100 Jahre St.-Martini-Pfarrkirche

Pfarrer Lorenbeck kaufte eine Schleuse für den Kirchbau - aus: Die Glocke - Donnerstag, 2. September 1965 Sendenhorst. Nunmehr sind 100 Jahre verflossen, seit Bischof Johann Georg die Sendenhorster Pfarrkirche zu Ehren des heiligen Bischofs von Tours, des heiligen Martinus, weihte.

Kirche März 2012 - Mond, Venus und Jupiter sichtbar - by CHBild: Kirche März 2012 - Mond, Venus und Jupiter sichtbar - by CH 

Vor 140 Jahren wurden die ersten Schritte zum Kirchenbau getan. Wenn die Verwirklichung dieser ersten Entschlüsse volle 40 Jahre in Anspruch nahm, so muß wohl dieser lange Zeitraum ausgefüllt gewesen sein mit vielen Sorgen, Schwierigkeiten und großen Opfern. Der Väter Werk und Taten sind es wert, daß ihrer aus Anlaß der Jahrhundertfeier gedacht wird.

Das frühere Gotteshaus, ein schlichter Bau im romanischen Stil, war eine Kreuzkirche, deren Längsachse 93 Fuß gleich 29 m Quadratfuß, gleich 400 Quadratmeter betrug. Mehrere Brände und „der Zahn der Zeit“ hatten das Gotteshaus arg mitgenommen. Bei dem großen Brande am 29. April 1806, als ein großer Teil der Stadt eingeäschert wurde, brannte der Kirchturm aus; die Glocken schmolzen, und das Mauerwerk des Turmes erlitt weite Risse. Infolge der Kriegsjahre unterblieb die Renovierung.

Während zunächst ein Erweiterungsbau geplant war, kam man in einer Konferenz am 11. Mai 1836 unter Vorsitz des Landrats zu dem Beschluß, die Kirche von Grund auf neu zu bauen. Pfarrer Lorenbeck hatte große Pläne und auch die Tatkraft zu ihrer Durchführung. Durch die Verlegung des Friedhofs aus der Mitte der Stadt zum Osttor im Jahre 1843 wurde für den Kirchenbau freies Gelände geschaffen. Zur derselben Zeit stellte der Pfarrer Pastoratsgrundstücke auf dem Nienkamp zur Ausbeutung des Lehmes zur Verfügung und schloß mit dem Ziegelmeister Hartmann aus Amelsbüren einen Vertrag auf Herstellung von Ziegelsteinen zum Preise von 2 Thlr. pro 1000 Stück. Da das Ergebnis des Probebrandes günstig ausfiel, wurde beschlossen, die ganze Kirche in Ziegelrohbau auszuführen.

Ein weiteres Jahrzehnt verging, bis das Vorhaben des Pfarrers zur Reife kam. Diese Zeit wurde zur Vergrößerung des Baukapitals, zur Beschaffung der Materialien und Ausarbeitung der Pläne benutzt.
Seit 1840 war die Schiffahrt auf dem Max-Clemens-Kanal, der hauptsächlich von dem Fürstbischof Clemens August von Bayern (1719 bis 1761) von Münster bis Maxhafen bei Neuenkirchen bei Rheine gebaut war, eingestellt. Das Material der Schleuse kam zum Verkauf. Im Kirchspiel Greven befand sich die Steinschleuse, die Pfarrer Lorenbeck von Greven aus, wo er vorher als Kaplan tätig gewesen war, kannte. Er kaufte diese Schleuse für den Kirchenbau. die gewaltigen Quadern wurden dann durch Fuhren auf schlechten Wegen jahrelang herbeigeschafft. Oft brachten vier Pferde nur einen einzigen Stein über die etwa acht Stunden lange Wegestrecke. Die Steine der Schleuse fanden später zum Sockelmauerwerk und dem großen Westturm Verwendung.

1853 wurde zunächst im Pastoratsgarten eine große Notkirche gebaut. Dann wurde mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen. Am Dienstag, 21. August 1855, wurde in Anwesenheit des Bischofs Johann Georg der Grundstein gelegt. Der Bau konnte beginnen. Der große Kirchplatz glich einem riesigen Steinlager. Hunderte von fleißigen Händen regten sich. Hunderte von Pferden schafften jahrelang Baumaterial zur Baustelle. Tagtäglich sah man den Pfarrer im Arbeitskleid auf der Baustelle. Bei all den Mühen, die er länger als ein Vierteljahrhundert auf die Durchführung seiner Lebensaufgabe verwendete, blieben ihm schwere Sorgen und Enttäuschungen nicht erspart. Pfarrer Lorenbeck starb kurz vor Vollendung des Baues am 6. Januar 1865, tief betrauert von der ganzen Gemeinde. Zwei Jahre nach seinem Tode wurde ihm auf dem Friedhof ein Denkmal gesetzt mit der Inschrift: „Dem Erbauer der Kirche die dankbare Gemeinde“.
Bei schönstem Herbstwetter, in der Martinoktav, am Dienstag, 14. November 1865, hielt der Bischof Dr. Johann Georg Müller seinen Einzug in das festlich geschmückte Städtchen, um am folgenden Tage das neue Gotteshaus dem hl. Martinus zu weihen. Unter seinem Nachfolger, dem Pfarrer Reinermann, wurde im Jahre 1868 der große Westturm fertiggestellt und eingeweiht.

Nun ragt schon seit 100 Jahren der stolze Kirchbau mit seinen drei Türmen und vielen Türmchen inmitten der Stadt zum Himmel empor und ruft uns zu: „Sursum corda!“ Empor die Herzen.

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