls telt, de uss doht fröndlik winken. Man drinket Beer, man drinket Wien, un Sekt drinkt wull en Daohren; men’t beste iss bie Lust und Pien en schönen „Aollen Klaoren“. Valerie, valera usw.

Det Muorgens fröh, so giegen tein, freist eenem nao de Bollen; man ätt däorum en Töttken sik un drinkt „En halwen Aollen“. Det Middags, eh‘ man geiht to Disk, schmäck gued so’n kleines Schlücksken. Det Aobends, kuort vüör Schlaopengaohn, bekümp em guet en Klücksken.

Bi Kärmiss, Kinddaup, Schützenfest iss he nich to entbehren, man drinkt em in dat kleinste Nest, well will uss dat verwehren? En „Aollen Klaoren“ drinkt de Buer, de Raot, de Büörgermester, de Handwiärks- un de Arbeitsmann, de Schwiene kriegt de Trester.

Nu giff et aower manche Lüe, de daoht dat schrecklich finnen, wenn eener sik maol aff un to ess döht „en Halwen“ günnen. Vüör düsse Mensken will wi uss wahrhaftig nich verkrupen; wie drinket doch, ähr tom Verdruß; man brukt jä nich to supen!

Von’t beste Korn, dao mot he sien, gebrannt up zünft’ge Wiese, dann schmäck viel biätter he äs Wien, vertappt in guede Hüse. Men well uss giff Katuffelschnaps un läöt sik den betahlen, äs wäör et „gueden Aollen“ west, den sall de

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