Die letzten Jubeltage im 650jährigen Sendenhorst

Historischer Festzug zum Jubiläumsabschluß - Feuerwehr und DRK zeigten Einsatzleistung - 1000 Kinderballone auf der Reise - Eindrucksvolles Heldengedenken - Wiedersehen SENDENHORST. Die Jubelstadt stand zum Ende ihrer Festwoche noch einmal mehr als vorher im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

Am Samstagnachmittag legten Freiwillige Feuerwehr und DRK-Zug mit einer gemeinsamen Katastrophenübung am Gebäude der Bäuerlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Zeugnis von ihrer Einsatzbereitschaft und ihrem Können ab. Zwei Stunden später starteten tausend Kinderluftballons vom Sportplatz aus zu einem Weitflug, von dem noch zu hören sein wird. Um 19 Uhr gedachte die Bevölkerung ihrer Toten und Vermißten in einer einmalig feierlichen Weise vor dem Kriegerehrenmal und am Abend trafen sich frühere und jetzige Sendenhorster zu einem großen Wiedersehen im riesigen Festzelt.

Bild links:
Die große ausfahrbare Leiter mußte an dem hohen Gebäude eingesetzt werden.

Bild daneben::
"Verletzte" wurden von DRK-Helfern aus Liegen gebettet und zum Sanka getragen.


Am Sonntagmorgen gedachten die katholischen Gläubigen der hundertjährigen Tradition der Pfarrkirche St. Martin und am Nachmittag strömten tausende und abertausende von Besuchern aus nah und fern in die Jubelstadt und sahen dort den fast 3 km langen Festzug „Sendenhorst im Wandel der Jahrhunderte“.

Bei der Feuerwehr- und DRK-Übung war angenommen, daß im Gebäude der „Bäuerlichen“ ein Feuer ausgebrochen sei, bei dem es Vergiftungen gab und bei der Menschen aus rauchvergifteten Räumen gerettet werden mußten. Während ein Teil der Wehrmänner unter der Gesamtleitung ihres Wehrführers und stellv. Kreisbrandmeisters Everke das Gebäude löschte - auch die ausfahrbare Leiter mußte dazu eingesetzt werden - bemühten sich andere unter Schutzmasken um das Auffinden und Bergen der Verletzten. Sobald diese aus dem Gebäude getragen waren, nahmen sie die Helferinnen und Helfer des DRK-Zuges unter Leitung von der Kreisbereitschaftsführerin Frau Roetering in ihre Obhut, versorgten sie zunächst und transportierten sie dann mit Sanitätskraftwagen ab.

Beim großen Luftballonstart war die Ungeduld der Kinder schuld, daß es nicht zu dem geplanten Massenstart kam. Feuerwehrmänner - gerade von der Schauübung zurückgekehrt - füllten die Ballons mit Gas, wie sie schon am vergangenen Sonntag den großen Freiballon der Westfälischen Nachrichten mit 600 cbm gefüllt hatten, kleine Zettel mit der Anschrift des Absenders wurden befestigt, und dann vertraute man die Fracht den Wolken an. Allerdings war es ziemlich windstill und nur langsam entfernten sich die Ballons vom Platz.

Besonders eindrucksvoll hatte man die Heldengedenkfeier gestaltet. Vor dem Kriegerehrenmal am Osttor war eine Leinwand aufgespannt, auf die man im Laufe der Feier zunächst die Namen und dann ein Bild jedes einzelnen Gefallenen und Vermißten des zweiten Weltkrieges in alphabetischer Reihenfolge projizierte. „Ich bete an die Macht der Liebe“ und das Lied vom guten Kameraden, vorgetragen von der Stadtkapelle sowie ein sinnvolles Gedicht dreier Schüler waren die einzige akustische Untermalung dieser stillen und gerade deshalb so eindrucksvollen Gedenkfeier. 
Bild links: Besonders eindrucksvoll war die Heldengedenkstunde, bei der Bilder aller im 2. Weltkrieg gefallenen und vermißten Sendenhorster gezeigt werden.


Bild rechts: Plattdeutsch unterhielt Theo Breider aus Münster die alten und jungen Sendenhorster im Festzelt.

Viele freudige Begrüßung, viel Erzählen, Wiedererkennen und Wiedersehen gab es dafür abends im bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt bei einer Wiedersehensfeier, zu der viele alte Sendenhorster in ihre Heimat gekommen waren. Bürgermeister Brandhove hieß alle herzlich willkommen, ehe Bernhard Fascies Erläuterungen zu einer Dia-Serie vom alten und heutigen Sendenhorst gab. Dann aber ging es mit Schwung und Theo Breider aus Münster in den zweiten unterhaltenden Teil, in dem das Plattdeutsch dominierte, gemeinsam Volkslieder gesungen wurden und die Freude über die altbewährte heimatliche Gemeinschaft nicht nachließ.

Was Sendenhorst zum Abschlußtag mit seinem Festzug zu bieten hatte, übertraf alle Erwartungen. In stilechten Kostümen sah man da die Geschichte der Stadt auf Rädern an sich vorbeirollen und in historischen Fußgruppen vorüberziehen. Es begann mit den Edlen von Sendenhorst in alter Ritterrüstung und Kettenhemd und endete mit dem heutigen Stadtrat im schwarzen Anzug. Dazwischen aber gab es keine Epoche und kein geschichtliches Ereignis, das nicht erwähnt und gezeigt wurde. Das alte Stadttor mit dem Wächter davor, die preußischen und französischen Grenadiere der Napoleonischen Zeit, die Kosaken von 1813 mit ihren grimmigen Schnurrbärten, die gute alte, gelbe Postkutsche, die Werkstätten der Innungen und Zünfte, Rübezahl mit seinen Zwergen als Beitrag der Vertriebenen, und vieles andere mehr zog an den nach tausenden zählenden Zuschauermassen vorbei, ehe ein Füllhorn aus Blumen die Reihe der Wagen abschloß. Alle Vereine und Verbände folgten mit ihren Fahnenabordnungen und den allerletzten Schluß bildete Sendenhorsts Original, der Glocken-Becker, auf seinem alten Fahrrad mit den Westfälischen Nachrichten auf dem Gepäckträger und seiner Ausschellglocke in der Hand.

Dieser Zug war ein würdiger Abschluß und letzter Höhepunkt in der Festwoche der 650jährigen Stadt, die wenn auch nicht groß, lebt und blüht wie eh und je und der man weitere hunderte von Jahren nicht zu wünschen braucht, weil sie den Geist in sich trägt, der eine Fortsetzung der traditionsreichen Geschichte erwarten läßt. vh

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